Haar:Gefahr aus dem Wasserhahn

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Bewohner im Haarer Süden leiden unter der Legionellenbelastung in ihrem Block

Von Bernhard Lohr, Haar

Dem einen ist sie ein tägliches, heiß geliebtes Morgenritual. Dem anderen einfach ein unverzichtbares Muss nach dem Sport. Ein Leben ohne Dusche dürfte den meisten Zeitgenossen im Landkreis München schlicht jenseits der Vorstellungskraft liegen. Doch die Bewohner von Wohnblocks am Wieselweg 8 bis 12 in Haar sammeln seit einiger Zeit Erfahrungen damit, was es heißt, bei der Morgentoilette und auch sonst eingeschränkt zu sein. Bereits im Juli vergangenen Jahres wurden erhöhte Legionellenwerte im Wasser festgestellt, woraufhin die Bewohner informiert wurden, dass sie bis Oktober das Duschen aus Gesundheitsgründen besser sein lassen sollten. Vor kurzem wurde erneut gemessen und wegen der nach wie vor herrschenden Belastung mit Bakterien erneut vom Duschen abgeraten.

Bei den Bewohnern zerrt das langsam an den Nerven. Nicht nur, weil sie auf Komfort verzichten müssen. Die Verunsicherung ist offenkundig groß, auch was die gesundheitlichen Gefahren angeht. Schließlich wurde bei der jüngsten Wasserkontrolle auch noch festgestellt, dass das Wasser wegen Schwermetallen nicht mehr als trinkbar eingestuft wird. Kürzlich sprach wegen der Sache ein Bewohner im Bürgerbüro des in Haar wohnhaften Landtagsabgeordneten Peter Paul Gantzer (SPD) vor. Er bemängelte insbesondere, dass die Hausbewohner über das wahre Ausmaß der Verunreinigung im Unklaren gelassen würden. Gantzer fordert nun von der Staatsregierung eine Erklärung dafür, warum die Behörden nicht mehr Informationen herausgäben. Die Hausverwaltung mauere diesbezüglich.

Tatsächlich gibt sich auch das Gesundheitsamt bei der Herausgabe von Informationen relativ zugeknöpft. Der Sachverhalt ist dort bekannt. Doch Amtsleiter Gerhard Schmid sagt, konkrete Informationen zu einem konkreten Gebäude könne er aus Datenschutzgründen nicht herausgeben, weil es zu einer Wertminderung des Gebäudes kommen könne, wenn verbreitet werde, dass es mit der Hausinstallation Probleme gebe. Auf jeden Fall handelt es sich laut Schmid in Haar um kein singuläres Ereignis. Jeden Monat erreichten das Gesundheitsamt "ein paar Mal" Meldungen über Legionellenbelastungen in Gebäuden. Es gebe relativ viele Mehrfamilienhäuser älteren Baujahrs, mit alten Leitungen, in denen sich Bakterien wohl fühlten. Eine erhöhte Belastung mit Schwermetallen kann Schmid zufolge auch von alten Armaturen herrühren.

Erst Mitte der Siebzigerjahre wurde in den USA die Gefahr von Legionellen erkannt, die sich in warmem, stehendem Wasser zwischen 25 und 50 Grad, schnell vermehren. Ab einer gewissen Konzentration, sagt Schmid, steige die Gefahr, vor allem beim Duschen die Bakterien einzuatmen und zu erkranken. In einer leichteren Form zeigten sich Symptome einer Grippe, bei schwererem Verlauf bei Menschen mit reduziertem Immunsystem könne es zu einer so genannten Legionellose, also einer Lungenentzündung kommen.

Nach der Trinkwasserverordnung muss Leitungswasser regelmäßig kontrolliert werden. Eine erhöhte Keimbelastung ist dem Gesundheitsamt zu melden. Dieses wiederum, so sagt Amtsleiter Schmid, fordere dann die Eigentümer, respektive die Hausverwaltung, auf, die Bewohner zu informieren. Die konkreten Ergebnisse von Wasserproben öffentlich zu machen, sei dabei kein Muss. Allerdings sei vor dem Duschen zu warnen, und das Problem, wenn nötig mit einer Fachfirma, anzugehen. Bis sich eine Eigentümerversammlung darauf einigt, kostspielig eine Hausinstallation zu erneuern, könne es dauern, sagt Schmid. Das erlebe er oft.

© SZ vom 03.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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