Hohenbrunn:Enge Kiste

Hohenbrunn: Mit den Plänen für die neue Carl-Steinmeier-Mittelschule in Hohenbrunn sind nicht alle zufrieden.Simulation: kplan AG + BAURCONSULT Architekten Ingenieure

Mit den Plänen für die neue Carl-Steinmeier-Mittelschule in Hohenbrunn sind nicht alle zufrieden.Simulation: kplan AG + BAURCONSULT Architekten Ingenieure

Mit knapper Mehrheit stimmt der Bauausschuss dem Neubau der Carl-Steinmeier-Mittelschule zu. Die Kritiker bemängeln, der Campus sei für Schule, Schwimmbad, Turnhalle und Kindergarten zu klein

Von Christina Hertel, Hohenbrunn

Mit einer knappen Mehrheit hat sich der Hohenbrunner Bauausschuss für die Pläne der neuen Mittelschule in Riemerling ausgesprochen. Etwa 20 Millionen Euro wird der Neubau kosten. Baubeginn ist voraussichtlich bereits im Oktober, der erste Schultag soll September 2018 sein. Bei einigen Gemeinderäten sind die Zweifel jedoch immer noch groß, ob der Standort für die Carl-Steinmeier-Mittelschule überhaupt der richtige ist.

Sie könne es, sagt Regina Wenzel von der SPD, mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren, dem Bauantrag zuzustimmen. Es sei genau das eingetroffen, wovor sie gewarnt habe: Alles sei zu beengt, die Abstandsflächen zu klein. Auf dem Areal befinden sich neben der Mittelschule auch die Grundschule und ein Kindergarten. Schwimmhalle, Turnhalle und voraussichtlich eine Mittagsbetreuung sollen ebenfalls auf dem Schulcampus entstehen. Die neue Carl-Steinmeier-Mittelschule wird dort gebaut, wo sich jetzt die Sportplätze befinden. So kann der Schulbetrieb in dem alten Gebäude aufrechterhalten werden, bis das neue steht, und die Schüler müssen nicht in Container ausweichen.

Über diese Lösung wurde 2014 in einem Bürgerentscheid abgestimmt. "Die Bürger wurden damals massiv beeinflusst", sagt Wenzel. Tatsächlich hatte das Landratsamt das CSU-geführte Rathaus in Hohenbrunn und den Schulzweckverband der Mittelschule gerügt, im Wahlkampf unfaire Methoden angewandt zu haben. So sei es ein Verstoß gegen eine örtliche Verordnung gewesen, dass die Verwaltung der CSU und dem Schulzweckverband eine Sondergenehmigung zur Plakatierung erteilt habe. Doch weil das aus Sicht des Landratsamt keinen Einfluss auf den Ausgang der Abstimmung hatte, musste diese nicht wiederholt werden.

"Es wurde damals so entschieden und wir müssen das akzeptieren", sagt Wenzel. "Aber es kommt eben ein wunderschöner Platz weg." So würden dort alle 28 Bäume gefällt, für zwölf gebe es keine Ersatzpflanzungen. Das bedauert auch Wolfgang Schmidhuber von den Grünen. "Es war immer eine grüne Insel, die jetzt komplett wegfällt." Außerdem seien die Abstandsflächen zu den anderen Gebäuden zu klein. "Die Planungen waren zuerst schlanker, aber sie sind immer größer geworden." Diese Bedenken teilt Pauline Miller vom Bürgerforum. Auch sie hält den Baukörper für zu massiv. So gibt es zum Beispiel zwei Innenhöfe, eine Mensa und Räume, die von Bands oder als Archiv genutzt werden können. Die Folge: "Das Gebäude rückt zu nah an die Grundschule heran." Außerdem seien die 24 eingeplanten Parkplätze zu wenig. Gesetzlich vorgeschrieben sind allerdings noch weniger: Für die insgesamt 22 Klassenzimmer hätte eigentlich je ein Stellplatz geschaffen werden müssen. "Ich hätte eine Tiefgarage sinnvoll gefunden, die von dem gesamten Schulcampus genutzt werden kann", so Miller. "Aber dafür hätte man nicht einen Bau nach dem anderen planen dürfen, sondern alle gemeinsam."

Durchsetzen konnten sich Grüne, SPD und das Bürgerforum letztlich nicht. In der Bauausschusssitzung am Donnerstag stimmten sechs Gemeinderatsmitglieder für die Pläne, vier dagegen - eine knappe Entscheidung, dessen ist sich auch Bürgermeister Stefan Straßmair (CSU) bewusst, auch wenn er die Zweifel nicht nachvollziehen kann: "Wegen Bedenken der Anwohner haben wir das Gebäude bewusst nur zweistöckig geplant." Und wenn es nicht in die Höhe geht, müsse es eben breiter werden. Auch bei den Abstandsflächen sieht Straßmair keine Probleme: "Wir hätten noch näher an die Straße rücken können, aber es passt ja."

Der Bürgermeister hält die Bedenken von SPD, Bürgerforum und Grünen für vorgeschoben, weil sie sich schon damals für den alten Standort ausgesprochen haben: "Ein paar Meter sind doch kein Argument, um eine ganze Schule zu verhindern." Wenn die Planungen jetzt nicht beschlossen worden wären, hätte das aus seiner Sicht Belastungen für die Schüler, verschwendete Zeit und Geld bedeutet. Der Grüne Wolfgang Schmidhuber findet, die Gemeinde hätte das notfalls auf sich nehmen müssen: "Der Schulverband dringt natürlich darauf, dass das Gebäude so schnell wie möglich gebaut wird." Was mit dem Rest des Geländes passiert, brauche ihn ja auch nicht zu interessieren. "Der Gemeinde Hohenbrunn aber kann das nicht egal sein."

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