Haar:Schwierige Partnerschaft

Haar, Kleines Theater,

Bezirk und Gemeinde haben beim Kleinen Theater eng zusammengearbeitet, aber nicht erfolgreich.

(Foto: Angelika Bardehle)

Haars Bürgermeisterin Müller lehnt die Verantwortung für die Schieflage des Kleinen Theaters ab. Die sieht sie beim Bezirk als Träger

Von Bernhard Lohr, Haar

Es gibt schier unendliche Spielarten, wie eine Partnerschaft gelebt werden kann. Das Paar kann sich ergänzen, es kann sich anfeinden oder einfach nur nebeneinander herleben. Die Gemeinde Haar und der Bezirk Oberbayern mit seinem Klinikum leben seit vielen Jahrzehnten in einer Paarbeziehung. Die Verbindung war eng, einerseits. Schließlich arbeitete und arbeitet ein Großteil der Haarer in der ausgedehnten Klinikanlage. Die politische Gemeinde und der Bezirk hatten deshalb aber nicht viel miteinander zu tun. Man existierte nebeneinander her. Das ändert sich gerade. Die Berührungspunkte sind mehr geworden, und die Reibungspunkte auch. Die jüngere Geschichte des "Kleinen Theaters" auf dem Gelände des künftigen Wohngebiets Jugendstilpark steht dafür.

Es ist den Umständen zu verdanken, dass der Bezirk und die politische Gemeinde mehr aufeinander schauen. Das Klinikum erlebt vor dem Hintergrund der Psychiatriereform einen massiven Umbruch. Grenzen werden eingerissen. Wohngruppen und Einrichtungen des Sozialpsychiatrischen Zentrums (SPZ) werden vom Klinikgelände hinaus in die Gemeinde verlegt. Beides wächst zusammen. Zugleich entsteht auf dem ehemaligen Klinikgelände von Haar II ein Wohngebiet. Der Bezirk hat den Großteil der alten Klinikgebäude verkauft und ist mit seiner eigenen Baugesellschaft "Oberbayerische Heimstätte" mit im Boot, wenn es darum geht, das Wohngebiet für 2000 Neubürger zu entwickeln. Der Bezirk mit seiner Klinik ist weitgehend raus aus dem Jugendstilpark. Aber nicht ganz: Denn er ist weiterhin Eigentümer des Kleinen Theaters, finanziert aktuell den Betrieb mit 120 000 Euro und stellt mit dem SPZ auch den Betreiber.

Beim Kleinen Theater nun sind der Bezirk und die Gemeinde im Jahr 2013 eine besonders enge Partnerschaft eingegangen. Denn auch die Gemeinde ist, vertraglich geregelt, mit 60 000 Euro im Jahr beteiligt und sponsert mit 50 000 Euro einen Teil des Kulturbetriebs, indem sie das Junge Schauspiel Ensemble München mit seinen Produktionen unterstützt. Bis 2016 soll die Kooperation vorerst laufen.

Bezirk und Gemeinde haben im Jahr 2013 mit der zunächst auf drei Jahre vereinbarten Partnerschaft einen Schritt aufeinander zu gemacht. Als segensreich erwies sich das bisher nicht. Das Haus rutschte unter seiner Leiterin Nirit Sommerfeld in die roten Zahlen und der erhoffte Publikumszuspruch blieb aus. Ende März trennten sich das SPZ und die Leiterin des Hauses im gegenseitigen Einvernehmen. Der Betrieb läuft jetzt mit reduziertem Kulturprogramm weiter.

Angesichts der anhaltenden Debatten darüber, was schief gelaufen ist, hat Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) im Hauptausschuss des Gemeinderats Stellung bezogen. Sie sagte, das Anliegen der Gemeinde sei gewesen, gemeinsam mit dem Bezirk das Kleine Theater als öffentlich nutzbaren Raum im Jugendstilpark zu erhalten. Es sei ein Kampf, nicht alles den Bauherren-Interessen zu opfern. Dieses Ziel vor Augen habe die Gemeinde Geld in die Hand genommen und sich engagiert. Der Einfluss der Kommune freilich, sagte sie, sei begrenzt. "Wir sind nicht der Träger." Die Verantwortung liege beim SPZ, sagte Müller, und strich heraus, dass dessen "Hauptaufgabe" als einer Einrichtung der psychiatrischen Versorgung eigentlich nicht darin liege, einen Kulturbetrieb zu führen. Dies sei "auch nicht die Kernkompetenz". Die Programm habe die Leiterin des Hauses gemacht. Aus dem Rathaus-Umfeld sind Klagen über einen doch recht eigenwilligen Partner zu vernehmen. Man hätte sich von der Leiterin des Hauses mehr Entgegenkommen gewünscht, beim Versuch, das kulturelle Angebot in der Gemeinde zu vernetzen. Als unglücklich wird etwa angesehen, dass Sommerfeld eine Kinoserie aufzog, obwohl die Gemeinde selbst das Haarer Kino betreibt.

"Wir haben ein breit gefächertes Angebot", sagte Müller. In Haar ist kulturell einiges los. Die Aktivitäten sind auf Kino, Kleines Theater, Bürgersaal und neuerdings noch das Bildungszentrum Poststadel verteilt. Koordiniert wird das alles im Rathaus als Stabsaufgabe im Bürgermeisteramt. Man rede viel über Kultur in Haar, sagte Müller, aber hinter verschlossenen Türen. Und das sei gut so.

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