Ismaning:Delfinbilder unter dem Kronleuchter

Ismaning: Hat ein paar exotisch-tierische Motive in die mondänen Räume des Schlosspavillons mitgebracht: Lisa Eitler von der Malwerkstatt Schönbrunn.

Hat ein paar exotisch-tierische Motive in die mondänen Räume des Schlosspavillons mitgebracht: Lisa Eitler von der Malwerkstatt Schönbrunn.

(Foto: Stephan Rumpf)

Künstler der Malwerkstatt Franziskuswerk Schönbrunn stellen im Schlosspavillon Ismaning aus

Von Franziska Gerlach, Ismaning

In diesen Tagen beherbergt die Galerie im Ismaninger Schlosspavillon einige recht exotische Gäste: Ein Tukan, ein Flamingo und ein Delfin von Lisa Eitler hängen dort unter dem Kronleuchter, und in der Unterwasserwelt, die Veronika Hesse in ihrer Collage aus geklebten Tapetenresten und Acrylfarbe geschaffen hat, ist ein goldener Koi zu Hause. "Kunst - grenzenlos" heißt die Ausstellung, die noch bis zum 18. Dezember zu sehen sein wird. Die Schau vereint 30 Bilder, die acht Künstler in der Malwerkstatt Franziskuswerk in Schönbrunn geschaffen haben.

Immer mittwochs kommen in der Einrichtung bei Dachau Menschen mit Behinderung zusammen. Manche leiden an Autismus, andere erkrankten als Kinder an Kinderlähmung, wieder andere tun sich einfach nur mit dem Lernen schwer. Allerdings ganz augenscheinlich nicht mit der Kunst: Gemeinsam mit Jessica Appler, der Leiterin der Malwerkstatt, sind nämlich wunderbare Bildwelten entstanden. Nicht auf den Geschmack einer potenziellen Käuferschaft ausgerichtet, sondern inspiriert von der eigenen Lebensrealität - und Begabung. Das liebste Motiv von Alois Palm sind etwa Blumen, und Maximilian Nickl schafft intensive Farbwelten, indem er vorgezeichnete Kästchen mit Buntstift füllt.

Roxanne Ziemann nimmt sich dagegen mit heiligem Ernst der Interpretation von Figuren aus Manga-Comics an. Und der unverkrampfte Umgang mit Farben und Formen, den sie an den Tag legt, tut dem im 19. Jahrhundert klassizistisch überarbeiteten Cuvilliés-Bau in Ismaning zweifelsohne gut. Klar ist aber auch: "Wir stellen Berufskünstler aus, keine malenden Hausfrauen und Rentner", sagt Gisela Hesse, Kuratorin der Galerie im Schlosspavillon. Insofern sei diese Ausstellung schon eine Ausnahme. Allerdings eine, die man herzlich willkommen heißt. Immerhin zögen die Künstler ja Selbstbewusstsein aus öffentlicher Anerkennung. Links und rechts zu schauen, sich unsicher am Nachbarn zu orientieren oder den anderen gar zu kopieren, das liege den Teilnehmern der Werkstatt aber fern, sagt Leiterin Appler. Jeder pflege vielmehr seinen eigenen Stil: Josef Putz, dem in diesem Jahr der zweite Preis beim oberbayerischen Kunstförderpreis zugesprochen wurde, hat Feste und Feiern als Thema entdeckt. Farbenfroh sind seine Bilder, durch die er Figuren mit kindlichen Gesichtern tanzen lässt oder Luftballons gen Himmel steigen.

Ganz anders Andreas Uffinger: Der 28-Jährige ist der Coole in der Gruppe. Er probiert gern Neues aus, das gilt für seinen Kleidungsstil wie für seine Kunst. Besonders gerne fertigt er Collagen, für die er Zeitungsüberschriften ausschneidet und einen in Tusche getunkten Faden über das Werk zieht. Grafisch und abstrakt ist das Ergebnis zumeist, und wer über Bezüge sinniert, der wird vielleicht ein wenig Picasso in Uffinger ausmachen. Gefragt sind seine Bilder aber so oder so. Denn, wie er stolz erzählt, hat sich selbst der Dachauer Bürgermeister Florian Hartmann mittlerweile eines zugelegt. Auch Helmut Rötzer, mit 69 Jahren der Älteste der Gruppe, kann einen Bestseller vorweisen: Eine Rosenblüte, die er im Linoldruck in allen erdenklichen Farben vervielfältigt. Pink. Grün. Rot. Dann wiederum tupft er in Schwammtechnik Landschaften, oder aber er lässt sich von einem Buch mit Natur- und Tiermotiven inspirieren. Überhaupt sei, sagt Appler, in vielen Arbeiten eine ausgeprägte Liebe zu Tieren und zur Natur spürbar - eine Welt, in der das Diktat intellektueller Obrigkeiten außer Kraft gesetzt ist.

Ihre eigenen Arbeiten zeigt die Mode- und Grafikdesignerin ganz bescheiden im rechten Pavillon-Flügel: Die feinen, farblichen Nuancen eines weißen Blazers hat sie in Öl gebannt, eine andere Arbeit ist den Heckenrosen im Sylter Spätsommer gewidmet. Sie habe ihre Arbeiten einfach dazugehängt, weil oft gefragt werde, wer die Werkstatt leite.

Die Galerie im Schlosspavillon in Ismaning ist täglich außer montags von 14.30 bis 17 Uhr geöffnet.

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