Truderinger Nordtangente:Reiter will den Weg nach Gronsdorf freiräumen

Truderinger Nordtangente: SZ-Karte

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Eine Grundeigentümerin in Trudering blockiert die Erschließung eines möglichen Baugebiets in Gronsdorf. Der Münchner OB macht der Gemeinde Haar Hoffnung, dass sich das Problem durch neue Verhandlungen lösen lässt.

Von Bernhard Lohr

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat den Bau einer Straßenverbindung zwischen Trudering und Haar nördlich der Bahntrasse zur Chefsache erklärt. Er sieht offenkundig noch Wege aus der verfahrenen Situation, die sich gerade in den vergangenen Wochen noch einmal zu Ungunsten der Landeshauptstadt und der Gemeinde Haar entwickelt hat. Die Eigentümerin des Grundstücks am Rappenweg in Trudering, ohne das ein Bau der Nordtangente nicht möglich ist, hat gerichtlich eine Baugenehmigung erstritten.

Reiter zeigt sich aber zuversichtlich, dass neue Verhandlungen mit der Eigentümerfamilie zum Erfolg führen werden. Man warte derzeit noch auf die Bewertung des Grundstücks, die von dieser selbst in Auftrag gegeben wurde, ließ er über seine Pressestelle mitteilen. Wenn sie vorliegt, werde das Kommunalreferat und die Eigentümer des Privatgrundstücks erneut in Verhandlungen eintreten. Reiter: "Ich denke, beide Seiten sind an einer einvernehmlichen Lösung interessiert."

Für die Stadt München geht es um viel Geld

Die Landeshauptstadt muss ein gesteigertes Interesse an dieser Straßenverbindung haben. Denn sie ist Eigentümerin eines 132 000 Quadratmeter großen Areals, das sich direkt am Bahnhof in Gronsdorf auf Haarer Flur für Wohnbebauung anbietet. Die Fläche ersteigerte die Stadt in den Achtzigerjahren in einem Verfahren, an dem sich auch Haar beteiligte. Haar stieg damals mangels Finanzkraft aus. Seitdem liegt die Fläche - nicht zuletzt wegen der Lage am Rappenweg - brach.

OB Reiter hält das nicht für weiter tragbar. In einer schriftlichen Antwort auf einen Hilferuf aus Haar, den der Landtagsabgeordnete Peter Paul Gantzer gemeinsam mit Bürgermeisterin Gabriele Müller (beide SPD) Anfang Oktober an den Parteifreund im Münchner Rathaus gerichtet haben, zeigt er sich "höchst unzufrieden darüber, dass die Landeshauptstadt München es aus vielerlei Gründen jahrzehntelang nicht geschafft hat, für bau- und planungsrechtlich geordnete Verhältnisse an der Grenze zur Gemeinde Haar zu sorgen". Diese seien aber Voraussetzung dafür, Kooperationen für die Wohnbauentwicklung mit der Gemeinde Haar zu ermöglichen. Solche Kooperationen seien angesichts der Herausforderungen des Bevölkerungswachstums und des damit einhergehenden Wohnungsbedarfs in der Stadt und in der Region von "höchster Bedeutung".

Damit bekräftigt Reiter den Willen zur Zusammenarbeit von Stadt und Umland, so wie er es auf einer Wohnungsbaukonferenz im März des Jahres vor einer ganzen Reihe von Bürgermeistern aus dem Umland formuliert hat. Gemeinsam sind München und Haar jetzt offenbar festen Willens, das Rappenweg-Problem zu lösen, bei dem es für die Stadt München angesichts von Preisen von 1000 Euro für den Quadratmeter Wohnbaugrundstück in der Gemeinde Haar auch um beträchtliche Vermögenswerte geht. Reiter macht deutlich, dass er sich "persönlich" der Sache angenommen habe. Er versichert in dem Schreiben an Gantzer, dass die Verwaltung, insbesondere auf sein Betreiben hin, mit Nachdruck an einer Lösung arbeite. Auf eine Anfrage, welche Schritte die Stadt unternimmt, war am Donnerstag aus dem OB-Büro noch keine Antwort zu bekommen.

Die Gemeinde Haar, für die das Areal in Gronsdorf als Schulcampus interessant wäre, hat jedenfalls Gantzer zufolge mittlerweile beim Verwaltungsgericht München Klage gegen die Baugenehmigung am Rappenweg eingereicht. Damit soll verhindert werden, dass auf dem besagten Grundstück vier Gewerbehallen errichtet und so schnell Fakten geschaffen werden. Die Klage hebt darauf ab, dass die Baugenehmigung erteilt wurde, ohne die Gemeinde als betroffene Nachbarin zu hören. Das sei vor allem deshalb ein Versäumnis, sagt Gantzer, weil das direkt an der Stadtgrenze gelegene Grundstück über Haar erschlossen werden solle.

Das Grundstück soll von Haar aus erschlossen werden

Kanal und Wasser sollen von dort zu den Gewerbehallen geführt werden. Die Zufahrt soll über die Herzogstandstraße in Haar erfolgen, also durch Wohngebiet. Natürlich gebe es da Sorgen der Anwohner, sagt Gantzer, der selbst seit 16 Jahren in Gronsdorf wohnt, aber darauf Wert legt, dass er sich schon seit 30 Jahren politisch dafür einsetzt, die Situation am Rappenweg zu klären. Gantzer ist seit 37 Jahren Mitglied des Landtags. So umfänglich wie der Ordner zum Rappenweg-Vorgang sei keiner von den vielen, die er in seiner politischen Laufbahn angelegt habe.

Gantzer appellierte einst an die Oberbürgermeister Kronawitter, Kiesl und Ude; und er hoffte bei letzterem gerade vor der Bundesgartenschau 2005 etwas zu erreichen. Doch vergebens. Bis heute existiert am Rappenweg in Trudering ein wild gewachsenes und ungeordnetes Gebiet von Werkstätten und Kleinbetrieben, die oft in ohne Genehmigung errichteten Baracken residieren und bis heute geduldet werden.

Jetzt keimt neue Hoffnung, dass sich etwas ändert. Gantzer kennt Reiter, der einst in Straßlach-Dingharting wohnte, seit Langem. Zwischen den Zeilen, sagt Gantzer, sei aus dessen Antwort an ihn herauszulesen, wie verärgert er über die Angelegenheit sei. "Ich bin überzeugt", schreibt Reiter, "dass wir zur Erschließung der Wohnbaupotenziale in Haar das Verfahren in absehbarer Zeit abschließen werden können." Gantzer glaubt, dass Verhandlungen mit der Grundstückseigentümerin noch zu einem Erfolg führen könnten. Zuletzt ließ ihr Sohn in der SZ verlauten, dass die Stadt sich endlich auf ernsthafte Gespräche einlassen solle.

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