Neues Konzept:Haar macht Schule

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Ganztag an der Konradschule: Auch Sport ist gefragt, wie hier, geboten vom TSV und mitfinanziert von der Bürgerstiftung. (Foto: Claus Schunk)

Neue Wege beim Ganztagsangebot: Die als Modellprojekt gestartete Zusammenarbeit von Hort und Grundschule ist gescheitert. Die Gemeinde setzt auf ein selbst entwickeltes gebundenes Konzept

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Erwartungen waren hoch gesteckt. Im Haarer Rathaus glaubte man, das große Los gezogen zu haben, als im Schuljahr 2012/13 an der Konrad-Grundschule in einem Modellprojekt Ganztagsbetreuung nach neuem Muster aufgezogen wurde. Kultus- und Sozialministerium standen Pate für eine Kooperation zwischen Schulen und Einrichtungen der Kinderbetreuung. Schule und Hort sollten zu einem qualitätvollen Ganztagsschulkonzept zusammenwachsen. Das ging schief. Jetzt hat die Gemeinde einen Schnitt gemacht. Sie setzt kommendes Schuljahr an der Konradschule - so wie sie es kürzlich für die Jagdfeldschule auch beschlossen hat - auf eine gebundene Ganztagsschule nach eigenem Modell.

Der Ruf nach Unterricht oder Betreuung an den Nachmittagen ist nicht zu überhören. Eltern fordern es und die Schulen wollen mit Hilfe der Rathäuser dem auch Folge leisten. Doch dafür, wie man das umsetzt, gibt es keine klaren Regeln. Die Ganztagsschule ist in Bayern ein Experimentierfeld. Das zeigte sich in dieser Woche, da in Ottobrunn und in Haar über neue Konzepte beraten wurde und zugleich die Staatsregierung verkündete, es sollte künftig an mehr und mehr Schulen sogar bis um 18 Uhr Angebote geben. Wer letzteres finanzieren würde? Haars Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) hatte eine Idee: "Sicher wieder die Kommunen", sagte sie im Gemeinderat.

Was für unterschiedliche Summen Kommunen für ihre Ganztagsschulen in die Hand nehmen, ließ sich nun in Ottobrunn und in Haar sehen. Ottobrunn setzt teilweise auf Unterstützung von Eltern, dazu gibt es 53 000 Euro für das Ganztagskonzept und noch einmal 21 000 Euro für Projekte. Jetzt greift man tiefer in die Tasche und legt gleich für ein Konzept an der Schule III 81 000 Euro hin. In Haar waren die Gemeinderäte dagegen zufrieden, als die Verwaltung ein Konzept vorlegte, wie mit weniger staatlicher Hilfe an der Konradschule ein Ganztagszug finanziert werden könnte. Kostenpunkt: 160 000 Euro.

In dieser Größenordnung bewegen sich die Kosten für die Gemeinde Haar bisher schon, obwohl derzeit bei dem Schule-Hort-Projekt auch Zuschüsse vom Sozialministerium fließen. Außer den Zuschuss-Möglichkeiten kommen aber auch die Bestimmungen des Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes (BayKiBiG) zur Anwendungen. Das heißt: Die Fachkräftequote ist einzuhalten, räumlich müssen strenge Kriterien erfüllt werden. An der Schnittstelle zur Schule kam es zu Reibungsverlusten. Bürgermeisterin Müller berichtete von unterschiedlichen Vorstellungen beim Schul- und beim Hortpersonal. Auch bereite der Fachkräftemangel Probleme. So gelinge es der Arbeiterwohlfahrt (Awo), die mit ihrem Hort an der Peter-Henlein-Straße pädagogischer Partner des Projekts ist, nicht, das erforderliche Personal zur Verfügung zu stellen. Statt sechs Mitarbeitern stünden zuletzt nur drei zur Verfügung. Die Awo habe defizitär gearbeitet und sei nicht mehr bereit, sagte Müller, unter diesen Bedingungen weiterzumachen. Als bedauerlich bezeichnete Müller, dass die zugesagte fachliche Begleitung des Modellprojekts über ein Anfangsstadium nie hinausgekommen sei, weshalb die Chance auf Korrekturen vergeben worden sei.

Der Gemeinderat beschloss, auch auf Wunsch der Awo hin, das Projekt an der Konradschule zum Schuljahresende auslaufen zu lassen. Neuer Partner wird, wie an der Jagdfeldschule, der Kreisjugendring. Kommendes Schuljahr soll an beiden Haarer Grundschulen also Ganztag nach demselben Konzept umgesetzt werden. Bei den Elternbeiträgen für die Ganztagsangebote, hieß es letztens, sei allenfalls mit einer moderaten Steigerung zu rechnen. Es wird, ohne Essenszuschuss, mit einem Betrag von 105 Euro kalkuliert.

Anders als Ottobrunn setzt Haar auf eine so genannte gebundene Ganztagsschule. Ein Kriterium ist dabei, dass die Nachmittagsangebote in enger Kooperation mit der Schulleitung konzipiert werden und in einem inhaltlichen Zusammenhang mit dem Unterricht stehen. In Ottobrunn gibt es eine halbe Sozialpädagogen-Stelle für eine Schule. In Haar sind es zwei Sozialpädagogen mit je 20 Stunden für jede der vier Klassen, dazu Hilfskräfte. Eine Ferienbetreuung ist inbegriffen.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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