Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Preis für die musikalische Familie

Höhenkirchen, Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Florian Sepp (links) ist Vorsitzender der Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn, Hans Kremser (rechts) hat sie gegründet, Niclas Eidkum (Mitte) ist schon von Kindestagen an dabei.

(Foto: Angelika Bardehle)

Erich Sepp hat die Blaskapelle Höhenkirchen-Siegertsbrunn groß gemacht, seine Söhne Konrad und Florian schreiben die Erfolgsgeschichte weiter. Jetzt erhält die Orchestergemeinschaft einen wichtigen Preis.

Von Christina Jackson

In Höhenkirchen-Siegertsbrunn gibt die Familie Sepp den Ton an. Seit 1981 steht die örtliche Blaskapelle unter der Regie der Sepps. Aus einem zehnköpfigen Laien-Ensemble ist mittlerweile so etwas wie eine Marke mit 210 aktiven Musikern geworden. Ein Umstand, der auch dem bayerischen Kulturministerium nicht verborgen blieb. Ludwig Spaenle zeichnet die Blaskapelle an diesem Donnerstag in der Kategorie Laienmusik mit dem Bayerischen Staatspreis aus. Das Lob gilt dabei der musikalischen Bandbreite ihres Repertoires ebenso wie dem hohen Niveau, für das nicht zuletzt der heutige musikalische Leiter Konrad Sepp verantwortlich ist.

Die Plätze sind begehrt

Die Aufnahme in eines der vier Orchester ist keine Selbstverständlichkeit. Die Plätze im professionellen Musikunterricht sind begehrt. Elf qualifizierte Lehrkräfte unterrichten den Nachwuchs an den Instrumenten. Das Ziel der jungen Musiker steht von Anfang an fest: Sie wollen so schnell wie möglich auf die Bühne. An der Seite von Konrad Sepp, der an der Münchner Hochschule für Musik und Theater studiert hat, kümmert sich Bruder Florian Sepp um die Belange des Blaskapellen-Vereins. Er steht im engen Kontakt zu den Mitgliedern und kennt die Gründe für den Erfolg des Höhenkirchner Ensembles. "Wir erfüllen den Wunsch der Nachwuchsmusiker nach einem raschen Bühnenauftritt."

Deshalb lernen die Schüler schnell und unter professioneller Betreuung. Die Zahlen sprechen für diese Motivationsstrategie. Mit 86 Musikern sind die Ensemblemitglieder im Alter zwischen zehn und 18 Jahren besonders stark vertreten. Die ersten Erfolge spüren die Musikschüler schnell. Das spricht sich auch im Freundeskreis und an den Schulen herum. Jedes Jahr melden sich mehr Schüler an. Sie haben die Möglichkeit, ihr Können in vier verschiedenen Orchestern zu erproben: dem großen, dem symphonischen, dem Jugendblasorchester sowie dem Nachwuchsblasorchester. Zum Leonhardifest spielen sie ebenso wie zur Sonnwendfeier. Zu letzterem kamen 8500 Zuschauern.

Der Trachten- und Schützenumzug am ersten Wiesn-Sonntag am Odeonsplatz

Ein Auftritt führt die Musiker unter anderem zum Trachtenumzug nach München.

(Foto: Florian Peljak)

In den Probenräumen wird es eng

Mit dem Erfolg kommen aber auch Probleme. In den Probenräumen stehen die Bläser dicht gedrängt, Ausweichmöglichkeiten sind knapp. "Es gab etliche Gespräche mit Bürgermeisterin Ursula Mayer zu neuen Unterkünften", sagt Florian Sepp. An den Überlegungen zur Überplanung des Ruf-Geländes wird die Blaskapelle teilnehmen. Doch die Präferenz ist klar: "Der Schulstandort ist optimal, ein unterirdischer Durchgang verbindet das Gebäude mit der Mehrzweckhalle". In der Sigoho-Marchwart-Schule proben die bis zu 70-köpfigen Orchester derzeit. Noch steht nicht fest, ob sie drei- oder vierzügig weitergeführt wird. Falls es einen Anbau nach Süden geben sollte, werde die Gemeinde auch eine Unterkunft für die Blaskapelle berücksichtigen. So hofft es zumindest Florian Sepp. Im Gespräch sei daneben auch ein Probenraum im Gymnasium. "Die Hauptsache ist aber, dass wir uns weiterhin professionell auf unsere Auftritte vorbereiten können."

