Haar/Oberhaching:Feste Bleibe gesucht

Haar und Oberhaching entscheiden in Kürze über Standorte für Flüchtlingsunterkünfte

Jetzt geht es auch in Haar Schlag auf Schlag. Lange war die Unterbringung von Asylbewerbern in der 20 000-Einwohner-Kommune mangels passender Grundstücke und Gebäude kein Thema. Doch kaum sind 33 Flüchtlinge aus Eritrea und Somalia in der Turnhalle des Gesundheitszentrums der Volkshochschule (VHS) an der Friedrich-Ebert-Straße eingezogen, steht schon eine Entscheidung über eine weitere Unterkunft an. In der Sitzung des Gemeinderats am Dienstag, 30. Juni, soll ein Bauantrag für eine feste Unterbringung an der Vockestraße im Umfeld des Jugendkulturzentrums Route 66 behandelt werden. Wie viele Flüchtlinge dort Platz finden sollen, ist laut Rathaus noch unklar, auch die Art des Gebäudes. Es gehe jedenfalls nicht um eine Dimension von 150 oder 200 Menschen, über die in Zusammenhang mit der Errichtung von Traglufthallen diskutiert werde, sagt Rathaus-Sprecherin Ute Dechent.

Die Flüchtlinge in der vorübergehend bis zum Ende der Sommerferien genutzten Turnhalle sind spartanisch untergebracht. Dort stehen Stockbetten ohne Trennwände, im Foyer gibt es ein paar Tische, wo gegessen werden kann. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) sagte am Dienstag im Bauausschuss des Gemeinderats, die Gemeinde werde sich bemühen, wenigstens ein Zelt aufzustellen, damit die Leute die Halle verlassen könnten. Landrat Christoph Göbel habe zugesagt, die Halle bis nach den Sommerferien wieder freizugeben, sagte Müller. Das Ziel müsse sein, feste Unterkünfte zu errichten.

Doch die Zeit drängt, und Grundstücke mit Kanal- und Wasseranschlüssen, die für Einrichtungen für 150 Personen und mehr geeignet sind, sind in Haar rar. Müller gab bekannt, dass sie auch zwei Hallen im Jugendstilpark dem Landratsamt gemeldet habe, zudem, vor längerem, leer stehende Gewerbeimmobilien. Doch all dies sei als ungeeignet abgelehnt worden. Auf Nachfrage von Dietrich Keymer (CSU) sagte sie, wegen der Unterkunft am Route 66 stehe man mit dem Juz in Kontakt, um die Einschränkungen für den Treff-Betrieb in Grenzen zu halten. Der TSV, der Sportanlagen in der Nähe nutzt, hat angeblich bereits sein Einverständnis signalisiert.

In Oberhaching wird sich der Gemeinderat in einer Sondersitzung am 23. Juni mit der Standortfrage für eine Asylbewerber-Notunterkunft beschäftigen. In einem interfraktionellen Antrag werden die drei Areale Münchner Straße/Holzstraße, Sauerlacher Straße/Schulstraße und der Bahnhof Furth genannt. Zudem hat es laut Zweitem Bürgermeister Johannes Ertl (Wählergemeinschaft) vor etwa zehn Tagen eine Anfrage für die Turnhalle der Grundschule Deisenhofen gegeben. Da es dort wegen des Um- und Neubaus derzeit keine Toiletten gibt, würden gegebenenfalls Sanitärcontainer auf der Rasenfläche aufgestellt. 80 bis 100 Menschen könnten hier vorübergehend untergebracht werden, teilte Ertl mit. Sowohl die Kyberghalle als auch die Gymnasiumshalle habe die Behörde als Flüchtlingsunterkunft ausgeschlossen, da hier Sanierungsarbeiten anstünden. Allerdings brauche das Landratsamt die Deisenhofener Turnhalle erst einmal nicht, sagte Ertl am Dienstag im Hauptausschuss.

Über Kosten solcher Unterkünfte wird angesichts der dramatischen Lage nur wenig gesprochen. Die übernimmt der Landkreis und der bekommt sie von Bund und Land ersetzt. Doch es bleibt auch etwas an den Gemeinden hängen. Haars Bürgermeisterin Müller sagte, dass die VHS durch den Wegfall der stark genutzten Turnhalle auf Einnahmen verzichten müsse und natürlich Kursteilnehmer, die an den verlegten Veranstaltungsorten die Gesundheitskurse nicht wahrnehmen wollten, ihre Gebühr zurückverlangen könnten. Es werde im Herbst einen Zuschussantrag der VHS geben. Die Halle werde unentgeltlich dem Landkreis zur Verfügung gestellt. Strom und Wasser liefen, wie Müller sagte, aktuell auf Rechnung der VHS.

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