Ismaning:Angst vor einer neuen Flughafen-Autobahn

Lesezeit: 2 min

Im Bundesverkehrswegeplan steht neben dem Ausbau der A 99 auch die Erweiterung der B 471 und der B 388 bei Ismaning. Dort fürchtet man, dass bald der ganze Verkehr ins Erdinger Moos an der Gemeinde vorbeigeleitet wird.

Von Martin Mühlfenzl, Ismaning

Der CSU-Bundespolitiker Florian Hahn spricht von "wichtigen Weichen zur Bewältigung des Verkehrs in unserer Heimat". Der in der Heimat sitzende Ismaninger Bürgermeister Alexander Greulich von der SPD befürchtet, dass schon bald die "Flughafen-Autobahn" an seiner Gemeinde vorbeiführt. Und der grüne Kreisrat Markus Büchler bezeichnet den neu aufgelegten Bundesverkehrswegeplan in Gänze als "Fehlgriff" - und insbesondere die darin aufgelisteten Vorhaben auf den Bundesstraßen im nördlichen Landkreis als das "Allergrauenhafteste".

Das sind zwar einerseits die erwartbaren Reaktion dreier Politiker unterschiedlicher Couleur und in unterschiedlicher Verantwortung; sie machen aber auch deutlich, dass der Bundesverkehrswegeplan abseits der milliardenschweren Projekte auf den Autobahnen, die in umfangreichen Maße auch den Landkreis betreffen, Sprengstoff beinhalten. Ganz besonders zwischen der Anschlussstelle Aschheim/Ismaning - ein nicht minder umstrittenes Projekt des Bundes - und dem Münchner Flughafen im Erdinger Moos.

A 99
:Die 45-Millionen-Auffahrt wird eingeweiht

Obwohl sie noch nicht ganz fertig ist, soll die neue Autobahnanschlussstelle Aschheim/Ismaning in Betrieb genommen werden. Selbst im Landratsamt gibt es Zweifel, ob der Termin zu halten ist.

Von Martin Mühlfenzl

Ein konkretes Vorhaben auf den Bundesstraßen ist im neuen Handbuch der bundesdeutschen Verkehrspolitik aufgelistet, das Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Mittwoch in Berlin vorgestellt hat: Der vierspurige Ausbau der B 471 von der Schnittstelle mit der B 13 über Garching bis Ismaning und in der Folge auf der östlichen Ismaninger Ortsumfahrung. Von dort wiederum soll in Richtung Norden auch die B 388 an Fischerhäuser vorbei in Richtung Erding vierspurig werden, ebenso wie die B 301 zum Flughafen.

Der Bürgermeister fordert mehr Ehrlichkeit

Ausgenommen ist noch der vierspurige Ausbau der B 471 von Ismaning in Richtung Süden bis zur Anschlussstelle Aschheim/Ismaning der A 99. "Aber wichtig ist das noch", sagt Ismanings Rathauschef Greulich. "Denn jeder bei gesundem Menschenverstand weiß, dass der dann die logische Folge wäre." Auf vier Spuren ausgebaut käme die gesamte Trasse von der Anschlussstelle Aschheim/Ismaning in Richtung Erding und Flughafen eben einer neuen Autobahn gleich. "Das müsste der Bund aber auch so ehrlich formulieren", sagt Greulich.

Diese Maßnahmen werden freilich nicht von jetzt auf gleich umgesetzt. Im Bundesverkehrswegeplan laufen sie unter der Bezeichnung "Neue Vorhaben - vordringlicher Bedarf und vordringlicher Bedarf-Engpassbeseitigung". Die Trasse zwischen Garching und Ismaning, bei der die dringend sanierungsbedürftige Isarbrücke übrigens nicht aufgelistet ist, läuft in der Kategorie Engpassbeseitigung - sie soll als vierspurige Strecke also dazu beitragen, Staus zu vermeiden.

Doch genau hier erkennt Rathauschef Greulich Handlungsbedarf: "Unser Ziel muss es sein, Knotenpunkte zu vermeiden. Aber mit diesen Plänen schaffen wir neue." Und insbesondere der Ausbau der B 388 in Richtung Flughafen, kombiniert mit dem Ausbau der B 301 Richtung Hallbergmoos und damit in direkter Linie zum Flughafen, würden Fakten schaffen: "Dann - und das muss man wissen - kommt tatsächlich die Flughafen-Autobahn, die dann halt offiziell nicht Autobahn heißt."

Die CSU verspricht Entlastung, die Grünen geißeln Naturzerstörung

Der CSU-Bundestagsabgeordnete Florian Hahn glaubt indes, dass auch die Maßnahmen auf den Bundesstraßen im Norden - dazu zählt auch der Ausbau der B 13 zwischen der Anschlussstelle der A 92 Unterschleißheim und Maisteig - im Norden spürbare Entlastungen nach sich ziehen werde; verbunden mit dem achtspurigen Ausbau der A 99, der zunächst zwischen der Anschlussstelle Haar und dem Kreuz Nord verwirklicht wird. Anwohner und Verkehrsteilnehmer würden langfristig von den Projekten profitieren, sagt Hahn.

Greulich befürchtet "mehr Lärmbelästigung, mehr Verkehr, mehr Stau". Und der Grüne Büchler spricht gerade mit Blick auf den Münchner Norden von "brutal rückwärtsgewandter Politik der Siebzigerjahre". Im Landkreis München, sagt Büchler, finde doch seit geraumer Zeit eine ganz andere Diskussion statt: "Es wird über Tangentialverbindungen zwischen den Orten gesprochen, über eine Stadt-Umland-Bahn. Und dann geht es jetzt doch wieder nur um Straßen und die Zerstörung der Isarauen."

© SZ vom 18.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: