Hohenbrunn:Tunnelblick

Hohenbrunn: Eingeschnürt zwischen Bahn und Straße: Unter den Einwohnern der Luitpoldsiedlung von Hohenbrunn gärt der Unmut über den Verkehrslärm.

Eingeschnürt zwischen Bahn und Straße: Unter den Einwohnern der Luitpoldsiedlung von Hohenbrunn gärt der Unmut über den Verkehrslärm.

(Foto: Claus Schunk)

Die Bewohner der Luitpoldsiedlung halten an ihrer Forderung fest, die Umgehungsstraße unterirdisch zu verlegen. Von der Gemeinde fühlen sie sich im Stich gelassen.

Von Christina Hertel, Hohenbrunn

Für Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) läuft es zurzeit nicht rund. Nachdem die Gemeinde aufgrund eines Gerichtsurteils womöglich viele Bürger für vergangene Straßenbaumaßnahmen zur Kasse bitten muss, gibt es noch ein anderes Verkehrsthema, das Hohenbrunn beschäftigt: der Ausbau der Luitpoldstraße.

Höhenkirchen-Siegertsbrunn möchte auf dieser Straße die Unterführung der S-Bahn so erweitern, dass in Zukunft auch Lastwagen durchpassen. Die Luitpoldstraße liegt auf Höhenkirchner Gemeindegebiet, sie führt allerdings direkt vorbei an den Hohenbrunner Häusern. Deren Bewohner fürchten mehr Lärm, Verkehr und Gestank und sie fühlen sich mit ihren Sorgen vom Bürgermeister und dem Gemeinderat allein gelassen.

Anwohner fürchten Verkehr von den Firmen in den Gewerbegebieten

In Höhenkirchen wird ein Gewerbegebiet entwickelt, Hohenbrunn will seines erweitern. Der Verkehr, das fürchten die Anwohner, wird über die Luitpoldstraße laufen. "Das kann man sich an den Fingern einer Hand abzählen", sagt Manfred Haucke, der in der Luitpoldsiedlung wohnt. Er würde sich wünschen, dass Straßmair mit seiner Höhenkirchner Kollegin Ursula Mayer (CSU) eine gemeinsame Lösung findet. "Es heißt immer, sie reden hinter den Kulissen, aber echte Bemühungen sehe ich nicht."

Auch das Thema Umgehungsstraße beschäftigt Haucke. Momentan sind im Wesentlichen zwei Varianten im Gespräch. Beide würden um ein Neubaugebiet, das westlich der S-Bahn entwickelt wird, herum führen. "Das würde uns vom Ort abschneiden", sagt Haucke.

Er und andere Anwohner sprechen sich deshalb für eine ganz andere Lösung aus, die der Gemeinderat eigentlich schon verworfen hat: Die Luitpoldstraße soll zum Tunnel werden. So wäre aus seiner Sicht das Problem Lärmschutz gelöst und eine Umgehungsstraße geschaffen. Der Verkehr von den Gewerbegebieten der beiden Gemeinden könnte dann über die Luitpold- auf die Rosenheimer Landstraße führen.

Der Haken: Ein Tunnel ist teuer. In einer Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2011 zu möglichen Varianten einer Ortsumfahrung werden die Kosten auf fast 20 Millionen Euro geschätzt. Der Gemeinderat hatte einen Tunnel im Oktober 2015 verworfen, weil er davon ausging, dass sich Hohenbrunn das nicht leisten kann und Höhenkirchen sich das nicht leisten will, weil es die Bürger ihrer Gemeinde nicht betrifft.

Bürger wünschen sich mehr Transparenz von Rathauschef Stefan Straßmair

Haucke glaubt allerdings nicht daran, dass das ausreichend überprüft wurde: "Wenn man kämpft, kann man verlieren, wenn nicht, hat man schon verloren." Und für die ideale Lösung müsse man eben sehen, wie das Geld zusammenkomme. Eine Umgehungsstraße mit hohen Lärmschutzwänden sei jedenfalls auch nicht billig. Fakt sei: Bei den Bürgern häufe sich das Misstrauen gegenüber Straßmair. "Wir wünschen uns mehr Transparenz", sagt Haucke. "Wir hören nie etwas Konkretes."

Bei einer Informationsveranstaltung des Bürgerforums, das die Anwohner der Luitpoldsiedlung nach ihren Wünschen fragte, äußerten diese nach Angaben der Veranstalter Kritik am Rathaus und dessen Chef. "Dort wurde deutlich, "dass sich die Bürger übergangen fühlen", sagt Kirsten Lamprechter vom Bürgerforum. Immer werde über ihre Köpfe hinweg entschieden.

Straßmair selbst sieht das anders. "Ich habe viel mit Bürgern gesprochen und bin auch zu weiteren Gesprächen bereit." Außerdem habe der Gemeinderat beschlossen, dass ein Ausbau der Luitpoldstraße mit Hohenbrunn nur mit einer großen Lärmschutzlösung zu machen sei. Und groß heißt aus Straßmairs Sicht: Tunnel oder Straße verlegen. "Ich biete Höhenkirchen an, dass wir so eine Lösung gemeinsam realisieren." Sich also beide Gemeinden an den Kosten beteiligen.

Über den Ausbau der Luitpoldstraße entscheidet der Landkreis

Bislang wollte das Höhenkirchen-Siegertsbrunn nicht. Straßmair ist trotzdem optimistisch. Momentan liegen die Pläne beim Landkreis, der muss über einen Ausbau der Luitpoldstraße entscheiden, weil sie eine Kreisstraße ist. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Ausschüsse gegen den Willen von Hohenbrunn für einen Ausbau der Luitpoldstraße entscheiden."

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