Höhenkirchen-Siegertsbrunn:Der Duft der Frauen

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Mit dem Erlös aus den Kräuterbuschen werden in Höhenkirchen auch Familien in Not unterstützt. (Foto: Bard)

In Höhenkirchen lebt der Brauch der Kräuterbuschen

Von Julia Weller, Höhenkirchen-Siegertsbrunn

Ob Johanniskraut, Liebstöckel oder Goldrute: "Der beste Kräuterbüschel ist einer, der mit Liebe gemacht wurde", sagt Monika Pöttinger vom Frauenklub St. Peter. Jedes Jahr binden die Mitglieder des Klubs in Siegertsbrunn zu Mariä Himmelfahrt die traditionellen Kräuterbuschen, die dann um den 15. August herum in Gottesdiensten gesegnet werden. An diesem Tag feiert die katholische Kirche die Aufnahme Marias in den Himmel, der Samstag ist in allen oberbayerischen Kommunen ein gesetzlicher Feiertag. Der Brauch des Büschelbindens basiert auf einer Erzählung des Kirchenvaters Johannes von Damaskus, der zufolge ein wundersamer Kräuterduft das Grab der Maria erfüllte.

Ähnliche Aromen stiegen Monika Pöttinger in die Nase, als sie das erste Mal selbst ein Büschel herstellte. "Diese Vielfalt an Gewürzen, Blumen und Gerüchen, das war einfach herrlich", erinnert sich die Vorsitzende des Frauenklubs. Immer am 14. August treffen sich die Frauen im Alter von 50 bis 87 Jahren und tragen alles Grünzeug zusammen, das der Wald vor der Haustür und die eigenen Gärten hergeben. Ein Büschel ist in sieben Minuten gebunden, doch das Sammeln im Vorfeld stellt die größere Herausforderung dar: "Manchmal muss man durch Brennnesseln, um die schönsten Kräuter zu finden. Und anstrengend ist es bei dem Wetter natürlich auch. Dafür ist es im Wald aber auch einfach schön und ein bisschen kühler obendrein."

Zwar gibt es verschiedene Ansichten, was die korrekte Anzahl und Zusammensetzung der Kräuter angeht, in Siegertsbrunn sieht man das aber nicht so streng: "Eigentlich gehört eine Königskerze in die Mitte des Buschens, aber wenn man keine findet, dann geht es auch ohne", findet Pöttinger. Wegen der Hitze der letzten Wochen müsse man ohnehin einige Abstriche machen: "Das Getreide ist schon lange abgeerntet, und der Lavendel ist schon ein wenig blass." Trotzdem ist sie zuversichtlich, mit dem Frauenklub wieder bis zu 60 Kräutersträuße herstellen zu können. Die Büschel werden nach dem Binden ins Wasser gestellt und vor dem Gottesdienst gegen Spenden abgegeben. "Der Erlös kann für Anschaffungen in der Gemeinde verwendet werden, aber in der Vergangenheit haben wir auch schon einmal eine finanziell schwächere Familie aus dem Ort unterstützt."

Die Festgottesdienste am Wochenende sind erst der Auftakt für einen ganzen Monat voller Feierlichkeiten: Am 15. August beginnt nämlich auch der Frauendreißiger, der bis Mitte September dauert. "Der Marienmonat war früher eine festliche Zeit, in der die Mutter Gottes verehrt wurde", sagt Christiane Wimmer vom Pfarrverband Höhenkirchen-Siegertsbrunn. Auf Anregen von Pfarrer Toni Wolf hin hat die Gemeinde die Tradition vor vier Jahren wieder aufleben lassen.

Die Veranstaltungen dazu seien in der Pfarrei sehr beliebt, nicht nur bei Frauen. "Es kommen viele Paare mit. Aber besonders schön sind die Fahrten für unsere alleinstehenden Damen. Vor allem die Witwen im Ort werden immer sehr herzlich aufgenommen und sind in der Gemeinschaft gut aufgehoben", erzählt Wimmer. Ob es auch jüngere Teilnehmer gebe? "Ich glaube, Wallfahrten sind bei der Jugend im Moment nicht so in", sagt Wimmer. "Aber wer weiß, vielleicht ändert sich das ja."

© SZ vom 14.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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