Haar:Kaleidoskop aus Farben, Formen und Kulturen

Haar: Diese Weihnachtskrippe erinnert eher an ein bayerisches Bauernhaus als an einen Stall im Nahen Osten. Foto:

Diese Weihnachtskrippe erinnert eher an ein bayerisches Bauernhaus als an einen Stall im Nahen Osten.<TB> Foto:

(Foto: Claus Schunk)

Bei St. Bonifatius werden besondere Krippen gezeigt. Manche sind nur so klein wie eine Streichholzschachtel. Eines haben sie immer gemein: Jesus, Maria und Josef.

Von Cristina Marina, Haar

Es sind keine teuren Sammlerstücke, doch für manchen Eigentümer sind sie von unschätzbarem Wert: Die Pfarrei St. Bonifatius in Haar zeigte am ersten Adventwochenende eine Krippenausstellung. Die etwa 25 präsentierten Krippen stammen aus der ganzen Welt und jede hat eine eigene Geschichte zu erzählen.

So auch die Krippe der Pfarrei St. Bonifatius, die erstmals bei der Einweihung der Kirche vor 40 Jahren aufgestellt wurde. Sie nun aus solcher Nähe zu betrachten, sei etwas Besonderes, sagt Josef Dimpfl, Pastoralreferent in St. Bonifatius. Sonst befinde sich die Krippe gut geschützt in einem "Guckkasten" hinter der Kirchenmauer. Ein älteres Paar staunt: "Obwohl wir seit 1958 in Haar wohnen und die Einweihung selbst miterlebten, wussten wir gar nicht, dass die Krippe damals schon da war". Jedes Jahr komme er mit seiner Frau her, sagt der 80-jährige Mann.

Beeindruckend sind auch viele der Geschichten hinter den Krippen. Eine der Ältesten stammt aus dem Jahr 1944. Valentin Chesi hatte sie mit zwölf Jahren während des Krieges in einer Bubengruppe der kirchlichen "Marianischen Congregation" in Nürnberg selbst angefertigt. Auf einen dazugehörigen Zettel schrieb die Familie: "Diese Krippe hatte für ihn stets tiefere Bedeutung, denn sie ist ein sichtbares Zeichen dafür, dass der tiefe Glaube, der seine Familie und seine Freunde miteinander verband, sie vor seelischem Schaden während der Kriegsjahre bewahrt hat."

Josef Dimpfl hatte im vergangenen Jahr die Idee, Familien aus dem Pfarrverband einzuladen, ihre Hauskrippe auszustellen. Das Interesse war groß, und so wurde die Ausstellung in diesem Jahr von einem auf zwei Tage ausgeweitet.

Auf kleinem Raum entstand ein persönlich anmutendes Kaleidoskop aus Farben, Formen, Größen, Materialien und Kulturen der Welt. Von großen Krippen, die einen ganzen Tisch in Anspruch nahmen, bis hin zu welchen in der Größe einer halben Streichholz-Schachtel; aus Holz, Ton, Wolle oder aber auch vollständig aus Papier gebastelt; naiv gemalt oder aufwendig geschnitzt; aus einfachsten Mitteln oder sichtbar hochwertig produziert; aus der Umgebung stammend oder aus Ecuador, Israel, den Philippinen mitgebracht; zum Spielen gedacht, oder als Familienstück zum Erinnern: Die Krippen zogen die Gäste in ihren Bann.

Das Schöne an der Krippe sei gerade, dass die Geschichte an sich immer gleich bleibe - "Maria, Josef, die Hirten, die Drei Könige sind immer dabei, das Personal kennt man", sagt Dimpfl und schmunzelt. Allerdings sei dieses Geschehen in jeder Krippe anders, nämlich in eine "eigene Verständniswelt" umgesetzt worden.

Dimpfl sammelt und gestaltet selbst Papier-Krippen. Zwischen 15 und 20 Stück besitzt er mittlerweile. Nur wenige davon habe er ausgestellt. Der Platz werde sonst knapp, sagt er. Bei einer hat er ein Graffiti-Muster auf der Hütte gemalt. "Du Mensch" steht darauf - die Weihnachtsbotschaft, dass Gott Mensch wird.

Die Besucher fanden persönlichen Zugang zur Ausstellung. Eine in Haar geborene 85-Jährige erzählt von der Krippe, die sie vor einigen Jahrzehnten in Südtirol im Skiurlaub erwarb: "Da habe ich mein erstes Geld, das ich verdient habe, ein bisschen investiert."

Der Erlöse der Krippenausstellung geht an eine Grundschule in Togo, mit der die Pfarrei St. Bonifatius seit mehr als zwölf Jahren zusammenarbeitet, um Analphabetismus zu bekämpfen. Laut Pfarrgemeinderätin Hertha Stigler werden mittlerweile 400 Kinder mit einer Spende von jeweils 60 Euro pro Jahr unterstützt.

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