Haar:Schwerer Grenzverkehr

Die Ableitung von Lastwagen belastet das Verhältnis von Haar und Trudering

Von Bernhard Lohr, Haar

Die weitreichenden Pläne in Gronsdorf trüben zunehmend das Verhältnis zwischen der Gemeinde Haar und dem angrenzenden Stadtbezirk Trudering. So sieht sich Haar mehr und mehr Forderungen ausgesetzt, die drohende Zunahme des Verkehrs durch die Bahnstraße zu drosseln. Insbesondere pochen die Nachbarn aus der Stadt darauf, dass die geplante Nordtangente entlang der Bahntrasse, die dereinst von der Richard-Reitzner-Alle in Haar-Eglfing bis zur Schwablhofstraße führen soll, auch für Lkw freigegeben wird. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) weist solche Forderungen zurück.

Im Bauausschuss des Gemeinderats erklärte sie, es habe von der Gemeinde Haar niemals eine Zusage gegeben, dass die Nordtangente eine Ausweichstraße für Lkw werden solle. Auch von der Stadt München gebe es keine solche Äußerung. Der Bezirksausschuss Trudering-Riem könne sich folglich auch nicht darauf berufen.

Den Anlass für die Klarstellung bot eine Reaktion des Bezirksausschusses auf den geplanten Bau einer Wohnanlage samt Gewerbebau und Supermarkt direkt am Gronsdorfer Bahnhof. Der Ausschuss verlangte, die Gemeinde Haar müsse ein Mobilitätskonzept vorlegen und auch verbindlich zusagen, dass der Baustellenverkehr hin zu dem Areal auf der Westseite der Schneiderhofstraße sämtlich in Richtung Norden abgewickelt wird. Den Hintergrund bilden die Proteste der Anwohner der Bahnstraße in Trudering, die seit Jahren den Lkw-Verkehr vom Kieswerk in Haar-Salmdorf vor ihrer Haustür erleben und nun wegen Baustellen, neuer Wohngebiete und des Schulcampus weitere Belastungen auf sich zukommen sehen. Dass Haar die Nordtangente zur Anbindung von Gronsdorf nicht für Lkw öffnen will, hält man für einen Affront.

Im Haarer Rathaus will man sich aber nicht unter Druck setzen lassen. Man verweist auf bestehende Bebauungspläne, die nur geändert würden, und auf bestehende Regelungen. Das Bauvorhaben an der Schneiderhofstraße, um das es aktuell konkret geht, löse "keine substantiellen neuen Verkehrsbewegungen" aus, heißt es in der Stellungnahme der Gemeinde auf die Truderinger Forderungen. Zudem lasse die "Größenordnung der Baustelle kein Lkw-Konzept als erforderlich erscheinen". Und was die Befahrung der - freilich erst zu einem späteren Zeitpunkt zu schaffenden - Nordtangente angeht, will sich Haar auf gar keine Diskussionen einlassen.

Der Bezirksausschuss Trudering-Riem scheint nicht gewillt, das hinzunehmen und baut weiter an einer Drohkulisse. So bringt das Stadtteil-Gremium die schon öfter geforderte Sperrung der auf städtischer Flur gelegenen Bahn- und Adlerstraße sowie des Drosselwegs für Lkw über 7,5 Tonnen wieder auf den Tisch. Diese hat das Kreisverwaltungsreferat zwar als rechtlich unzulässig eingestuft. Doch der Bezirksausschuss sieht in der Aussage der Gemeinde Haar, Lkw-Verkehr auf der künftigen Nordtangente nicht zuzulassen, eine Abkehr von früheren Bekenntnissen, die eine "neue Bewertung" erlaube. Eine Ableitung schwerer Lkw als "Dauerlösung" über die Anwohnerstraßen dürfe es nicht geben. Das letzte Wort ist in dem Konflikt wohl kaum gesprochen. Noch wird in Gronsdorf nicht gebaut. Die großen Projekte stehen erst noch an.

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