Hohenbrunn:Wohnbau mit Hindernissen

Anwohner und Firmen fürchten mehr Verkehr in Riemerling

Von Christina Hertel, Hohenbrunn

"Dass Wohnungen gebaut werden, dagegen hat natürlich niemand etwas." So beginnen viele Sätze an diesem Mittwochabend. Und gehen wie so oft mit einem großen Aber weiter. Aber der Verkehr, die Parkplätze, der Stau. Konkret geht es um ein Wohnbauprojekt an der Robert-Bosch-Straße in Riemerling. Die Gemeinde Hohenbrunn will dort ein Grundstück, das ihr gehört, mit etwa 20 Wohnungen bebauen.

Die Mieten in dem Komplex sollen günstig sein und um die zehn Euro pro Quadratmeter kosten. Außerdem will die Gemeinde dort eine Krippe für etwa 36 Kinder im Alter von null bis drei Jahren errichten. Es soll eine Tiefgarage geben und mehr Parkplätze als eigentlich benötigt. Um die acht Millionen Euro soll das alles kosten. Baubeginn ist für Anfang 2019 geplant. Ändern kann sich an diesen Plänen aber noch vieles - bis jetzt hat der Gemeinde noch keinen Architekten beauftragt, es gibt keine konkrete Vorstellung über Wohnungsgröße oder Gestaltung. Trotzdem wollte Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) die Anwohner und Interessierten rechtzeitig beteiligen und ihre Ideen hören. Weil es ein Projekt ist, das ihm "wirklich am Herzen" liegt, wie er sagte. Zu hören bekam er allerdings viele Bedenken. Von den Anwohnern, die fürchten, dass mehr Verkehr kommt und dass ihnen noch mehr Parkplätze weggenommen werden könnten. Und vom Gewerbeverband, der auch mehr Verkehr fürchtet und vor allem mehr Stau.

Die Robert-Bosch-Straße führt einerseits durch ein Wohngebiet, andererseits ist sie Zufahrt für das Riemerlinger Gewerbegebiet. Die Straße ist eng, Autos parken schon jetzt am Rand, dadurch wird sie noch enger. "Die Lastwagen fahren dann über den Gehweg, um durchzukommen", sagt Bernd Bräuer, der stellvertretende Vorsitzende des Hohenbrunner Gewerbeverbands. Natürlich würde das Bauprojekt die Lage nicht so viel schlimmer machen, sagt Bräuer. Nur versuche der Gewerbeverband seit Jahren, mit der Gemeinde eine Lösung zu finden. Zwar gibt es seit kurzer Zeit wenigstens Parkkontrollen, doch man merkt: Bräuer will mehr. "Kann sich die Gemeinde vorstellen, eine andere Zufahrt zum Gewerbegebiet zu schaffen?", fragt er den Bürgermeister. Seine Antwort: Geplant sei das nicht. Die Idee sei schwierig umzusetzen.

Die Robert-Bosch-Straße führt durch einen Wald. Um sie zu verlegen, müsste man Bäume fällen. Damit seien die Naturschutzbehörden im Landkreis sicher nicht einverstanden. Ob es aber eine weitere Verschärfung der Parkverbote geben könnte, zum Beispiel früh am Morgen, wenn die Lastwagen anfahren, wolle er prüfen.

Klar wird an diesem Abend auch: Anwohner und Gewerbeverband haben zwar das gleiche Problem - den Verkehr - , aber unterschiedliche Interessen. Der Gewerbeverband will, dass er fließt. Die Anwohner wollen, dass er verschwindet. Und so stößt auch Bräuers Vorschlag, die Münchener Straße - zum Beispiel als Einbahnstraße für den Verkehr zur Kita - zu öffnen auf wenig Begeisterung. Die Münchener Straße grenzt an das Grundstück der Gemeinde und ist momentan mit Pollern abgegrenzt, durchfahren ist also nicht möglich. Viktor und Gabriele Gangl, die seit 40 Jahren an dieser Straße wohnen, wollen, dass das auch so bleibt. "Dafür werden wir alles tun", sagen sie. Eine Lösung für diesen Konflikt ist nach dem Abend nicht in Sicht.

Möglicherweise will Hohenbrunn das Areal westlich der Bahn bebauen. Dort geht es nicht bloß um 20 Wohnungen für etwa 60 Menschen, sondern um eine Fläche, die halb so groß ist wie das Hohenbrunner Dorf. 1500 Bewohner würden dort hinpassen. Im Vorfeld einer Bebauung ist auch eine Bürgerbeteiligung geplant. Man darf gespannt sein, wie die Diskussionen dort verlaufen.

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