Imam Abu Adam:Vorwürfe gegen Imam offenbar erfunden

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Abu Adam saß Monate in U-Haft, weil er angeblich seine Frau misshandelt hatte - doch die gestand nun, dass sie gelogen hat.

Bernd Kastner

Der Imam Abu Adam ist am Freitag aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Eine seiner drei Frauen, die ihm jahrelange Misshandlungen vorgeworfen hatte, nahm ihre Anschuldigungen als "erlogen" zurück. Unmittelbar nach ihrer Aussage wurde sie selbst festgenommen, später erging Haftbefehl gegen sie wegen falscher Verdächtigung und Freiheitsberaubung in einem besonders schweren Fall. Der Imam der Darul-Quran-Moschee in der Isarvorstadt war Ende November aufgrund ihrer Aussage verhaftet worden. Seine angeblichen Gewalttaten seien von ihr aber erfunden worden, erklärte die Frau bei ihrer erneuten Vernehmung. Sie habe ihn "reinreiten wollen", so Thomas Steinkraus-Koch, Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Mehrer Monate saß Imam Abu Adam in Untersuchungshaft. Jetzt wurde er entlassen - nach dem Geständnis seiner Frau. (Foto: dpa)

Nun muss sich die 31-jährige Frau strafrechtlich verantworten. Der Haftbefehl gegen sie begründet sich mit Fluchtgefahr angesichts der hohen Straferwartung von bis zu zehn Jahren Haft. Die Frau ist syrische und norwegische Staatsbürgerin und hat laut Staatsanwaltschaft ihre beiden Kinder, deren Vater der Imam ist, nach Syrien gebracht. Sie wurde bei ihrer Aussage von ihrem Arabisch sprechenden Anwalt Jamil Azem vertreten und von Annette von Stetten, die ihr die Staatsanwaltschaft beiordnen ließ. Offenbar gibt es keine Hinweise darauf, dass die Frau unter Druck ihre Vorwürfe zurücknahm. Aufgrund dieser Befürchtung war im November der Haftbefehl gegen Adam erlassen worden: In Freiheit könnte er Einfluss auf mögliche Zeugen nehmen, hieß es.

Die Frau erklärte am Freitag nach SZ-Informationen, sie habe die Vorwürfe erfunden, um das Sorgerecht für die beiden gemeinsamen Kinder zu erhalten und die Scheidung nach islamischer Tradition durchzusetzen. Die Auseinandersetzung am Abend vor dem Polizeieinsatz sei ein Ehestreit gewesen, der in gegenseitige Handgreiflichkeiten ausartete. Sie selbst habe aber mit den Tätlichkeiten begonnen. Ihre früheren Knochenbrüche seien auf Stürze zurückzuführen, so die Frau. Im Haftbefehl waren dem Imam fünf Gewalttaten vorgeworfen worden. Mit ihrer korrigierten Aussage wolle sie ihr Gewissen entlasten, erklärte die Drittfrau des Imam. Sie hatte sich die letzten Wochen über in Norwegen und Syrien aufgehalten, und war erst kürzlich nach München zurückgekehrt, weshalb sie nicht früher vernommen werden konnte.

Von Anfang an hatte es Zweifel an den Vorwürfen gegeben, die Adam über seine Verteidiger Thomas Pfister und Heinrich Haarmann stets zurückwiesen hatte. Der 40-jährige Imam gilt zwar als religiös orthodox, predigte aber immer gegen Gewalt und engagierte sich als Streitschlichter in muslimischen Familien. Zudem zeigte er sich offen für den Kontakt mit deutschen Behörden. Zum Zeitpunkt seiner Verhaftung lebte er in Ramersdorf mit drei Frauen und zehn Kindern zusammen. Seine beiden anderen Frauen, eine Rumänin und eine Deutsche, beteuerten, nie etwas von Gewalt mitbekommen zu haben. Beide waren schwanger, als Adam nach Stadelheim kam, seine jüngsten Kinder kamen inzwischen zur Welt.

Abu Adams Verteidiger Pfister begrüßte, dass die Ermittler aufgrund der neuen Aussage sofort handelten. Die Anwälte der Frau zeigten sich beeindruckt von ihrer Mandantin: "Ich bewundere ihren Mut, jetzt zu sagen: Die Vorwürfe stimmen nicht", sagt von Stetten, und Azem betont: Der Frau seien die zu erwartenden Konsequenzen bewusst gewesen.

© SZ vom 12.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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