IOC: Winterspiele 2018:Münchens Olympia-Konkurrent in Bedrängnis

Der südkoreanische Bewerber Pyeongchang gerät unter Druck - wegen dubioser Sponsorenverträge. Das könnte die Chancen für München erhöhen, den Zuschlag für die Spiele zu bekommen.

T. Kistner und K. Riedel

Die Chancen von München und Garmisch-Partenkirchen, die Winterspiele 2018 ausrichten zu dürfen, sind gestiegen. Denn der südkoreanische Mitbewerber Pyeongchang gerät wegen umstrittener Sponsorenverträge unter Druck. Wie ein hoher Funktionär des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) der Süddeutschen Zeitung bestätigte, prüft die IOC-Ethikkommission, ob die Südkoreaner sich in dem Bewerbungsverfahren regelwidrig verhalten haben. Wenn das der Fall wäre, könnten die Strafen weitreichend sein - bis hin zum Ausschluss von der Olympiakür.

Olympia-Bewerbung absegnen

Der Korea-Konflikt könnte Auswirkungen auf die Olympia-Bewerbungen für die Winterspiele 2018 haben. (Archiv)

(Foto: dpa)

Grund für das Vorgehen des IOC sind zwei Sponsorenverträge, die am Rande der Tagung nationaler olympischer Komitees in Acapulco bekannt wurden. Die Fluglinie "Korean Air" hat mit der Internationalen Eislauf-Union (ISU) einen Zwei-Jahres-Vertrag als Titelsponsor des Shorttrack-Weltcups abgeschlossen. Elektronikkonzern Samsung sponsert in den nächsten Jahren den internationalen Ruderverband (FISA). Dessen Präsident Denis Oswald ist Mitglied der IOC-Exekutive und stimmt am 6.Juli2011 bei der IOC-Vollversammlung in Durban über die Vergabe ab. Ebenfalls eine Stimme hat dort Eislaufpräsident Ottavio Cinquanta, der den Vertrag mit "Korean Air" so kommentierte: "Wir freuen uns über diese Vereinbarung."

Weniger begeistert ist offenbar die IOC-Ethikkommission. Ein hoher IOC-Funktionär sagte der SZ, es erscheine schon fragwürdig, "wenn eine koreanische Airline mit internationalen Verbänden Verträge abschließt - jedenfalls, wenn sie zugleich Sponsor der südkoreanischen Bewerbung ist". Es sei "völlig normal", dass die Ethikkommission die Vorgänge nun untersucht. "Wir müssen auch nachforschen, was die Beweggründe für die Vertragsabschlüsse sind, und dürfen nicht zu früh Schlussfolgerungen ziehen", hieß es im IOC.

Besonders im Falle Samsung sind diese Schlussfolgerungen kompliziert. Der Konzern ist einer der elf Sponsoren im IOC-Top-Programm. Diese Sponsoren dürfen laut Reglement aber nicht in eine Olympia-Bewerbung verwickelt sein. Ex-Samsung-Chef Kun Hee Lee ist allerdings IOC-Mitglied und maßgeblicher Förderer der Olympia-Bewerbung. Bei der Vorstellung der Bewerber in Acapulco saß er mit auf dem Podium, hielt sich aber bei der Präsentation Pyeongchangs im Hintergrund.

München und Garmisch-Partenkirchen hatten bei der Vorstellung in Acapulco vor den Olympia-Funktionären einen sehr guten Eindruck gemacht und international viel Lob für die Bewerbung erhalten. Der europäische Konkurrent Annecy aus Frankreich war dagegen blass geblieben, so dass einige Beobachter schon von einer Alibi-Bewerbung sprachen. Pyeongchang hatte sich bereits zweimal vergebens um Olympia beworben und galt daher bislang als Favorit. Doch auch wenn jetzt die umstrittenen Sponsorenverträge den Konkurrenten Münchens entscheidend schwächen könnten, bricht Bernhard Schwank nicht in Jubel aus.

Der Geschäftsführer der Münchner Bewerbungsgesellschaft gibt sich diplomatisch: "In der Sache äußern wir uns nicht. An der Integrität von Herrn Oswald und Herrn Cinquanta haben wir aber keine Zweifel". Ludwig Hartmann, Sprecher des Olympia-kritischen Netzwerks "NOlympia", sieht seine Zweifel am IOC und der Vergabe bestätigt: "Die Sponsoren wollen gezielt sportpolitische Entscheidungen zu ihren Gunsten beeinflussen und sich diese Gunst letzten Endes auch erkaufen."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: