Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Neue Pläne und alte Probleme

Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Großtagespflege der FortSchritt GmbH

Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Großtagespflege der FortSchritt GmbH Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Großtagespflege der FortSchritt GmbH, Foto: Angelika Bardehle

(Foto: Angelika Bardehle)

In der Bürgerversammlung haben einige ihrem Ärger Luft gemacht. Dabei geht es immer wieder um die fehlenden Betreuungsplätze, den geringen Wohnraum und die vielen Autos im Ort.

Von Anna Reuß, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Als die beiden an das Mikrofon traten, wurde es plötzlich emotional. Die Eltern Maximilian und Regina Hanisch schilderten am Dienstagabend bei der Bürgerversammlung, dass sie für ihre beiden dreijährigen Töchter weder in Höhenkirchen-Siegertsbrunn noch in einer der Nachbargemeinden Betreuungsplätze gefunden hätten. Wenn sich an diesem Zustand bald nichts ändere, sagte Hanisch, werde sie womöglich ihren Job verlieren, da die gesetzliche Elternzeit drei Jahre beträgt.

Sie rang mit den Tränen, als sie sagte, für ihre Familie sei "kein Land in Sicht". In der Gemeindeverwaltung habe man ihr signalisiert, dass sie frühestens im Herbst 2018 Plätze im Kindergarten erhalten würde. In anderen Gemeinden müssten hingegen ortsansässige Familien nicht warten, dort könnten sogar Kinder aus Höhenkirchen aufgenommen werden. Hanisch sagte, sie hätten keine Hoffnung auf eine schnelle Lösung, aber wollten "der Betreuungsnot ein Gesicht geben".

Im Oktober war dem Gemeinderat eine Studie vorgestellt worden, wonach in den kommenden Jahren kein Bedarf an Betreuungsplätzen besteht. Die Realität vieler Familien von aktuell 95 Kindern - darunter die der Hanischs - sieht anders aus. Um die Kinder zu betreuen, fehlten momentan zehn Erzieher in Höhenkirchen-Siegertsbrunn, sagte die Zweite Bürgermeisterin Mindy Konwitschny (SPD) bei der Bürgerversammlung - zehn von 40 000 in ganz Bayern.

Dieses Problem werde jedoch nur gelöst, wenn man die begehrten Erzieher mit günstigen Wohnungen in die Gemeinde locken könne, sagte Konwitschny. Allerdings fehlt es im Ort auch an Wohnraum. Zwar habe die Gemeinde viele Bauprojekte geplant und durchgeführt, wie etwa am Bahnhofsplatz, an der Ahornstraße oder an der Sigohostraße, dennoch reichen diese nicht aus. Was die Wohnungssituation betrifft, appellierte Konwitschny mehrmals am Abend an die Bürger, freie Wohnungen dem Rathaus zu melden. Denn auch in Höhenkirchen-Siegertsbrunn seien schon Bürger wegen Wohnungskündigungen von Obdachlosigkeit bedroht gewesen.

Bei der Bürgerversammlung, zu der etwa 190 Leute gekommen waren, wurde deutlich, dass neben dem Betreuungs- und Wohnungsmangel, vor allem der Verkehr im Ort die Leute beschäftigt. 7100 Autos seien angemeldet, das mache bei rund 10 000 Einwohnern einen stattlichen Anteil aus, sagte Konwitschny. Die Bahnhofsstraße am Gymnasium sei dabei das "Sorgenkind". Dort wurden an manchen Nachmittagen in einer Stunde bis zu 850 Autos gezählt. Dem will die Gemeinde mit einer Fahrradunterführung an der Nordseite der S-Bahn entgegenwirken. Ein Bürger zeigte sich besorgt, dass das Verkehrsaufkommen noch schlimmer werden könnte, falls die geplante Tarifreform im Nahverkehr zu lasten derer geht, die aus den umliegenden Gemeinden nach München pendeln.

Konwitschny war in Vertretung für Bürgermeisterin Ursula Mayer (CSU) gekommen, die sich aus persönlichen Gründen entschuldigen ließ. Ihre Vertreterin las aus einem Brief Mayers an die Bürger vor, in dem stand, dass sie in diesen Tagen an der Seite ihres schwerkranken Mannes sein möchte.

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