Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Realschule als heiße Kartoffel

Lesezeit: 2 min

Neben dem Gymnasium Höhenkirchen-Siegertsbrunn könnte eine Realschule entstehen. Doch die Mehrheit im Gemeinderat ist skeptisch. (Foto: Claus Schunk)

Mehrheit im Gemeinderat will Alternativstandorte geprüft wissen.

Von Anna Reuß, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Ein "Sechser im Lotto" steht gemeinhin für unerwartetes Glück. In der Sitzung am Donnerstag haben sich die Gemeinderäte in Höhenkirchen-Siegertsbrunn den Begriff wie einen Spielball immer wieder zugespielt - und meinten damit keineswegs nur den einen Glücksfall. Der Grund für die Debatte war der mögliche Bau einer Realschule. Die Entscheidung dafür oder dagegen wurde vertagt. Zunächst soll der Zweckverband andere Standorte prüfen.

Der Schulbedarfsplan für die weiterführenden Schulen macht deutlich, dass im südöstlichen Landkreis in Zukunft eine Realschule fehlen wird. Als Standort ist Höhenkirchen-Siegertsbrunn dafür am besten geeignet, wenn es nach Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) geht. Es handele sich folglich um ein Angebot des Landkreises, die Realschule in Höhenkirchen zu bauen. Laut Mayer wäre das eben wie "ein Sechser im Lotto".

Dem Gemeinderat wurden nun die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vorgestellt. Es ging darum, ob und wie eine Realschule am Standort Höhenkirchen-Siegertsbrunn entstehen könnte. Eine Variante sieht die Erweiterung des Gymnasiums und einen Bau der Realschule auf den jetzigen Sportflächen vor. Eine zweite Variante sieht den Bau auf der gegenüberliegenden Seite des Kirchenwegs vor. Eine dritte Option wäre identisch mit der zweiten Variante, außer dass zusätzlich eine komplette Sportanlage mit 400-Meter-Bahn hinzukäme. Alle drei Vorschläge beinhalten zudem den Bau eines Parkdecks. Geprüft wurde die Umgebung des Gymnasiums einerseits wegen der direkten Nähe zur S-Bahn, andererseits um bestehende Räume gemeinsam nutzen zu können.

Zwar kommt der Landkreis für den Großteil der Baukosten auf, doch das Grundstück müsste die Gemeinde stellen und zunächst den Grund zwischen Ahornstraße und Kirchenweg kaufen. "Ein Sechser im Lotto heißt doch eigentlich, viel Geld zu bekommen", sagte die Zweite Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD), "und nicht viel Geld auszugeben." Mayer entgegnete, eine für die Gemeinde günstige Möglichkeit könnte Erbpacht sein.

"Egal, wo gebaut wird, wir zahlen mit."

Höhenkirchen-Siegertsbrunn ist in der vergleichsweise komfortablen Lage, im südöstlichen Zweckverband Weiterführende Schulen mit sechs anderen Kommunen organisiert zu sein, die sich die Kosten von 30 Prozent teilen müssen, anteilig ihrer Schülerzahlen. Die übrigen 70 Prozent übernimmt der Landkreis. Deshalb sagte Mayer den Kritikern: "Egal wo gebaut wird, wir zahlen mit."

Konwitschny sieht das anders: "Warum löffeln wir für die anderen Gemeinden die Suppe aus?" Vor allem Hohenbrunn sieht sie in der Pflicht. Dem widersprach Mayer insofern, dass Hohenbrunn auch in der Vergangenheit Geld investiert habe, zum Beispiel in ein Schwimmbad.

Konwitschny behauptete zudem, die Supermarktbesitzer wären mit einer größeren Schülerzahl, die sich in der Mittagspause im Supermarkt eindeckt, unglücklich. Ihre Fraktionskollegin Anita Reiprich zeigte sich wegen des drohenden Verkehrsaufkommens zurückhaltend. Schon jetzt würden zu viele Gymnasiasten von ihren Eltern bis vor den Eingang gefahren, sodass am Morgen und um die Mittagszeit der Kreisel am S-Bahnhof sowie die Bahnhofstraße verstopft seien. Dem entgegnete Mayer, würde die Realschule neben die Erich-Kästner-Schule gebaut werden, würde sich das Problem lediglich verlagern. "Wir können unsere Eltern da nicht umerziehen", sagte sie.

Mathias Mooz (CSU) wiederum hat es nach eigenen Worten immer als "Sechser im Lotto" empfunden, dass seine Mitschüler damals mit dem Rad heimfahren konnten, während er selbst mit der S-Bahn im 40-Minuten-Takt in den Nachbarort pendeln musste. Und er fügte hinzu: "Es ist Teil unserer Aufgabe, das unseren Kindern zu ermöglichen."

Am Ende stimmten 15 Gemeinderäte gegen die Vorlage der Gemeinde, sich für eine Realschule auszusprechen, und nur fünf dafür. Das bedeutet, dass dem Zweckverband zu seiner Sitzung am 13. November übermittelt wird, vor einer Entscheidung erst vier andere Areale im südöstlichen Landkreis zu prüfen: an der Erich-Kästner-Schule in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, das Gelände am Wächterhof sowie die Standorte Hohenbrunn und Brunnthal. Ursula Mayer machte ihren Kollegen im Gremium allerdings eindringlich klar, dass bald eine Entscheidung getroffen werden müsse.

© SZ vom 28.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: