Ismaning:Esprit aus leuchtenden Farben

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Veronika Schattenmann taucht ein in Shakespeares "Sommernachtstraum". (Foto: Catherina Hess)

Veronika Schattenman bleibt in der neuen Ausstellung "Joie de Vivre - Neues aus dem Turm" ihrer schwungvollen Linie treu

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Wer nach Künstlerinnen sucht, die den nördlichen wie südlichen Landkreis gleichermaßen repräsentieren, der landet rasch bei Veronika Schattenmann. Sie lebt seit vielen Jahren in Ottobrunn, wo sie sich auch als künstlerische Leiterin des dortigen Kunstvereins engagiert. Die meisten ihrer Arbeiten aber entstehen in Ismaning, und das in einem besonderen Ambiente: Seit 1980 belebt Schattenmann mit ihrer Kunst den alten Wasserturm der Gemeinde. Der Bürgermeister hatte ihr den ungewöhnlichen Ort damals spontan angeboten, als sie auf der Suche nach einem Atelier war. Das alte Gemäuer ist manchmal ein wenig feucht, doch "man hat seine Freiheit", sagt Schattenmann mit einem Lächeln.

Dass diese Freiheit der Malerin sehr entgegen kommt, das zeigt auch ihr Werk. In ihren Bildern fliegen die Ideen, Geschichten tun sich auf, die Fantasie treibt im Wortsinn bunte Blüten. 79 Jahre ist Schattenmann inzwischen, doch ihre jugendliche Ausdrucksfreude ist ungebrochen. Esprit und Lebensfreude strahlen aus den farbenfrohen Acrylbildern, die zwischen Abstraktion und konkreter Linie balancieren. Vor vier Jahren unterbrach eine Schulteroperation die Arbeit der Künstlerin jäh. Sie hatte bereits Sorge, dass sie nicht mehr würde malen können, unbegründet, glücklicherweise. Zum Dank setzte Schattenmann ihre Arbeit nach der Genesung mit umso größerem Schaffensdrang fort. Eine Auswahl der Bilder aus dieser jüngsten Phase sind nun in der Galerie im Schlosspavillon zu sehen, ergänzt um einige ältere Werke.

Im Zentrum steht ein Zyklus, inspiriert von William Shakespeares "Sommernachtstraum". Zwischen den schemenhaften Bäumen im Zauberwald des Elfenkönigs Oberon tummeln sich Satyrn und andere mythologische Figuren, Tiere, Menschen und Elfen vereinen sich zu einem Reigen ausgelassenen Verwirr- und Liebesspiels. Fast szenenhaft muten einige der Motive der Bilderfolge an. Schattenmann ist eine Erzählerin ohne Worte und Buchstaben. Ihre Geschichten beginnen in kräftigen, emotionalen Farben, welche die Handlung auf die Leinwand ausbreiten, oft zunächst skizzenhaft, bis eine klare, schwungvolle Linie sie schließlich einfängt und sanft in Formen fasst.

Diese Technik findet sich auch in Schattenmanns kleineren Arbeiten, dem Reisetagebuch etwa, in dem sie Inspirationen auf langen Zugfahrten festhält. "Ich brauche die Linie", sagt Schattenmann. Es ist auch eine Reminiszenz an ihre künstlerische Herkunft: Die Ottobrunnerin, geboren in Leisnig bei Leipzig, studierte an der Blocherer Schule in München Gebrauchsgrafik und später an der Kunstakademie bei Professor Charles Crodel. Nach ihrem Studium begann Schattenmann zunächst bei Constantin Film als Bühnenmalerin für Trickfilme. Manche ihrer Bilder erinnern daher nicht von ungefähr an einen Bühnenaufbau. Über mehrere Ebenen lugen die tierköpfigen Figuren hinter Geäst hervor, Wellen türmen sich vor den Protagonisten auf. In Oberons Wald hat Schattenmann collagenhaft Figuren aus früheren Werken aufgenommen. Die Mehrschichtigkeit lässt dem Betrachter Raum, in die Welten der Bilder einzutauchen und seine eigenen Geschichten weiterzuspinnen.

Die oft spielerische Herangehensweise Schattenmanns gibt der Schau auch ihren Titel. "Joie de Vivre - Neues aus dem Turm" ist sie überschrieben. Tatsächlich findet sich unter den Bildern ein einziges in dunklen Farbtönen, die skizzenhafte Tuschezeichnung "In den Wäldern". Die übrigen leuchten in kräftigen Farben, einige Arbeiten erinnern in ihrer beinahe naiven Figurenzeichnung und den wiederkehrenden Tierzitaten an Marc Chagall.

In Aktion erleben kann man Veronika Schattenmann übrigens am Samstag, 16. Juni. Zum Ismaninger Kulturwochenende zeigt sie von 16.15 Uhr an eine Malperformance.

"Joie de Vivre - Neues aus dem Turm" ist noch bis 15. Juli dienstags bis sonntags von 14.30 bis 17 Uhr in der Galerie im Schlosspavillon zu sehen.

© SZ vom 24.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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