Informations- und Diskussionsveranstaltung:Bäumchen, wechsle dich

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Herausforderungen durch Klimawandel und Borkenkäfer: Staatsminister Helmut Brunner diskutiert in Straßlach mit Förstern und Jägern über die Zukunft der Wälder. Der Umbau zu Mischbeständen gilt als Chance.

Von Michael Morosow, Straßlach-Dingharting

Das "Waldhaus zur alten Tram" in Straßlach ist komplett aus Holz gebaut und gab damit den passenden Rahmen für die von den CSU-Ortsverbänden Schäftlarn, Straßlach-Dingharting und Oberhaching initiierten Informations- und Diskussionsveranstaltung "Unser Wald - heute und morgen - Waldwirtschaft und Erholung im Einklang". Dass für die Waldbauern aktuell die Bäume nicht gerade in den Himmel wachsen, ist hinlänglich bekannt. Helmut Brunner, Staatsminister für Ernährung, Landwirtschaft und eben auch Forsten, sowie Johann Killer, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Wolfratshausen, und Josef Bichler von der Jagdgenossenschaft Hartpenning skizzierten am Montag die Gefahren und mögliche Gegenmaßnahmen.

Die Forstwirtschaft spricht von der Holzernte. Doch wenn nachhaltig gewirtschaftet wird, ist das kein Problem. Jede Sekunde wächst in Bayern auch ein Kubikmeter Holz nach und bindet eine Tonne des schädlichen Klimagases CO₂. (Foto: Angelika Bardehle)

Waldbauern, die fast ausschließlich auf Fichten setzen, werden dabei besonders die Ohren gespitzt haben. Die sinnvollste Prävention gegen den Niedergang der Waldwirtschaft, so beide Referenten, sei die Schaffung von Biodiversität, also die Abkehr von Monokulturen, Stichwort: Waldumbau. "Es gibt viel zu tun, packen wir es an" - dieser Leitspruch bringt die Situation der heimischen Waldbauern auf den Nenner.

Wenn Waldbauern, Förster und Jäger an einem Strang ziehen, kann es klappen

Beide Referenten zeigten sich dabei zuversichtlich, die anstehenden Herausforderungen meistern zu können, wenn alle - Waldbauern, Förster und Jäger - an einem Strang ziehen. "Wir werden es schaffen. Viele Hände schaffen Wende. Es geht um Boden, Wasser Luft", sagte Killer. Klimawandel und Borkenkäfer seien die größten Herausforderungen für die Waldbesitzer, sagte Brunner, der zudem von einem Spannungsfeld zwischen Forstwirtschaft und Erholung sprach.

Mit dem Klimawandel stiegen die Risiken für die Wälder. Stürme, Trockenheit und Schädlingsbefall hätten in den vergangenen Jahren zugenommen. Dieser Trend werde anhalten, sagte Brunner und stellte die Klimamodellrechnung des Deutschen Wetterdienstes bis zum Jahr 2050 vor, wonach die Temperaturen um bis zu 2,5 Grad höher sein werden als 1990, die Niederschläge im Sommer um bis zu 40 Prozent geringer, im Winter bis zu 30 Prozent höher ausfallen. Durch die Klimaerwärmung werde sich die Fichte im Oberland verabschieden, prophezeite Johann Killer, der zu Hause in Sauerlach selbst knapp 70 Hektar Wald bewirtschaftet und ein "Fan der Tanne" ist, wie er sagte.

Helmut Brunner prophezeite im Waldhaus in Straßlach mit Blick auf Forschungsergebnisse trockenere Sommer und nassere Winter - mit gravierenden Folgen. (Foto: Angelika Bardehle)

Konflikte mit den Erholungsuchenden in den Wäldern

Mit dem Waldumbau gehe man in die richtige Richtung, Mischbestände seien klimatoleranter, sagte Brunner und erinnerte an den Startschuss für die "Waldbauoffensive 2030", den der Ministerrat im September 2017 gegeben hat, auf seinen Vorschlag hin. Dafür seien 200 Millionen Euro freigegeben und 200 neue Stellen für die Forstverwaltung geschaffen worden. Den Wald sehe er aber nicht nur als Leidtragenden des Klimawandels, "er wirkt ihm auch entgegen". In Bayern wachse jede Sekunde ein Kubikmeter neues Holz nach, und jeder Kubikmeter entziehe der Atmosphäre eine Tonne CO₂. In seiner Eloge auf den Wald vergaß er auch nicht, dessen Nutzen als Rückzugsraum für Tiere und Pflanzen und als Erholungsraum für den Menschen zu erwähnen: "Ein Dorado für Erholungssuchende, wer die Einsamkeit sucht, geht in den Wald." Nicht immer zur Freude der Förster und Jäger, wie Josef Bichler von der Jagdgenossenschaft Hartpenning in seinem kurzen Referat sagte.

Der Ansturm der Erholungssuchenden ist nach seiner Meinung auch eine Belastung für die Forstwirtschaft und die Jagd. Es komme zu Konfrontationen, die aber bei respektvollem Umgang miteinander beigelegt werden könnten. Als weiteres Problem sieht Bichler jene Waldbesitzer, die keinen Bezug zum Wald mehr hätten und daher auch fachlich überfordert seien. "Früher kannte ich jeden Waldbesitzer, heute nur noch jeden zweiten", sagte Bichler.

Mit der Jägerschaft sind die Waldbauern offenbar im Einklang. "Die Jagd ist unweigerlich unser Partner, wir brauchen die Verantwortung der Jägerschaft", sagte Johann Killer. Von der Einzäunung von Waldabschnitten, um Verbissschäden zu minimieren, halte er gar nichts. Die Jagd habe seiner Meinung nach einen wesentlichen Anteil an der Entwicklung von Flora und Fauna in den Wäldern. Was nach Ansicht von Waldbauer Johann Killer allerdings unbedingt abgeschafft werden muss, sind die staatlich verpflichtenden Trophäenschauen. "Das passt nicht mehr, die Zeit ist vorbei", sagte Killer.

© SZ vom 28.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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