Die ausgefeilten Arrangements verdankt das Publikum einer stetigen Weiterentwicklung der Konzertprogramme durch den musikalischen Leiter Konrad Sepp. Die Führung der Kapelle übernahm er im Jahr 2000 von seinem Vater Erich, der als ehrenamtlicher Dirigent und Es-Klarinettist seit den Achtzigerjahren kontinuierlich am Erfolg der Blasmusik in Höhenkirchen arbeitete. Der promovierte Chemiker war Ende der Siebziger mit seiner Familie in die Gemeinde gekommen und legte den Grundstein für die Erfolgsgeschichte. Sohn Florian Sepp weiß, was sein Vater geleistet hat: "Das war ein langwieriges Bohren dicker Bretter." Hatte es seit 1903 mit kriegsbedingten Unterbrechungen immer wieder Blaskapellen in Höhenkirchen gegeben, so kam die Kontinuität erst mit der Familie Sepp.

Den Anstoß dazu machte Hans Kremser 1980. Er gründete die Kapelle in Höhenkirchen neu. Der 20-jährige Kremser zog auf der Suche nach geeigneten Kompositionen durch die Archive der Musikverlage. "Ich wanderte in dieser Zeit durch München, um Raritäten zu finden", erzählt er. Er sammelte Stücke von Franz Watz, der neue böhmische Blasmusik schrieb und probte sie mit seinem Orchester, das aus zehn Personen bestand. "Zu dieser Zeit wollte ich eigentlich keine Leitung übernehmen. Deshalb war ich auch sehr froh, dass Erich Sepp das sehr bald übernahm."

Die Faszination der Blasmusik hat Kremser sich bis heute bewahrt. Der Software-Techniker bevorzugt die von Hand gemachte Melodie und das Miteinander: "Beim Fußball und in den meisten Sportarten spielt man gegeneinander. Ein Orchester funktioniert nur miteinander."

Stefan Dettl spielte einst mit der Kapelle

Als Konrad Sepp die musikalische Leitung im Jahr 2000 von seinem Vater übernahm, gehörten der Kapelle bereits 49 Musiker an. Die Genres, die das Orchester bediente, wurden immer vielfältiger. Neben der klassischen Blasmusik kamen Swing-Elemente hinzu. 2003 präsentierte die Kapelle den Gershwin-Klassiker "Rhapsody in Blue". Heutige Popstars des Genres-Mix hatten Gastauftritte in Höhenkirchen. Stefan Dettl von La Brass Banda spielte 2005 für die Blaskapelle Trompete. Junge Talente aus den eigenen Reihen machten von sich reden, wie Tobias Krieger, der als Landessieger aus dem Wettbewerb "Jugend musiziert" hervorging. Auch Kilian Kiemer gewann etliche Preise.

Niclas Eidkum ist seit 2007 Musiker im Höhenkirchner Ensemble. Der 17-Jährige ist talentiert. Er spielt Horn, Tuba und Trompete. Wenn er von seinen Erlebnissen mit dem Orchester spricht, kann auch der Außenstehende verstehen, was den Erfolg der Kapelle ausmacht. In dieser musikalischen Gemeinschaft kennt jeder jeden. Und sie erleben gemeinsam Abenteuer. So zumindest umschreibt es Eidkum. Seine schönste Erinnerung: "Das war eine Reise nach Siebenbürgen, wo wir einen großen Auftritt hatten."

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