Heiße Sommertage:"Ab und zu in den Froster schauen"

Bei mehr als 30 Grad zu arbeiten ist ganz schön anstrengend. Vor allem, wenn man dabei vor einem heißen Ofen steht oder in die Sauna muss. Betroffene erzählen, wie sie damit umgehen

Von Franziska Bohn

Bei Temperaturen über 30 Grad Celsius an der Isar liegen ist schön, in der Hitze arbeiten ist anstrengend. Für manche Tätigkeiten gilt das besonders, und das sind nicht nur die, bei der man direkt der Sonne ausgesetzt ist. Francesco Polacco etwa ist Saunameister im Phönixbad Ottobrunn und macht täglich mehrere Aufgüsse. Dabei hat der Raum eine Temperatur von bis zu 94 Grad Celsius. Polacco weiß, wie man sich von der Hitze wieder abkühlen kann: "Ich gehe an der frischen Luft spazieren, stehen ist nicht gut, sonst bekommt man Kreislaufprobleme", erzählt er. "Danach stelle ich mich unter die eiskalte Dusche, um meinen Puls zu senken." Trotzdem gibt es selbst in diesen Tagen Menschen, die sich freiwillig in eine noch größere Hitze begeben. "Manchmal frage ich mich selbst, wer im Sommer gerne in die Sauna geht", sagt Polacco. Er selbst fängt schon zu schwitzen an, wenn er nur an Sauna denkt.

Ganz so heiß haben es Eleonore Pieaczko und Angelika Birkner von der Gärtnerei Albrecht in Unterhaching nicht. Sie arbeiten den ganzen Sommer draußen. In diesen Tagen halten sie sich dabei, wo es geht, im Schatten auf und trinken viel Wasser. Die Kollegen der Gartenbaufirma Münster sind gerade mit Pflasterarbeiten in Unterhaching beschäftigt. Immerhin haben sie einen Wasserschlauch parat, mit dem sie sich erfrischen können.

"Ich weiß nicht, was besser ist, bei strömendem Regen oder bei dieser Hitze Pakete ausfahren", sagt DHL-Fahrer Ramiz Haskiro. Trotz der anhaltenden Hitze bleibt Haskiro bei seiner Tour durch Unterhaching gut gelaunt und geduldig mit den Nachbarn, die mal wieder keine großen Packerl annehmen wollen. Dann muss er alles wieder die Treppe hinunter schleppen.

Bäckermeister Werner Fiegert steht im Sommer wie im Winter in der heißen Backstube in Ottobrunn. Der Ofen hat bis zu 220 Grad Celsius, da hilft die Dunstabzugshaube nicht viel: "Selbst im hintersten Eck der Backstube hat es bestimmt noch 40 Grad, vor dem Ofen ist es natürlich noch heißer", sagt Fiegert. Drei bis vier Liter Wasser trinkt er deswegen während der Arbeitszeit. Sein Geheimtipp ist allerdings "ab und zu in den Froster schauen". Um 1 Uhr in der Nacht beginnen die Bäcker bereits ihre Schicht. Sie müssen den Teig mischen und vorbereiten. Schon in der Nacht wird der große Ofen angeworfen. Tagsüber hat Fiegert frei und kann sich am Badesee ausruhen, oder er verkriecht sich an einem kühlen Ort.

Samir Mussa arbeitet in einem Imbiss am Bahnhof in Unterhaching. Er steht bis abends vor dem heißen Dönerspieß und schneidet das Fleisch. Schweißperlen stehen ihm auf der Stirn. Abkühlen muss auch er sich zwischendurch. Dafür trinkt er am liebsten kalte Cola oder kaltes Wasser. Wenn die Temperaturen abends etwas gesunken sind, geht er eine Runde spazieren, und nach Feierabend darf auch ein kaltes Bier nicht fehlen. Die Hitze mache ihm aber eigentlich gar nicht so viel aus, erzählt er: "Ich weiß selbst nicht warum, ich mag das sogar."

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