Im Profil: Paul Breitner:"Das ist eine saublöde Frage"

Klare Standpunkte, angriffslustig und poltert gerne: Paul Breitner, wie man ihn kennt - und liebt. Ein Porträt.

Stefan Galler

Er ist noch immer kein einfacher Gesprächspartner. Stets aufmerksam bestreitet Paul Breitner eine Unterredung, und er erwartet auch vom Fragesteller, dass der sich keine Blöße gibt. Wenn dann doch etwas nicht nach seinem Geschmack ist, wird Breitner grantig. Seit dem Ende seiner Tätigkeit als Zeitungskolumnist hatte man den Eindruck gewonnen, der 58-Jährige sei nicht mehr ganz so angriffslustig in seiner Meinungsäußerung. Wer das denkt, kann sich ja mal danach erkundigen, welchen Stellenwert die Familie in seinem Leben einnimmt. "Das ist eine saublöde Frage", poltert der frühere Fußballprofi los, nach einer Schimpftirade folgt die Breitner-Doktrin: "Wenn die Familie nicht das Wichtigste in meinem Leben ist, dann habe ich keine."

Paul Breitner im WM-Studio bei Hertie, 2006

Paul Breitner: Kein bequemer Gesprächspartner. 

(Foto: sz.lokales)

Klare Standpunkte - das ist und bleibt Paul Breitner, auch jetzt, da er als Berater und Scout für seine sportliche Liebe und Heimat, den FC Bayern München, arbeitet. Das Tätigkeitsfeld ist nicht näher definiert - und das soll auch so bleiben: "Das ist kein Thema für die Öffentlichkeit", sagt er und ergänzt, seine Beziehung zu diesem Klub sei so speziell, dass man die aktuelle Zusammenarbeit gar nicht mir nichts, dir nichts erklären könne. "Die Leut' würden es nicht verstehen."

In anderen Bereichen hält sich Breitner nicht zurück: Egal, inwieweit man sich in diesen Tagen mit der Fußball-WM beschäftigt, am Linksverteidiger der Weltmeister-Elf von 1974 ist kaum ein Vorbeikommen: Er wirbt für einen Autobauer und eine Fastfood-Kette, er ist Stammgast bei Waldemar Hartmanns Fußball-Talk im Ersten und hat eine eigene Gesprächsrunde in einem Kaufhaus am Münchner Hauptbahnhof. Dort begrüßt er alle paar Tage prominente Gäste und ratscht mit ihnen in geselliger Atmosphäre über das aktuelle Geschehen in Südafrika. Dazu passt, wie Breitner selbst sein Berufsfeld umreißt: "Ich bin Geschäftsmann und ich bin sehr selbständig." Dass er immer noch so gefragt ist - für Breitner ein Resultat der Art und Weise, wie er die Zeit nach seiner Karriere gestaltet hat: "Das ergibt sich aus der Präsenz, die ich mir in all den Jahren erhalten habe." Dennoch sei er alles andere als ein Hansdampf in allen Gassen: "Ich bin bestimmt nicht bei jeder Telefonzellen-Eröffnung, die es täglich in München gibt", sagt er.

Zu wichtig ist dem gebürtigen Freilassinger seine Privatsphäre: Seit 1973 wohnen die Breitners in Brunnthal im Landkreis München. Für einen Prominenten die ideale Zuflucht: "Wenn wir uns dort nicht wohlfühlen würden, wären wir schon längst wieder weg", sagt Breitner. Dort hat man seine Ruhe, keiner geht einem auf den Keks. Oder, wie es der ehemalige Fußballer ausdrückt: "Dort kann man angenehm leben, auch wenn man ab und zu im Fernsehen oder in der Zeitung auftaucht."

Seine längst erwachsenen Kinder haben der Idylle am Stadtrand mittlerweile den Rücken gekehrt, sie wohnen alle drei in der City. "Aber wo sie letztlich landen, wird sich zeigen", sagt Breitner. Welchen Stellenwert das für ihn hat? Das fragt man vorsichtshalber nicht nach.

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