Hohenbrunn:Steinige Angelegenheit

Hohenbrunn, Luitpoldsiedlung, am Rondell am Heckenrosenweg wurden Steine gelegt,

Steine des Anstoßes: Mit ihnen soll das Parken auf der Grüninsel in der Luitpoldsiedling verhindert werden.

(Foto: Angelika Bardehle)

Streit um Parkverbot auf Wiese in Hohenbrunn geht weiter

Von Christina Hertel, Hohenbrunn

Die Gemeinderatssitzungen in Hohenbrunn sind selten gut besucht. Meistens sitzen vier, fünf Leute auf den Stühlen. Schade eigentlich - kann man doch dort eine Menge lernen. Über Ordnung und Freiheit zum Beispiel. Oder Recht und Willkür. Über Macht und Eitelkeiten. Und vor allem: über den Menschen.

Konkret ging es vergangenes Mal um Folgendes: Im Winter stellten einige Bürger in der Luitpoldsiedlung plötzlich fest, dass auf einer Wiese in ihrer Straße Steine abgelegt worden waren. Die Straße ist eng, Parkplätze gibt es wenige. Bei einem Fest haben die Leute auf dieser Wiese geparkt, genauso wie der Paketdienst oder der Rettungswagen. Ausnahmefälle also, sagen die Anwohner. Doch einen Nachbarn störte das. Er beschwerte sich bei Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU). Und dieser, ein Mann des Rechts und ein Kämpfer für die Ordnung, handelte prompt: Er ließ die Steine auf der Wiese platzieren. Parken von nun an ausgeschlossen. Das Recht wiederhergestellt. Der Bürgerwille erhört. Leider nicht der Wille aller.

Und so tritt im zweiten Akt dieses Schauspiels Partizia Haucke auf - als furchtlose Verfechterin der Freiheit. In einer Gemeinderatssitzung stand sie auf, alle spürten: Es wird ernst. "Wir sind gute Steuerzahler und möchten wissen, was mit unserem Geld passiert." Sie klang gereizt, aufgebracht, Straßmair guckte ein bisschen verdutzt. Was konnte er, der Hüter der Ordnung und des Rechts, falsch gemacht haben? Frau Haucke gefallen die Steine nicht. "Das sieht aus wie Stonehenge", befand sie. Für Haucke steht fest: Die Steine müssen weg und zwar sofort.

Doch eine Verwaltung ist bekanntlich ein Tanker und kein Schnellboot. Das heißt: Sofort geht sowieso überhaupt gar nichts. Ein halbes Jahr dauerte es, bis die Steine wieder Thema waren - bei der Gemeinderatssitzung im Juni. Anwesend waren wieder Patrizia Haucke für die Freiheit, Stefan Straßmair für die Ordnung und das Gremium für die Entscheidung. Straßmair zog es zu Rate, weil er alleine nicht entscheiden konnte oder mochte. Wer weiß.

Aber auch das Gremium ist im Zwiespalt zwischen Freiheit und Ordnung gefangen. Und schließlich hat sich der Bürgermeister das Ganze ja selbst einbrockt. Das Gremium beschloss daher, dass es nicht zuständig sei. Straßmair muss sich also wieder alleine um seine Steine kümmern. Aber einfach wegräumen will er sie nicht. Die Anwohner sollen auch einmal spüren, was es heißt, für Recht und Ordnung verantwortlich zu sein. Sie sollen kontrollieren, ob das Parkverbot auf der Wiese eingehalten wird. Ob sie dafür regelmäßig einen Report schreiben sollen, blieb offen. Ein Anwohner konnte sich den Hinweis nicht verkneifen, dass es ja früher auch klappte - 16 Jahre lang.

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