Tierplage:Vogelfüttern soll in Haar verboten werden

Tierplage: Sie sehen putzig aus. Doch die Enten am Jagdfeldsee in Haar sind so wie die Tauben zum Problem geworden.

Sie sehen putzig aus. Doch die Enten am Jagdfeldsee in Haar sind so wie die Tauben zum Problem geworden.

(Foto: Claus Schunk)
  • In Haar sind Enten und Tauben schon seit Jahren eine Plage.
  • Grund dafür ist auch, dass viele Menschen die Tiere am Jagdfeldsee füttern.
  • Das soll nun verboten werden, denn nicht nur die Anwohner leiden darunter.

Von Bernhard Lohr, Haar

Soll keiner sagen, die Haarer hätten für Tiere nichts übrig. Erst im Juli haben Feuerwehrleute einen Einsatz hingelegt, der vielen das Herz aufgehen lassen dürfte. Eine Entenmutter hatte sich mit ihren sieben Küken aus unerfindlichen Gründen vom Jagdfeldsee aus auf den Weg gemacht. Als die acht die Bahnhofsstraße entlangwatschelten, wurden Passanten aufmerksam und fingen die Kleinen in einer Kiste ein. Die Feuerwehr half dann, mit etwas List auch die Mutter zu erwischen und brachte die Familie zurück in heimische Gefilde. Nur drei Wochen später eilte die Feuerwehr direkt zum Jagdfeldsee, wo eine verletzte Entenfamilie zu versorgen war. Die Hilfe kam allerdings zu spät.

Ob es sich um dieselbe Familie handelte, ist nicht bekannt. Und auch nicht, was hinter der Häufung an Einsätzen wegen der Enten am Jagdfeldsee steckt. Allerdings passen die Geschichten nur zu gut zu dem See und seinen Bewohnern, die seit Jahren die Haarer beschäftigen. Dabei war das Verhältnis in der Regel nicht so gut. Die Klagen über zu viele Enten an dem künstlich angelegten See sind in der Gemeinde ebenso legendär wie die Versuche, dieser oft als Plage beschriebenen großen Population Herr zu werden. Immer wieder ging es dann gegen Enten und Tauben gleichermaßen, die in diesem Fall aus falsch verstandener Tierliebe gefüttert werden und sich vermehren.

Die Folgen sind oft beklagt worden und offensichtlich: Tauben verschmutzen mit ihrem Kot den See und belagern Balkone im Umfeld. Und die Enten belagern die von Architekt Stefan Kalckhoff installierten schwebenden Pflanztröge und fressen dort, bis vom Grün nichts übrig bleibt. Die CSU meinte, darauf nur noch mit lateinischen Weisheiten angemessen reagieren zu können. "Difficile est satiram non scribere", schrieb sie auf ihrer Homepage: Schwierig ist es, darüber keine Satire zu schreiben.

Die Klagen der CSU liegen acht Jahre zurück. An der Problematik hat sich nichts geändert. Versuche der Gemeinde, sich des Problems auf eine Weise zu entledigen, mit der sich auch militante Tierschützer anfreunden könnten, scheiterten. So setzte der damalige Bürgermeister Helmut Dworzak (SPD) den Leiter der Musikschule Haar, Klaus-Dieter Engel, der auch Mitglied im Deutschen Jagdschutzverbands (DJU) ist, als Fachmann auf das Thema an.

Engel erinnert sich noch gut, wie damals darüber gesprochen wurde, die Enten am Jagdfeldsee einzufangen und auf einen Bauernhof in Niederbayern zu bringen. Umgesetzt habe man das freilich nie. Dafür wurden seinen Worten nach vorübergehend sogar Enten am Jagdfeldsee gezielt bejagt und geschossen. Es sei ein "schwieriges Unterfangen", sagt Engel. Die Tauben und Enten machten mit ihrem Kot viel Dreck. Der See sei verschmutzt, die Lösung des Problems schwierig. "Der eine will die Tiere auf den Gnadenhof bringen, der andere will sie in der Bratpfanne sehen."

Das Füttern sei "falsch verstandene Tierliebe"

Im Haarer Rathaus hat man sich jetzt vorgenommen, das Problem auf administrative Weise anzugehen. Es gibt längst Schilder am Jagdfeldsee, die die in dem Fall vermeintlichen Tierfreunde einzubremsen versuchen. "Bitte Enten und Tauben nicht füttern. Damit zerstören Sie das natürliche Gleichgewicht", ist auf einem zu lesen. Unterzeichnet: Die Gemeinde. Die Gemeinde freilich will jetzt nicht mehr nur bitten. Michael von Ferrari, Leiter des Umweltreferats, sitzt derzeit an einer Satzung, mit der das Füttern von Tauben und Enten verboten werden soll. Diese soll im Oktober den Gemeinderäten vorgelegt werden.

Neuere Schilder am See greifen der Entscheidung bereits vor. Ferrari sagt, man sei nicht begeistert, mit Verboten vorgehen zu müssen. Doch anders sei das Problem nicht in den Griff zu bekommen. Dabei gehe es gar nicht um einzelne, die mal die Enten fütterten, sagt Ferrari. Konkret gibt es Schwierigkeiten mit einer Frau, die am Jagdfeldsee im großen Stil Körner an die Vögel verfüttert und die Population so in die Höhe treibt. Und dies schon seit Jahren. Versuche, sie davon abzubringen, liefen ins Leere. Das Ziel sei jetzt, das gezielte Füttern zu unterbinden, sagt Ferrari. Das sei "falsch verstandene Tierliebe."

Viele Anwohner können nicht mehr auf ihre Balkone

Die Folgen sind für einige Anwohner in den angrenzenden Hochhäusern krass. Gerade erst habe ihn jemand angerufen, sagt Ferrari, und ihm sein Leid geklagt. Einige müssten ihre Balkone mit Netzen verhängen, ansonsten könnten sie diese nicht mehr nutzen. Dazu komme der Aufwand für die Gemeinde, den See Jahr für Jahr zu reinigen. Das Wasserwirtschaftsamt habe die schlechte Wasserqualität beklagt.

Dabei ist man sich im Rathaus voll der Tatsache bewusst, dass ein Verbot auch nur eine Krücke darstellt. Es muss ja auch erst einmal durchgesetzt werden. In München etwa zeigt sich, dass das nicht überall klappt. Doch in Haar ist man bereit, das letzte Mittel zu ergreifen. Pfiffige Ideen gab es schon viele, die am Ende doch nichts brachten. So nahm sich die Gemeinde einst die Polizei in München zum Vorbild. Auf dem Dach des Polizeipräsidiums wurden Falken angesiedelt, um die Tauben fernzuhalten. Der Falke ist der natürliche Feind der Taube. In Haar wurde auf dem Dach des Büroturms ebenfalls ein Haus für den Greifvogel gebaut. Doch wer nistete sich am Ende ein: die Tauben.

Tierplage: Die Gemeinde will das Füttern der Enten nicht mehr dulden.

Die Gemeinde will das Füttern der Enten nicht mehr dulden.

(Foto: Claus Schunk)
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