Fehlende Unterstützung fürs Inline-Hockey:Ein allzu rauer Sport

Fehlende Unterstützung fürs Inline-Hockey: Inline-Hockey ist härter als Eishockey, auch wenn die Spieler mit weniger Körpereinsatz spielen. Schuld ist der harte Belag.

Inline-Hockey ist härter als Eishockey, auch wenn die Spieler mit weniger Körpereinsatz spielen. Schuld ist der harte Belag.

(Foto: Catherina Hess)

Eine lose Gruppe trifft sich im Hans-Bayer-Stadion in Unterschleißheim regelmäßig zum Inline-Hockey-Spielen. Weil der Betonplatz alt und rissig ist, wünschen sich die jungen Leute einen neuen Belag. Doch der Stadt ist das zu teuer.

Von Alexandra Vettori, Unterschleißheim

Die schlechte Nachricht am vergangenen Freitag hat sie nicht abgehalten, alles zu geben: die Inline-Hockey-Spieler vom Hans-Bayer-Stadion. Seit einem guten Jahr trifft sich die Gruppe dort auf einem alten Betonplatz rechts vom Eingang, in schwerer Schutzmontur, und die Teams versuchen sich gegenseitig einen bunten Plastikball in die Tore zu jagen.

Ein Puck wäre leichter zu spielen, doch der rutscht auf dem rissigen, rauen Beton nicht. Der Belag ist ein Problem. Deshalb hat sich die Gruppe Spielbegeisterter beim diesjährigen Bürgerhaushalt der Stadt um eine Sanierung beworben - und ist aus der Wertung gefallen.

Zu teuer, lautete die Einschätzung der Verwaltung. 120 000 Euro würde es nach deren Berechnung kosten, aus dem alten Betonplatz einen mit glatterer Oberfläche zu machen, ihn zu vergrößern und mit Banden zu versehen. Banden, sagen alle, wären wichtig, weil sie dann nicht immer dem Ball hinterher jagen müssten. Dass man beim Rückwärtsfahren leicht stürzt, wenn man beispielsweise in einer Rinne hängen bleibt, sagt Sebastian Haindl lachend, "das kann man noch in Kauf nehmen". Auch Sebastian Aumeier hat schon Schürfwunden davon getragen.

Eine Gruppe aus dem Gleis 1 spielte Eishockey

Der 21-Jährige kommt aus der Gruppe, die beim Eishockeyspiel auf der Fläche im Jugendzentrum Gleis 1 zusammen gefunden hat, auch Zentrumsleiter Markus Baier spielt gerne mit. Eigentlich war das Spiel mit den Inline-Skates als Training gedacht. Vergangenes Jahr haben sie mit fünf Leuten auf dem Betonplatz vor dem Stadion begonnen, jetzt kommen jede Woche bis zu 20, es gibt eine Facebook-Gruppe mit mehr als 40 Mitgliedern. Die Woche davor war man bei einem Freundschaftsspiel in Landsberg, auch in Freising ist man öfter, auch mal zum Training.

Inline-Hockey, da stimmen alle überein, sei noch ein bisschen härter als Eishockey, allerdings vor allem wegen des harten Untergrunds, denn die Inliner spielen weniger körperbetont. Sichere Fahrer täten sich natürlich leichter, "aber wenn man ein paar Bewegungen einübt und dann spielt, kommt es von selbst", sagt Sebastian Haindl. Einen Verein zu gründen, oder zu versuchen, als Abteilung unter dem Dach des SV Lohhof zu segeln, daran haben sie nur am Rande gedacht. "Ein Verein ist eine sehr verbindliche Sache und macht viel Arbeit. Die Stammspieler sind fast alle Studenten, viele haben nicht so viel Zeit, wir wollen einfach hier vorbei kommen und spielen", sagt Aumeier.

Dass man jetzt wegen der angeblich hohen Kosten aus dem Bürgeretat ausgeschieden sei, sei natürlich schade, finden sie und die meisten zweifeln daran, dass es wirklich so teuer wäre. "Es würde ja genügen, wenn der Belag einfach nicht so rau wäre", sagt Sascha Möller, provisorische Banden haben sie sich zumindest an den Stirnseiten sowieso schon gebastelt.

Er ist Goalie und trägt eine martialische Montur

Der 23-Jährige ist in eine martialischen Montur gewandet, er ist Goalie, wie der Torhüter heißt. "Ich suche schon lange einen Sport, der mich interessiert, und Goalie, das ist zwar ein bisschen gestört, aber mir gefällt es", sagt er lachend. Und: "Wenn jetzt schon so viele Leute herkommen, wie wäre das dann, wenn der Platz besser befahrbar wäre?"

Das sieht man im Jugendzentrum Gleis 1 genauso, weshalb Leiter Markus Baier vorsichtshalber schon vor der Teilnahme beim Bürgeretat einen Antrag auf Sanierung des Betonplatzes beim Sportbeirat der Stadt gestellt hat. Wie man dort zu dem Ansinnen stehe, werde man sehen, sagt er. Sebastian Aumeier weist in die Runde, hinüber zu den Trainingsplätzen des SV Lohhof: "Wir haben so viele Plätze für Fußballer, hier in Unterschleißheim und in Riedmoos, Rasen-, Kunstrasen- und sonst was für Plätze, dazu unheimlich viel für Volleyball und Beachvolleyball, aber für Hockey gibt es nichts." Dann zeigt er auf die frisch restaurierte Fläche der Stockschützen neben dem löchrigen Betonplatz: "Die wollen uns da nicht drauf und das respektieren wir natürlich", sagt Aumeier.

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