Haar:Wachstumsschmerzen

25 000 Einwohner soll Haar bald haben. Auf einer Ortsteilversammlung erläutert Bürgermeisterin Müller, wie das bewältigt werden kann. Der Traum von einem Schulcampus in Eglfing ist offenbar geplatzt

Von Christina Jackson, Haar

Die Landkreis-Gemeinden in unmittelbarer Nähe zur Stadt München erfahren einen deutlichen Bevölkerungszuwachs. Das gilt auch für Haar. Dort schilderte jetzt Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) bei einem Ortsteilgespräch in Eglfing die Situation. Demnach wird die Einwohnerzahl von etwa 22 000 bis zum Jahr 2025 auf etwa 25 000 anwachsen. Entsprechend drängend stellen sich viele Fragen, wie die örtliche Infrastruktur weiterentwickelt werden soll: Wie geht es weiter bei Schulen, Verkehr, Kinderbetreuung, Arbeitsplätzen und Wohnungsbau?

An Themen fehlte es nicht. Und so kamen auch etwa 100 Haarer zum Ortsteilgespräch ins Kleine Theater, wo vor kurzem erst die CSU auf einer Veranstaltung mit Bürgern über den geplanten Schulcampus diskutierte. Die Realschule, die die CSU unbedingt in Haar gebaut haben will, sprach Müller natürlich auch an. Und sie machte deutlich, dass aus dem favorisierten Standort in Eglfing wohl nichts wird. Nach Verhandlung mit dem Bezirk Oberbayern als Eigentümer scheide das Grundstück an der B 471, gegenüber dem Haupteingang des Isar-Amper Klinikums dafür aus. Das Gelände solle einer Sondernutzung dienen. Müller: "Auch ein Tausch kommt für den Bezirk Oberbayern nicht in Frage. Das Areal steht allein der Kliniknutzung zur Verfügung". Der Standort wäre mit öffentlichen und privaten Verkehrsmitteln gut erreichbar gewesen. Zwei Bushaltestellen liegen in unmittelbarer Nähe.

Ein grundsätzlich ebenfalls geeignetes Areal für die Realschule stellt ein Gelände am Gronsdorfer Bahnhof dar. Eine finanzielle Beteiligung der Stadt München am Schulbauprojekt wird geprüft. "Mit der Realschule käme aber auch die Wohnbebauung", sagte Müller und sprach damit einen Aspekt an, der die intensive Diskussion um die Verkehrsbelastung in Gronsdorf noch befeuern dürfte. Abgesehen davon warnte Müller vor allem unter finanziellen Gesichtspunkten vor einer übereilten Entscheidung für den Realschulbau. "Weiterführende Schulen sind Aufgaben des Landkreises."

Fest steht, dass die Gemeinde auf ihre Kosten bei den Grundschulen tätig werden muss. Die Schülerzahlen sprechen eine klare Sprache. Müller strich allgemein heraus, Eltern seien meist ganztägig im Beruf und deshalb oft auf eine umfassende Betreuung angewiesen. Moderne Unterrichtsmethoden erforderten zudem mehr Platz. Im Bereich Eglfing, also nördlich der S-Bahn, wird es die dritte benötigte Schule aber nicht geben. Das steht seit dem kürzlich gefassten Beschluss fest, die Jagdfeldschule auszubauen. Wie es damals im Gemeinderat hieß, habe es die Gemeinde trotz Bemühungen nicht geschafft, im Jugendstilpark-Areal Flächen für einen Schulbau zu bekommen.

Mit einer Erweiterung der Jagdfeldschule kann die Gemeinde nach Ansicht der Bürgermeisterin aber bestmöglich auf die Bedürfnisse der Eltern eingehen. Außer im Bildungssektor kommen auf die Gemeinde Kosten im Wohnungsbau zu. Wohnungen für einkommensschwache Familien sollen gebaut werden. Gewerbeflächen würden nachgefragt, sagte Müller mit Blick auf ein 40 000 Quadratmeter großes Grundstück neben dem Supermarkt in Eglfing. Dauerthemen sind Sanierung und Umbau des S-Bahnhofs, wofür die Gemeinde Müller zufolge 7,1 Millionen Euro im Haushalt reserviert hat.

In Zuge der vielen Vorhaben in Haar befürchten die Anwohner mehr Verkehr. Friedrich Gerold, der an der Leibstraße wohnt, erlebt jeden Tag zu Spitzenzeiten Staus und lange Wartezeiten. Er wollte bei der Versammlung wissen, welche Maßnahmen die Verwaltung in dieser Hinsicht plant. Müller verwies dazu auf ein Verkehrsgutachten, das die Verwaltung für diesen Bereich hat erstellen lassen. Demnach gebe es keinen Handlungsbedarf, sagte sie, weil sich das Verkehrsaufkommen im normalen Bereich befinde.

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