Ein Jahr nach der Wahl - Ochmaa Göbel, die Frau des Landrats:"Meistens spreche ich mit seiner Sekretärin"

Ein Jahr nach der Wahl - Ochmaa Göbel, die Frau des Landrats: Graefelfing/Landkreis Muenchen: Die Politologin und Dolmetscherin Ochmaa Goebel, Gattin vom Landrat

Graefelfing/Landkreis Muenchen: Die Politologin und Dolmetscherin Ochmaa Goebel, Gattin vom Landrat

(Foto: Claus Schunk)

Ochmaa Göbel hat sich damit arrangiert, dass ihr Mann seit seiner Wahl weniger Zeit für die Familie hat. Als Frau des neuen Landrats steht sie selbst auch in der Öffentlichkeit - eine Rolle, die ihr zunehmend Spaß macht.

Interview von Martin Mühlfenzl

Ochmaa Göbel hat sich für die bayerische Variante entschieden und empfängt am grünen Gartentor im etwas hellgrüneren Janker. Sie liebe Trachten, sagt die Gräfelfingerin, englische, bayerische, mongolische - ganz egal. An diesem leicht sonnigen Nachmittag auf der Terrasse mitten in der grünen Gartenstadt also die bayerische Trachtenjacke. Ihre beiden jungen Buben sind noch in der Krippe, ihr Mann im Landratsamt - Ochmaa Göbel hat also etwas Zeit, bei Kaffee und Kuchen über das vergangene Jahr zu berichten. Über ihren Mann Christoph, der sich in der Rolle als Landrat des Landkreises München hat zurecht finden müssen. Über ihre eigene Rolle als Frau des obersten Kommunalbeamten, viele Termine, neue Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit. Und über ein Thema, das sie selbst lebt: Integration.

SZ: Frau Göbel, werden Sie in letzter Zeit oft mit "Frau Landrätin" angesprochen?

Ochmaa Göbel: Das passiert immer wieder mal. Manche sagen auch: Frau Landrat.

Ist Ihnen das unangenehm?

Nein. Ich sage dann immer: Ich bin die Frau meines Mannes - und das bleibe ich auch. Also dürfen Sie auch Frau Göbel zu mir sagen.

Hat sich Ihre Rolle als Frau des neuen Landrats im Vergleich zu der als Frau des Gräfelfinger Bürgermeisters verändert?

Eigentlich nicht, der Aufwand für mich selbst seit der Wahl ist etwas größer geworden. Mein Mann hat deutlich mehr Termine als früher, und ich begleite ihn dabei sehr gerne. Also bin auch ich mehr unterwegs. Aber das ist etwas, was mir sehr viel Spaß macht - ich bin gerne unter Menschen.

Hat sich Ihr Mann in Ihren Augen verändert?

Zuhause überhaupt nicht. Und ich glaube in der Arbeit auch nicht. Und die war ihm schon immer das Wichtigste. Als er noch Gräfelfinger Bürgermeister war, haben mich oft Bürger angesprochen und gesagt: Wir sind gestern spät abends aus der Oper nach Hause und im Rathaus im Büro Ihres Mannes hat noch Licht gebrannt. Er lässt Arbeit nicht auf dem Tisch liegen, die Bürger warten ja auf Antworten. Und das finde ich richtig.

Sehen Sie sich nach seinem politischen Umzug nach München seltener?

Bis vor einem Jahr, als er noch Bürgermeister war, hatten wir kürzere Wege. Ins Rathaus konnte ich zu Fuß laufen. Jetzt muss ich an den Mariahilfplatz fahren oder ich rufe ihn an. Aber da erreiche ich ihn auch nicht immer, meistens muss ich erst mal mit seiner Sekretärin sprechen.

Sie haben keinen direkten Draht zum Landrat?

Sein Handy hat er tagsüber meistens lautlos gestellt, das hört er dann nicht. Außerdem hat er oft Termine im Viertelstunden-Takt. Dann bitte ich im Vorzimmer um einen Rückruf - aber manchmal ruft er nicht zurück (lacht).

Also nehmen Sie lieber den direkten Weg und besuchen ihn am Mariahilfplatz?

Dafür habe ich meistens auch zu wenig Zeit. Aber gerade heute war ich dort - bei einem öffentlichen Termin. Aber ich mache das auch, um seine Mitarbeiter kennenzulernen. Bis heute ist es so, dass ich immer neue Menschen kennenlerne. Es ist ja ein riesiges Amt - ganz anders als das Rathaus in Gräfelfing.

Begegnen Ihnen die Menschen im Amt oder auch Gäste bei offiziellen Besuchen anders als noch vor einem Jahr?

Nein. Das war schon bei den ganzen Neujahrsempfängen so wie früher. Ich glaube, das liegt daran, dass ich mich nicht ändere. Nicht ändern will, ich bleibe so wie ich bin.

Haben Ihnen Ihre Wurzeln je Probleme bereitet?

