Haar:Unter Vorbehalt

Haar, Jugendstilpark, Führung zu den Bauvorhaben,

Die Wege im Jugendstilpark werden neu hergestellt - aber wegen des Denkmalschutzes kaum verändert.

(Foto: Angelika Bardehle)

Erschließungsarbeiten im Jugendstilpark bringen Zeitpläne ins Rutschen

Von Bernhard Lohr, Haar

Als kürzlich der Geschäftsführer des Büros Seecon Ingenieure GmbH, Ronald Bönisch, im Bauausschuss des Haarer Gemeinderats auftrat, zeigte sich nach einigen einleitenden Sätzen und einigen an die Wand geworfenen Karten schnell, dass die Erschließungsarbeiten in dem künftigen Wohngebiet nicht nebenher abzuwickeln sein werden. Straßen werden gebaut, Leitungen für Wasser, Abwasser und Fernwärme verlegt sowie Glasfaserleitungen nahe an die Gebäude gebracht. Weil das alles nicht auf der Grünen Wiese geschieht, werden Investoren in ihrem Elan eingebremst. Zeitpläne kommen ins Rutschen. Die Pläne, für das Pflegeheim diesen Sommer noch den Spatenstich zu setzen, sind offenbar nicht zu halten.

Das 22 Hektar große ehemalige Klinikareal steht als Ensemble unter Denkmalschutz. Der alte Baumbestand muss so weit es irgendwie möglich geschützt werden. Baumgutachter werden die Bauarbeiten begleiten und im Zweifel einschreiten. Und selbst die Kurvenradien der Wege und Straßen, die vor gut 100 Jahren angelegt wurden, dürfen nur nach Absprache mit der Denkmalschutzbehörde abgeändert werden. Zudem muss gewährleistet sein, dass die in dem Viertel bereits existierenden Einrichtungen wie etwa der gemeindliche Kindergarten nicht von der Versorgung abgeschnitten werden. Bis hin zum Löschwasseranschluss muss alles stets funktionieren. Als Ingenieur Ronald Bönisch das so umrissen hatte, sagte Bürgermeisterin Gabriele Müller: "Da sieht man, dass in diesem Quartier nichts von der Stange ist."

Nun wollen die Investoren Tempo machen, und auch die Gemeinde selbst setzt wegen dringender Umbauarbeiten auf einen zügigen Bau des Pflegeheims sowie einer Einrichtung für Betreutes Wohnen im Jugendstilpark. Die Gemeinde hat die komplexe Erschließungsaufgabe im Jugendstilpark in die Hände der Bayerngrund Grundstücksbeschaffungs- und -erschließungs-GmbH gelegt. Bayerngrund-Geschäftsführer Franz Schonlau sagte im Bauausschuss, man werde nicht umhin kommen, manchem Partner in dem Gemeinschafts-Projekt Härten zuzumuten. "Wir werden auch mal den bösen Buben spielen müssen." Was das heißt, zeigte sich kurz nach dem Vortrag von Ingenieur Ronald Bönisch, als im Bauausschuss der Bauantrag für das Pflegeheim behandelt wurde. Der Neubau der Senioren- und Pflegeeinrichtung mit 142 Pflegeplätzen wurde unter der Voraussetzung gebilligt, "dass die gesicherte Erschließung vorliegt".

Statt der derzeit existierenden drei Zufahrten in das Gelände wird es künftig sechs geben, jeweils drei von der Leib- und drei von der Vockestraße - wobei das Kerngebiet des 3,4 Kilometer langen Straßen- und Wegenetzes weiter streng vom Autoverkehr freigehalten werden soll. Eine Durchfahrt von der Leib- zur Vockestraße wird lediglich für Radfahrer möglich sein, auch werden oberirdische Parkplätze nur am Rand des Gebiets und in begrenzter Zahl geschaffen. Zwei Parkplätze sind geplant. Anwohner parken in Tiefgaragen. Müller sprach von einer "sehr stark verkehrsberuhigten Zone". Die nur leicht modifizierten Straßen werden zwischen 4,70 und 5,50 Meter und die Gehwege 1,30 Meter breit geplant. Die Kreuzung an der Annelies-Kupper-Allee wird ausgebaut, die Bushaltestelle neu angelegt. Für die Versorgung mit Trinkwasser und Strom sind die Gemeindewerke zuständig. Es müssen alleine Trinkwasserleitungen in einer Länge von 3810 Metern verlegt werden.

Das Büro Seecon wird nun weiterplanen. Die Ausführungsplanung wird dem Gemeinderat noch präsentiert. Ende des Jahres könnten die Aufträge für die Erschließungsarbeiten vergeben werden, hieß es. Die ersten Bagger könnten dann Anfang 2018 zu sehen sein. Einen Termin für den Spatenstich am Pflegeheim gebe es noch nicht, heißt es aus dem Rathaus. Baubeginn für die Kindertagesstätte ist für die zweite Jahreshälfte 2018 geplant. Eröffnung: 2020. Die Erschließung dort, im Süden des künftigen Wohngebiets, soll parallel dazu verlaufen.

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