Haar:Lauter zweite Sieger

Nach dem Architektenwettbewerb für die Jagdfeldschule hat die Gemeinde die Qual der Wahl

Von Bernhard Lohr, Haar

Ein Entwurf hatte es Bürgermeisterin Gabriele Müller besonders angetan. Sie zeigte sich noch am Tag nach der Entscheidung des Preisgerichts begeistert über die Architektenzeichnungen, die großzügige Freiflächen für die Schulkinder vorsahen. Auch das begrünte Dach der Dreifachturnhalle hätte genutzt werden können. Doch am Ende fiel gerade diese Idee durch, weil sie einfach nicht umsetzbar erschien. Zu tief hätte die Turnhalle beim Ausbau der Grundschule am Jagdfeldring im Boden versenkt werden müssen. Zu groß wäre der Aufwand gewesen. Welcher weniger spektakuläre, aber machbare Entwurf nun umgesetzt wird, zeichnet sich zumindest ab. Zwei zweite Sieger wurden gekürt und ein dritter Platz vergeben.

Im Rathaus waren sämtliche Entwürfe der 17 Architekturbüros ausgestellt, die sich an dem Wettbewerb beteiligten. Nun wurden die Stellwände abgebaut. Die Verwaltung macht sich an die Umsetzung. So werden in der letzten Märzwoche die Architekturbüros aus Köln und Nürnberg zu einem Termin im Rathaus erwartet, die für die mit dem zweiten Platz prämierten Entwürfe verantwortlich zeichnen. Die Namen der Büros würden nicht genannt, sagt Rathaus-Sprecherin Ute Dechent, die seien noch unter Verschluss.

Die Gemeinde steht unter Druck. Laut Berechnungen der Gemeinde ist bereits zum Schuljahr 2019/2020 der Bedarf mit den vorhandenen Schulen nicht mehr zu decken. Erwartet wird freilich eine Bauzeit bis 2020. Auf etwa 2000 Schüler wird dann das Schulzentrum bestehend aus Ernst-Mach-Gymnasium und Jagdfeld-Grundschule anwachsen. Die bestehende Grundschule mit 400 Schülern wird um dieselbe Zahl an Schülern erweitert. Die Idee, eine zweite, strukturell eigenständige Schule danebenzusetzen, wurde aus organisatorischen Gründen verworfen, wie es heißt.

Der Schulbau soll nach der Vorstellung des Gemeinderats angelehnt an das Münchner Lernhauskonzept aufgebaut sein und sich an den Erfordernissen eines Ganztagsbetriebs orientieren. Das heißt: Neben Klassenzimmern wird es Gruppenräume geben, und zugeordnet dazu sind Gemeinschaftsflächen vorgesehen, in denen Unterricht auch mal außerhalb des strengen Klassenverbands stattfinden kann. Bürgermeisterin Müller arbeitete früher selbst als Lehrerin. Sie hat Vorstellungen davon, was eine gute Schule ausmacht. Die Schule müsse baulich eine Antwort auf offene Unterrichtsmethoden, eine moderne Pädagogik geben, sagt sie bei jeder Gelegenheit. Auf jeden Fall wird ein dreigeschossiges Gebäude samt Tiefgarage entstehen, das sich parallel zur bestehenden Grundschule auf dem jetzigen Lehrerparkplatz erstreckt. Im ersten Obergeschoss wird wohl ein Verbindungsgang zum Altbau geschaffen. Die Turnhalle wird dahinter liegen, leicht im Boden versenkt. Tageslicht soll unter anderem vom Dach her einfallen.

Aber die zwei noch im Rennen befindlichen Entwürfe weisen auch Unterschiede auf. So sieht die eine zweitplatzierte Planung einen durchgehenden schmalen Baukörper vor, der im Erdgeschoss noch zurückgesetzt ist. Dadurch würde an der Längsseite hin zur bestehenden Schule eine zusammenhängende Freifläche entstehen. Beim anderen mit dem zweiten Platz ausgezeichneten Plan würde vorne am Jagdfeldring eine Freifläche geschaffen, der Baukörper würde insgesamt breiter ausfallen. Im Gebäude könnten dann - zwischen den Klassenzimmern - großzügigere Gemeinschaftsflächen angeboten werden. Der drittplatzierte Entwurf, der auch Gefallen fand, unterscheidet sich am augenfälligsten durch die begrünte Fassade. An aufgespannten Stahlseilen könnten sich Pflanzen hinaufranken. Ein Vorteil auch dieser Planung: Es gäbe eine Freifläche an der Mensa. Umgesetzt wird letzteres so aber wohl nicht, auch weil angeblich die Schulleitung die Fassade und das Gebäude als schwer zu pflegen und unpraktisch angesehen hat. Als einziger der drei noch im Gespräch befindlichen Pläne sieht der Drittplatzierte vor, die Tiefgarage von der Waldluststraße her anzufahren statt vom Jagdfeldring.

Dechent sagt, jedes Konzept habe Vor- und Nachteile. Der Entwurf mit dem schmalen lang gezogenen Baukörper greife etwa vorbildlich die bestehenden Gebäudestrukturen im Schulzentrum auf. Der andere schaffe es, mit dem tieferen Gebäude, auf der Süd- und auf der Westseite mehrere Freiflächen zu kreieren, die auch unterschiedlich genutzt werden könnten. Außer Bürgermeisterin Müller saßen in der Jury des Preisgerichts sechs Architekten und Landschaftsarchitekten sowie fünf Mitglieder des Gemeinderats und der Verwaltung.

Was letztlich gebaut wird, entscheidet nach den Vorberatungen mit den Architekten der Gemeinderat. Der Baubeginn wird für Herbst 2018 angepeilt. Die Kosten für den Schulbau wurden bisher auf 26 Millionen Euro beziffert.

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