Haar:Vorhang auf für Vielfalt

Haar: Melancholische Tango-Töne im stilvollen Ambiente: Das Duo Millefleurs bei der Kick-Off-Veranstaltung für die neue Saison im Theatercafé.

Melancholische Tango-Töne im stilvollen Ambiente: Das Duo Millefleurs bei der Kick-Off-Veranstaltung für die neue Saison im Theatercafé.

(Foto: Claus Schunk)

Bei der Präsentation des Programms der kommenden Spielzeit stellt Leiter Matthias Riedel im Kleinen Theater Haar neue konzeptionelle Ausrichtungen und Kooperationspartner vor. Bezirk und Gemeinde fördern das Haus weiterhin

Von Udo Watter, Haar

Mit seinem von Rottönen dominierten Ambiente ist das Café des Kleinen Theaters Haar nicht nur ein stilsicherer Ort, um Heißgetränke zu schlürfen, sondern auch eine ansprechende Bühne für Konzerte im intimen Rahmen. Bevor freilich das Duo Millefleurs alias Sarah Kober (Saxofon) und Nestan Heberger (Piano) melancholisch-virtuos zwischen Tango, Jazz und klassischen Tönen flanierte, stand erst mal der offizielle Teil des Abends an: Matthias Riedel, seit etwa 400 Tagen als Bereichsleiter Kultur am Sozialpsychiatrischen Zentrum des Bezirks Oberbayern (SPZ) Chef des Hauses, stellte das vielfältige Programm für die neue Spielzeit 2016/17 (und darüber hinaus) vor. Im Besonderen präsentierte er die neue konzeptionelle Ausrichtungen und Kooperationspartner.

Man darf konstatieren: Das Kleine Theater hat gar nicht so kleine Pläne. Allein im Bereich Kabarett/Comedy gibt es bis zum April 2017 satte 13 Vorstellungen, darunter Newcomer, aber auch arrivierte Protagonisten wie Thomas Freitag, Andreas Rebers oder Lokalmatador Hans Klaffl. Eröffnet wird die Spielzeit am 15. September von Comedian Ole Lehmann, im Abo-Programm sind unter anderem noch Martina Brandl ("Irgendwas mit Sex") oder Stefan Kröll ("Projekt Minga") buchbar. Dazu kommen die Auftritte von Mark'n'Simon, "Um a Fünferl a Durchanand", der Wellküren, Axel Hacke und Henning Veske in der speziellen Abo-Reihe Seelenart, die Menschen mit Psychiatrieerfahrung fördert.

Während die Seelenart-Kabarettreihe nun schon seit einigen Jahren im Haus ihre Heimat gefunden hat - am Freitag, 15. Juli, kommt Helmut Schleich mit LesDerhosn - ist der Schwerpunkt "Volkstheater" ein neuer in Haar. Und was für einer. Zunächst wird das Tegernseer Volkstheater im Dezember 2016 und dann das Chiemgauer Volkstheater an mehreren Terminen im Jahr 2017 in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk die neuesten Inszenierungen im Kleinen Theater Haar aufzeichnen. "Eine neue, tolle Kooperation mit dem BR. Ein großer und zuverlässiger Partner", schwärmte Riedel. Wenn die Leute vom Fernsehen mit schwerem Gerät im Jugendstil-Kleinod anrücken werden, könnte das indes eine Herausforderung werden. "Wir passen schon auf, dass wir keinen Kummer mit dem Denkmalschutz bekommen", sagte Riedel augenzwinkernd. Auch die Münchner Volkssängerbühne gastiert mehrmals in Haar, dazu hat das Publikum Gelegenheit, einen Bühnen-Klassiker zu sehen wie Ibsens "Gespenster", Kindertheater oder eine spezielle "Hamlet"-Version, welche die Freie Bühne München zeigt, eine Institution des inklusiven Theaters. Das freilich will Riedel gar nicht mehr extra kennzeichnen. "Bei uns ist es normal, verschieden zu sein."

Kultur und Inklusion als programmatische Eckpfeiler im Kleinen Theater Haar verstehen sich von selbst. Generell gehört zu Riedels Aufgabenbereich nicht nur das Haus an der Casinostraße, sondern auch andere vom Sozialpsychiatrischen Zentrum geförderten kulturellen Säulen wie das "Kunst-Kultur-Freizeitprogramm" oder die "Seelen-Art"-Tagesstätte. Hier gilt es, Kräfte zu bündeln, gerade auch was die Öffentlichkeitsarbeit angeht. Wichtig in dieser Hinsicht war die Gründung des Fördervereins "Kleines Theater Haar" im Februar dieses Jahres. "Ein Meilenstein", sagte Riedel. Etliche Vereinsmitglieder waren denn auch anwesend, überhaupt war die "Kick-off"-Veranstaltung im Café ansprechend besucht, mehrere Gemeinderäte waren ebenfalls gekommen. Die Kommune und der Bezirk Oberbayern unterstützen das Kleine Theater im übrigen weiterhin, auch die kulturelle Vernetzung soll hier verstärkt werden. Der Bezirk fördert das Haus bis 2021 mit 120 000 Euro jährlich, die Gemeinde Haar steuert 60 000 Euro bei. Budgetfragen waren jüngst ja öfter ein heikles Thema, das Defizit des Theaters war in den vergangenen drei Jahren nicht gering. "Wir müssen lernen, mit dem auszukommen ,was wir haben", sagte Riedel. Und: "Wir sind auf einem guten Weg." Der gebürtige Kieler plant, eine neue Quelle für Einnahmen anzuzapfen. "Wir wollen das Haus auch vermieten, für Hochzeiten oder Firmenfeiern." Was das eigentliche Programm angeht, gibt es zudem diverse Veranstaltungen im Bereich Musik, von Klassik über Jazz bis Musical, Liedermacher-Kunst und Comedy. Überdies im Angebot: Diverse Lesungen und erstmals ein Starkbieranstich mit Fastenpredigt am 31. März 2017. Bürgermeisterin Gabriele Müller kann schon mal Anzapfen üben.

Neben Wahl-Abos für die Spielzeit 2016/17 (mindestens fünf Vorstellungen) bietet das Kleine Theater auch das Seelen-Art-Abo an. Weitere Informationen gibt es unter www.kleinestheaterhaar.de oder Telefon 089/890 56 98 10

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