Haar:Noch eine neue Kita

Weil Plätze fehlen, plant Haar ein Haus mit vier Kindergarten- und zwei Krippengruppen

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Gemeinde Haar plant einen kräftigen Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen. So soll zusätzlich zu den bereits vorgesehenen neuen Kindertagesstätten in Gronsdorf und im Wohngebiet Jugendstilpark eine Einrichtung für Krippen- und Kindergartenkinder errichtet werden. Die Planungen für das Haus, das nach bisherigem Stand vier Kindergartengruppen und zwei Krippengruppen aufnehmen soll, soll möglichst bald beginnen. Darüber hinaus ist daran gedacht, kurzfristig neue Plätze für Kinder vom Kleinkind- bis zum Grundschulalter zu schaffen. Dies soll über Großtagespflege-Einrichtungen, die mit Tagesmüttern arbeiten, gelingen, und auch Container sind im Gespräch, die an einer Grundschule aufgestellt werden.

Auch wenn Haar als Gemeinde schon früh auf den Ausbau der Kinderbetreuung gesetzt hat und im Landkreis einer der Vorreiter war, was auch nachschulische Einrichtungen angeht, reicht die Zahl der Plätze nicht mehr aus, um die Bedürfnisse der Familien abzudecken. Susanne Hehnen, Leiterin des Sachgebiets Kindertagesstätten und soziale Einrichtungen, sagte am Dienstagabend im Hauptausschuss des Gemeinderats, erstmals habe die Gemeinde nicht allen Krippenkindern einen Platz anbieten können. 20 Kinder stünden auf der Warteliste. Die Kindergartengruppen seien praktisch voll, zum Glück habe die Gemeinde die Kindertagesstätte St. Konrad gestärkt, weshalb wieder eine vierte Gruppe dort habe aufgemacht werden können. Auch bei der nachschulischen Betreuung sei eine Grenze erreicht, sagte Hehnen. So hat man sich damit beholfen, dass der Helferkreis für zwölf Flüchtlingskinder eine eigene Gruppe aufgebaut hat. Ideal sei das nicht, sagte Mike Seckinger (Grüne), mit Blick auf die vertane Chance, die Integration über Betreuungsangebote zu fördern.

Haar kämpft wie viele andere Kommunen schon länger mit der steigenden Nachfrage an Betreuungsplätzen. Die Nachbarschaftshilfe (NBH) hat kürzlich am Kirchenplatz ihre dritte Großtagesplegeeinrichtung geöffnet, die sehr gut läuft, wie Hehnen sagte. NBH-Vorstandsmitglied Antonius van Lier (FWG) signalisierte im Ausschuss zudem die Bereitschaft, weiter der Gemeinde zur Seite zu stehen. Die könnte auf das Angebot auch schnell zugreifen. denn die Oberbayerische Heimstätte, der Wohnbauträger des Bezirks Oberbayern, der im Jugenstilpark gerade seine neue Firmenzentrale ausbaut, hat der Gemeinde ein Ladengeschäft am Ahrntaler Platz in Eglfing zur Vermietung angeboten. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) könnte sich vorstellen, dort Betreuungsplätze mit Tagesmüttern zu schaffen. Für eine Krippe seien die Räume nicht geeignet, hieß es, weil eine eingezäunte Freifläche fehle.

Trotz aller Bemühungen wird das Rathaus nicht umhin kommen, womöglich erstmals auch bei der Vergabe von Plätzen in Ganztagszweigen und Horten nach der Bedürftigkeit der Familien zu fragen. Bisher habe man gebeten, freiwillig Angaben zur Berufstätigkeit zu machen, sagte Hehnen. Womöglich werde man aber genötigt sein, die Platzvergabe zum Schuljahr 2017/18 davon abhängig zu machen, ob gewisse Kriterien erfüllt seien. Weil erste Anmeldungen erfahrungsgemäß bereits im September im Rathaus eintrudeln dürften, soll sich auf Anregung von Mike Seckinger ein Kreis von Gemeinderäten möglichst bald Gedanken über Kriterien machen. Auch finanzielle Bedürftigkeit sowie ein Interesse an einer Integration der Kinder sollte bei der Platzvergabe Berücksichtigung finden, sagte er.

Die Lage ist also angespannt, auch wenn in den nächsten beiden Jahren im neuen Ganztageszweig an der Jagdfeldschule jeweils 22 Plätze bei der nachschulischen Betreuung hinzukommen. Die geplante, weitere Grundschule am Jagdfeld soll für alle Kinder 400 Ganztagesplätze vorsehen. Die Eröffnung der Schule ist im Herbst 2019 oder 2020 angepeilt.

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