Sie meinen, ob man mich attackiert oder beleidigt hätte? Ob man mich beschimpft hätte, weil ich Mongolin bin und anders aussehe? Nein, zu keinem Zeitpunkt. Ich habe die Menschen hier in Deutschland immer als sehr herzlich und freundlich wahrgenommen. Das war schon so in Norddeutschland, wo ich drei Jahre gelebt und gearbeitet habe. Und das ist heute auch so in Gräfelfing. Es liegt sicher auch daran, dass das für mich neben der Mongolei meine zweite Heimat geworden ist. Ich bin Bayerin, Gräfelfingerin.

Ihr Weg nach Deutschland hat über die Sprache geführt, sie haben Deutsch studiert. Woher kam Ihr Interesse für die Sprache?

Mein Vater hatte in Ulan-Bator eine Wurstfabrik und viele Geschäfte mit der DDR gemacht. Immer wenn er mit seinen Partnern telefonierte, am Festnetz natürlich, tat er das auf Deutsch. Und ich stand neugierig daneben und wollte wissen, was er sagt. Irgendwann stand dann für mich fest: Ich will die Sprache lernen. Das habe ich dann auch getan. Und ich lerne auch heute noch jeden Tag dazu. Und ich habe ja auch meinen Mann über die Sprache kennengelernt.

Wie kam es dazu, wenn die Frage erlaubt ist?

Wir haben uns auf der Wiesn getroffen (lacht). Aber nicht wie Sie vielleicht denken. Wir haben nicht getanzt und uns betrunken. Ich war dort als Dolmetscherin für eine mongolische Delegation, und er damals stellvertretender Landrat, dann haben wir uns kurz unterhalten, nur ein paar Minuten. Ich musste dann aber schnell zurück zum Flughafen und in die Mongolei und kam erst nach einem Jahr wieder. Und ich bin geblieben.

Mittlerweile haben Sie zwei kleine Kinder, zwei Buben. Sprechen Sie mit ihnen Zuhause deutsch oder mongolisch?

Das darf ich ja eigentlich nicht sagen, wenn das der CSU-Generalsekretär Scheuer erfährt. Ich spreche mit meinen Kinder meistens mongolisch, mein Mann deutsch. Sie wachsen zweisprachig auf. Also eigentlich dreisprachig - im Kindergarten lernen sie auch noch Englisch. Mir war das von Anfang an wichtig, dass sie auch von der Kultur ihrer Mutter etwas mitbekommen, und dazu gehört einfach auch die Sprache. Und natürlich Besuche in der Mongolei.

Sie selbst haben sich noch einmal für ein Studium entschieden. Warum?

Ich wollte nicht zu Hause sitzen, sondern nach meinem Deutschstudium und dem Studium für Internationale Beziehungen noch etwas Sinnvolles tun. Jetzt bin ich am Dolmetscher-Institut in München und mache meinen Master of Arts - das hat sich perfekt angeboten.

Wie lange dauert das Studium noch?

Noch ein Semester. Dann schreibe ich noch meine Masterarbeit.

Zu welchem Thema?

Wahrscheinlich zum Thema Integration. Ich bin ja auch durch mein Studium ein politischer Mensch - und ich will, dass sich auch Menschen mit Migrationshintergrund politisch engagieren. Denn alle haben etwas zu sagen.

Sind Sie auch politisch aktiv?

Ich bin seit 2011 CSU-Mitglied und mittlerweile stellvertretende Vorsitzende der Frauen-Union in Gräfelfing.

Warum gerade die CSU?

Ach, die CSUler sind sehr nett (lacht). Als ich das erste Mal auf einem CSU-Parteitag war, in Nürnberg, wurde ich gefragt. Und ich habe dann spontan Ja gesagt.

Würden Sie sich als konservativ bezeichnen?

Ja. Aber eigentlich geht es mir mehr um das Motto der CSU: Näher am Menschen. Das ist wichtig für mich. Es geht um das Miteinander. Das ist auch bei der Frauen-Union so. Wir veranstalten viel gemeinsam, mit den Kindern, den Familien. Da fühle ich mich wohl, meine Kinder können mit den anderen Kindern spielen, sind mittendrin. Auch das ist ein Teil der Integration.

Welche Rolle spielt die Politik Ihres Mannes zu Hause; sprechen Sie viel darüber?

Jeden Tag. Wie in jeder anderen Beziehung sprechen wir darüber, wie der Tag des anderen war. Und ja, wir reden auch viel über Politik, auch über die Politik im Landkreis. Das liegt vielleicht auch daran, dass mein Mann keine Entscheidungen überstürzt. Er schläft gerne eine Nacht darüber.

Planen Sie eventuell auch den Einstieg in die Kommunalpolitik? Vielleicht bei der nächsten Wahl?

Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Aber Vieles ist möglich. Jetzt mache ich aber erst mein Studium fertig, werde mich dann bewerben, denn ich will auch wieder arbeiten. Und vielleicht engagiere ich mich bei der Asylhilfe. Es gibt genug zu tun.

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