Haar/Grasbrunn:Gewerbegebiet vor der Haustür

Die Haarer CSU kritisiert die Pläne der Nachbargemeinde Grasbrunn für Keferloh

Von Bernhard Lohr, Haar/Grasbrunn

Die CSU im Haarer Gemeinderat macht wegen der Grasbrunner Pläne für ein Gewerbegebiet in Altkeferloh Druck. Sie will alle Hebel in Bewegung setzen, um das Ansinnen der Nachbargemeinde zu verhindern. Fraktionschef Dietrich Keymer drängte Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) am Dienstag im Gemeinderat, rechtliche Schritte zu ergreifen. Die CSU werde weiter Anträge zum Thema stellen und auf die Bürger zugehen. Es dürfe nicht hingenommen werden, dass Keferloh bis an das Haarer Jagdfeld heranwachse. Bürgermeisterin Müller warnte vor einer offenen Konfrontation mit Grasbrunn. Sie brachte erneut den Bau einer Autobahnparallele zur Sprache, um den Verkehr im Münchner Osten zu entzerren.

Seit Monaten verfolgen die Kommunalpolitiker im Raum Haar, Putzbrunn, Grasbrunn und Vaterstetten mit Argwohn die Pläne für neue Wohn- und Gewerbegebiete in den jeweils angrenzenden Gemeinden. Vor allem Haar befürchtet Schlimmes, wenn der Verkehr auf der bereis jetzt dicht befahrenen B 471 weiter zunimmt. Als in dieser Woche auf der A 99 wegen eines gekippten Lkw für Stunden die Autobahn gesperrt war, standen in Ottendichl und Haar die Fahrzeuge wieder Stoßstange an Stoßstange. Ein Szenario, das mit neuen Gewerbegebieten in Altkeferloh, in Putzbrunn sowie einem neuen Wohnbauviertel in Vaterstetten für etwa 2000 Menschen womöglich noch öfter zu erleben ist. Haar selbst will auf der Finckwiese Gewerbe ansiedeln und schafft im Jugendstilpark ein neues Wohngebiet. Auch das wird mehr Verkehr auf die B 471 bringen.

Dass die CSU in Haar jetzt offenen Widerstand ankündigt, hat auch mit der besonderen Beziehung zu Altkeferloh zu tun, das viele Haarer mit den Wäldern und Wiesen im Umfeld als Naherholungsgebiet schätzen. Fraktionschef Dietrich Keymer sagte zu den Grasbrunner Gewerbegebiet-Plänen, "wir sind der Meinung, dass dies eine Angelegenheit ist, die unsere Belange zentral berührt". Keymer bemühte das Vokabular der hohen Diplomatie und sprach von einem "unfreundlichen Akt". Es sei der "Einstieg in die Beseitigung dieser Rodungsinsel". "Wer nicht kämpft, der hat schon verloren." Die SPD wollte gar nicht groß widersprechen. Gemeinderat Horst Wiedemann erinnerte sogar daran, dass er über Jahre davor gewarnt habe, dass die "Rodungsinsel" Altkeferloh durch die Ausweisung von neuen Flächen ihren Charakter verlieren könnte. Er sei damals von der CSU nicht unterstützt worden, beklagte er. Alfons Meindl (SPD) strich heraus, dass es völlig "an der Wirklichkeit vorbei" gehe, der SPD in diesem Punkt Untätigkeit zu unterstellen. Man werde das nicht unter den Teppich kehren. Auch Antonius van Lier (Freie Wählergemeinschaft) forderte ein "sehr klares Signal" an Grasbrunn.

Doch wie dieses aussehen kann, ist in Haar nicht klar. SPD-Fraktionschef Alexander Zill warf der CSU vor, viel "heiße Luft" zu produzieren. Rechtlich scheinen die Haarer nicht viel in der Hand zu haben. Bauamtsleiter Josef Schartel legte auf Antrag der CSU hin dar, dass Haar über das "Abstimmungsgebot" zwischen benachbarten Kommunen auf Grasbrunn einwirken und versuchen könne, das Gewerbegebiet-Vorhaben auf naturschutzfachliche Aspekte abzuklopfen. Hoffnung, damit etwas zu erreichen, machte Schartel nicht. In der Vergangenheit hatten die Haarer mit wenig Erfolg versucht, Altkeferloh als so genannte "Rodungsinsel" in der Regionalplanung beschreiben zu lassen, um so die bauliche Entwicklung zu bremsen.

Bürgermeisterin Müller sagte, noch sei wenig Konkretes über die Gewerbepläne in Keferloh bekannt, weder welche Firmen sich ansiedeln sollen, noch, wie viel Verkehr zu erwarten sei. Die einzige Lösung, die sie sehe, sei der Bau einer Autobahnparallele, um die B 471 zu entlasten. Mike Seckinger (Grüne) sagte, die Kommunen sollten lieber gemeinsam planen. Ob Haar etwas unternehmen wird, blieb offen. Die CSU schließt nicht aus, dass sie Unterschriften für den Erhalt der Rodungsinsel sammelt.

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