Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Probealarm

Die Freiwillige Feuerwehr Höhenkirchen feiert ihr 140-jähriges Bestehen

Von Michael Morosow, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Als am 20. April 1873 die Glocken der Dorfkirche Mariä Geburt läuteten, rückten die Feuerwehrleute mit ihrem Spritzenwagen aus und halfen mit, einen Großbrand in Sauerlach zu löschen. Dies ist der nachweislich erste Brandeinsatz der Höhenkirchner Wehr, die sich erst zwei Jahre später Freiwillige Feuerwehr nannte. Wenn an diesem Samstag, 12. September, die Kirchenglocken abermals läuten, dann werden sich nicht nur die Feuerwehrleute in Bewegung setzen, sondern der halbe Ort - allerdings nicht um ein Feuer zu löschen, sondern um in der katholischen Pfarrkirche Mariä Geburt das 140-jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr mit einem Gottesdienst zu feiern.

Dass es im engeren Sinne eigentlich gar kein richtiges Jubiläum ist, ficht die Führung der Höhenkirchner Feuerwehr nicht an. Kommandantin Nikola Schwaiger spricht von einem Probelauf für das richtige Jubiläum in zehn Jahren und davon, dass der Wunsch für eine 140-Jahr-Feier aus der Mannschaft gekommen sei, insbesondere von älteren Ehrenmitgliedern.

In den 140 Jahren seit Gründung haben Generationen von Höhenkirchner Aktiven viele Menschenleben gerettet, Brände gelöscht, Unfallstellen abgesichert oder einfach nur eine verängstigte Katze vom Baum geholt. Nur einmal, am Silvesterabend 1975 waren sie unpässlich, als ein mit Stroh gefüllter Stadel durch einen Feuerwerkskörper in Brand gesetzt und bis auf die Grundmauern eingeäschert wurde - während die Feuerwehr in Mannschaftsstärke an der Bar im benachbarten Wirtshaus auf den Jahreswechsel anstieß.

Festprogramm

Die Feierlichkeiten zum 140-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Höhenkirchen gehen an diesem Freitag, 11. September, um 19 Uhr mit einer "Blaulichtparty" los, zu der Roland Hefter und seine "Isar-Rider" die Musik beisteuern. Der Festsamstag beginnt um 9.30 Uhr mit einem Kirchenzug vom Gerätehaus der Feuerwehr zur Pfarrkirche Mariä Geburt, wo von 10 Uhr an der Gottesdienst stattfindet. Ein Tag der offenen Tür auf dem Feuerwehrgelände von 14 Uhr bis 17 Uhr rundet den zweiten Festtag ab. Zuschauer können an diesem Tag auch dem ersten Luxemburgisch-Bayerischen Feuerwehrwettkampf beiwohnen. Am Sonntag von 9 bis 15 Uhr kommen Sammler auf ihre Kosten bei der ersten oberbayerischen Feuerwehr- und Polizeisammler-Tauschbörse mit Abzeichen, Uniformen und Helmen.

Selbst von den ältesten Ehrenmitgliedern der Höhenkirchner Wehr wird sich wohl kaum noch einer an die Einsatzwochen im Sommer 1936 erinnern. Ein Orkan mit verheerendem Hagelschlag hatte der Gemeinde die größte Naturkatastrophe beschert, die sie je erlebt hatte. Scheunen wurden eingerissen, selbst starke Bäume entwurzelt und Eisenbahnwaggons umgeweht wie Spielzeugautos. Höhenkirchen und Umgebung wurde zum Katastrophengebiet erklärt, Hunderte Helfer waren mehrere Wochen mit Aufräumungsarbeiten beschäftigt.

Das Gesicht der FFW Höhenkirchen hat sich in 140 Jahren doch sehr verändert, nicht nur, weil seit noch nicht allzu langer Zeit auch Frauen in die Uniform schlüpfen dürfen und sogar das Kommando übernehmen, wie aktuell Nikola Schwaiger. Vor allem der heutige Standard der technischen Ausstattung ist nicht mehr zu vergleichen mit den Hilfsmitteln in der Spritzenwagen-Ära.

Heute gehören vier Löschfahrzeuge, zwei Gerätewagen und drei Mannschaftswagen zum Fuhrpark der Höhenkirchner Feuerwehr - und ein historisches Juwel, ein Borgward LF8, Baujahr 1961, der notfalls immer noch zur Stelle wäre, wenn es mal brennt. Unter anderem dieses alte Löschgruppenfahrzeug kann am Tag der offenen Tür am Samstag bewundert werden.

Höhenkirchen-Siegertsbrunn: Höhenkirchner Feuerwehrleute auf einem Gruppenfoto von 1930. Da gab es die Freiwillige Feuerwehr in der Gemeinde bereits seit 57 Jahren.

Höhenkirchner Feuerwehrleute auf einem Gruppenfoto von 1930. Da gab es die Freiwillige Feuerwehr in der Gemeinde bereits seit 57 Jahren.

(Foto: Claus Schunk)
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