Sportlerehrung:Tänzer und andere Talente

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Tänzer wie Bastian Seemann und Manuela Stehle dominierten die Sportlerehrung des Landkreises in Haar. (Foto: Claus Schunk)

Bei der Sportlerehrung des Landkreises in Haar heimsen die Aktiven aus den Bereichen Tanz und Aerobic mehr Auszeichnungen ein als alle anderen zusammen. Aber auch in den klassischen Disziplinen feierten Athleten im vergangenen Jahr bemerkenswerte Erfolge.

Von Stefan Galler, Haar

Der ein oder andere wird es bereits geahnt haben, doch seit Dienstagabend ist es amtlich: Der Landkreis München ist, rein sportlich gesehen, fest in der Hand der Tänzer. Von den mehr als 300 Sportlern, die von Landrat Christoph Göbel im Haarer Bürgerhaus für ihre außergewöhnlichen Leistungen im Jahr 2015 mit Silber- oder Goldmedaillen nebst Urkunden ausgezeichnet wurden, sind nicht weniger als 162 in den Disziplinen Aerobic und Tanzen aktiv.

"Der Tanzsport ist wirklich beliebt", sagte Dorothea Anzinger, die als Moderatorin durch den Abend führte, und wirkte fast ein bisschen erstaunt ob der Massen an jungen Mädchen, die sie stakkatoartig zur Ehrung auf die Bühne bat.

Und die Gruppen aus den Gemeinden Ottobrunn, Taufkirchen, Hohenbrunn-Riemerling und Schleißheim sind nicht nur personell gut bestückt, sondern auch über die Maßen erfolgreich: Die beiden Jazztanzgruppen des TSV Schleißheim holten jeweils den Europameistertitel in den Altersklassen Jugend und Juniorinnen im Künstlerischen Tanz und Schautanz Modern, wurden darüber hinaus Deutsche Meister sowie Bayerische Meister - gewissermaßen ein doppeltes Triple also.

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(Foto: Claus Schunk)

Tänzerinnen und Tänzer heimsten bei der Sportlerehrung des Landkreises nicht nur die meisten Auszeichnungen ein, sie zeigten auch ihr Können auf der Bühne wie diese Mädchen des TSV Taufkirchen.

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(Foto: Claus Schunk)

Kanut Nico Paufler aus Ismaning und ...

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(Foto: Claus Schunk)

...die Schleißheimer B-Jugend-Beachhandballerinnen bekam von Landrat Christoph Göbel ebenso Medaillen wie...

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(Foto: Claus Schunk)

... die Turntalente des TSV Unterföhring.

Zudem gewannen die älteren Mädels bei der SZ-Talentiade, dem Nachwuchswettbewerb der S üddeutschen Zeitung, einen Sonderpreis für ihr soziales Engagement. "Solche Erfolge vor dem Hintergrund, dass die Hälfte des Teams 2014 aufgehört hatte und man vorübergehend mit nur fünf Tänzerinnen dastand, das zeugt von Durchhaltevermögen und Motivation", kommentierte Moderatorin Anzinger.

Einige Spitzensportler fehlen

Der Abend hatte etwas schleppend begonnen, auch weil im Münchner Stadtgebiet ein derartiges Verkehrschaos herrschte, dass beispielsweise Landrat Göbel eine Stunde brauchte vom Landratsamt am Mariahilfplatz zum Haarer Bürgerhaus. Und so schafften es einige Sportler erst zu spät zur Ehrung, andere kamen gar nicht, etwa drei der prominentesten Athleten, die der Landkreis zu bieten hat: Weltklasse-Snowboarder Patrick Bussler aus Aschheim blieb der Veranstaltung aus nicht näher erläuterten Gründen fern.

Helen Scholtissek, Schwimmerin des TSV Hohenbrunn-Riemerling und aktuell Mitglied der deutschen 4-mal-100-Meter-Freistilstaffel (die jedoch nicht für die Olympischen Spiele gemeldet wurde), musste wegen einer Erkrankung absagen. Und Marcel Nguyen, Turner des TSV Unterhaching und zweifacher Medaillengewinner bei Olympia in London 2012, steckt bereits mitten in den Vorbereitungen auf die Spiele in Rio, wo er abermals als heißer Kandidat für Edelmetall ins Rennen geht.

Dafür waren andere bemerkenswerte Athleten da, etwa die Kunstradfahrer Stefanie Dietrich und Robert Schmidt vom RSV Schleißheim, die 2015 in der Zweierkonkurrenz Weltmeister wurden. Oder die gehörlosen Sportschützen Marco Baron, Werner Lackerbauer und Colin Müller, allesamt aus Kirchheim, die im Vorjahr jeweils einen Europameistertitel einheimsten. Prominenz aus der Politik fand sich auch ein, etwa einige Bürgermeister wie Gastgeberin Gabriele Müller, die es jedoch rasch weiterzog zur wichtigen Haarer Gemeinderatssitzung; Wolfgang Panzer aus Unterhaching, Christoph Böck aus Unterschleißheim oder Andreas Kemmelmeyer aus Unterföhring.

Weltrekord als Krönung einer 34-jährigen Fallschirmspringer-Karriere

Der stellvertretende Landrat Otto Bußjäger bemerkte am Rande der Veranstaltung, er habe früher mal zwei Jahre aktiv Fußball gespielt, sei dabei aber leidlich erfolglos geblieben. "Um so mehr bewundere ich, mit welchem Enthusiasmus die jungen Leute ihren Sport betreiben." Auch die Landtagsabgeordneten Natascha Kohnen und Peter Paul Gantzer saßen in der ersten Reihe, Letzterer als stolzer Ehemann, denn Ehefrau Elisabeth Wagner-Gantzer wurde ebenfalls ausgezeichnet: Die aktive Fallschirmspringerin stellte 2015 als Mitglied einer 200-köpfigen Gruppe einen neuen Weltrekord im Formationsspringen auf und erzählte, dass die Vorbereitung auf diese spektakuläre Aktion mit Springern aus 32 verschiedenen Ländern rund ein Jahr gedauert habe. Sie habe das alles recht routiniert angegangen. "Ich bin ja auch schon seit 34 Jahren aktiv dabei", sagte Wagner-Gantzer.

Auch Vertreter traditioneller Sportarten enterten die Bühne im Bürgerhaus: Ringer aus Unterföhring, Leichtathleten aus Gräfelfing, Handballer aus Ismaning, Schwimmer aus Lohhof und die Eishockeyspielerinnen des ESC Planegg, 2015 zum wiederholten Mal Deutscher Meister. Wobei sich die Würmtalerinnen bereits vor der letzten Tanzvorführung zügig aus dem Saal schlichen, um für den anschließenden Stehempfang im Foyer einen guten Platz klar zu machen. Merke: Es mag viele Tänzerinnen im Landkreis geben, aber mancher hat mit dem Gehopse überhaupt nichts am Hut. Oder im Fall der Eishockey-Grazien: am Helm.

© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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