Notfallversorgung:Haar bekommt ein zweites Feuerwehrhaus

Notfallversorgung: Neben der Garage an der Blumenstraße, wo der erste Leiterwagen der Haarer Feuerwehr steht, soll demnächst ein provisorisches Gerätehaus eingerichtet werden.

Neben der Garage an der Blumenstraße, wo der erste Leiterwagen der Haarer Feuerwehr steht, soll demnächst ein provisorisches Gerätehaus eingerichtet werden.

(Foto: Claus Schunk)

Weil die Einsatzkräfte im Ernstfall nicht schnell genug nach Gronsdorf kommen, richtet die Gemeinde Haar an der Blumenstraße eine Dependance ein.

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Haarer Feuerwehr richtet einen provisorischen Stützpunkt im Westen der Gemeinde ein. Ein Tanklöschfahrzeug und ein Mannschaftswagen werden auf Probe bei den Gemeindewerken an der Blumenstraße stationiert. Damit soll die geforderte Hilfsfrist von zehn Minuten für den Ortsteil Gronsdorf sicher eingehalten werden. Dies war zuletzt nicht mehr garantiert, wenn die Feuerwehr vom Gerätehaus an der Vockestraße im Osten Haars ausrückte. Abgesehen davon gibt der erstmals in Haar erstellte Feuerwehrbedarfsplan Empfehlungen, wie man sich personell besser aufstellen kann. Unter der Woche kann es tagsüber auch da knapp werden.

Unter der Woche können die Feuerwehrleute oft nicht rechtzeitig da sein

Wer die Verkehrsverhältnisse in Haar kennt, kann sich leicht ausmalen, was es bedeutet, wenn Feuerwehrleute nach einem Alarm schnell zu einem Wohnungsbrand oder einem Unfall gelangen müssen. Das Gemeindegebiet zieht sich von Ost nach West und auf der stark befahrenen B 304 mit ihren vielen Ampeln geht es oft nur stockend voran. Mancher muss sich also erst durch den Verkehr kämpfen, um zum Gerätehaus zu gelangen - um dann womöglich dieselbe Strecke zurück mit Blaulicht zum Einsatzort zu fahren. Die als Sollwert festgeschriebenen zehn Minuten sind da schnell rum. Bei einer Analyse der Einsätze in Gronsdorf in den vergangenen Jahren ergab sich, dass man alles in allem etwa 13 Minuten gebraucht hat.

Die Gemeinde Haar gehört zu den ersten, die den Stand der technischen und personellen Ausrüstung ihrer Feuerwehr sowie die Frage, ob Hilfsfristen eingehalten werden, systematisch ermittelt und in einem Bedarfsplan niedergeschrieben hat. Er zeichnet für Haar ein differenziertes Bild. So ist man technisch gut gerüstet für all die Herausforderungen, die es in der teils urban geprägten Kommune gibt. Das vorhandene Fahrzeugbeschaffungskonzept wird abgearbeitet. Ein neues Löschfahrzeug steht seit kurzem in der Garage an der Vockestraße. Kommendes Jahr soll ein neues Drehleiterfahrzeug den Fuhrpark weiter ergänzen.

Viele Gruppenführer arbeiten außerhalb von Haar

Doch abgesehen von der Hilfsfrist musste Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) am Dienstagabend bei der Vorstellung des Plans im Hauptausschuss des Gemeinderats auch einräumen, dass man beim Personal eben nur "noch gut aufgestellt" sei. 103 Aktive gelten zwar als durchaus beachtlich. Doch die Haarer drückt ein Problem, das die meisten Feuerwehren kennen. Viele der gut ausgebildeten Gruppenführer, Truppführer und Maschinisten arbeiten andernorts und sind tagsüber bei einem Notfall nicht greifbar. Deshalb sieht der Bedarfsplan abgesehen von der Hilfsfrist auch dort gewissen Handlungsbedarf.

So sollte eine erste Gruppe, die bei einem Notfall ausrückt, mindestens zehn Leute umfassen. Nach fünf Minuten sollten mindestens weitere sechs dazukommen. Die geforderten 16 Feuerwehrleute habe man zwar "statistisch erreicht", heißt es im Bedarfsplan. Doch sichergestellt sei das jeweils nicht. Es ist im übrigen ein Urteil aus berufenem Munde. Denn an dem Bedarfsplan hat Haars Feuerwehrkommandant Thomas Schwinghammer ebenso mitgearbeitet wie Kreisbrandinspektor Erwin Ettl. Koordiniert hat das aufwendige, mit vielen Daten und Analysen gespickte Werk der Amtsleiter im Rathaus, Helmut Schmid, der selbst Kreisbrandinspektor im Landkreis Freising ist.

Mit dem neuen Stützpunkt Blumenstraße will die Feuerwehr Nachwuchs locken

Mit dem provisorischen Feuerwehr-Stützpunkt an der Blumenstraße will man nun relativ schnell und ohne größere Umstände das drängendste Problem lösen. Der Standort liegt günstig und es gibt Garagen auf dem gemeindlichen Areal, die dafür leicht freizubekommen sind. Als Nebeneffekt hofft man damit auch bei der Personalgewinnung, die man mit hochwertiger Jugendarbeit ankurbeln will, zusätzlich punkten zu können. Denn es gebe gerade im Westen der Gemeinde engagierte Feuerwehrleute, sagte Schmid, die große Probleme hätten, bei Einsätzen rechtzeitig über die B 304 zum Gerätehaus an der Vockestraße zu kommen. Bei einem Standort an der Blumenstraße müssten die nur noch einmal drüber über die B 304. Die Feuerwehr würde so für manchen attraktiver.

Sollte der Gemeinderat kommende Woche wie erwartet zustimmen, soll es in den Garagen bald Umbauten geben. Sanitäreinrichtungen werden benötigt. Einen Gruppenraum und Spinde für die zusätzlichen Garnituren an Einsatzkleidung soll es geben. Jeweils neun Feuerwehrleute können dann in zwei Fahrzeugen von dort aus zu Bränden, Unfällen oder anderen Hilfseinsätzen fahren. Sollte sich das bewähren, steht wohl ein Ausbau des Standorts an.

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