Haar:Flüchtlingsunterkunft neben dem Jugendzentrum

Vockestraße Haar

Standort für die Flüchtlingsunterkunft: das grüne Geviert an Vocke- und Brunnerstraße (unten). Screenshot: Google Earth

An der Vockestraße in Haar sollen 48 Asylbewerber in eingeschossigen Gebäuden untergebracht werden. Mit deren Gestaltung ist keiner glücklich

Von Bernhard Lohr, Haar

An der Vockestraße in Haar entsteht eine Flüchtlingsunterkunft für 48 Personen. Zwei lang gezogene, eingeschossige Gebäude sind geplant. Sie sollen auf der Grünfläche südlich des Jugendzentrums Route 66 in Holzständerbauweise errichtet werden. Der Zugang ist von der Brunnerstraße geplant. Der Gemeinderat erteilte am Dienstagabend mehrheitlich sein Einvernehmen zu dem Bauvorhaben der Gebrüder Rossius GmbH. Aller Voraussicht nach wird die Gemeinde für die derzeit vor allem von Jugendlichen und Kindern aus dem Jugendtreff stark genutzte Grünfläche einen Pachtvertrag über zehn Jahre abschließen.

Auch wenn schon seit einiger Zeit die Nachricht kursiert, dass auf dem Areal Flüchtlinge untergebracht werden sollen, ist das ganze Vorhaben mit heißer Nadel gestrickt. Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) sagte noch vorige Woche, dass wichtige Unterlagen für eine Behandlung des Bauantrags fehlten. Am Dienstagabend war dann zumindest so viel klar, dass die Gemeinderäte zu einem Beschluss fanden, wenngleich der nicht einstimmig ausfiel. Denn es gab durchaus Kritik. Von Seiten der CSU wurde beklagt, dass das Rathaus die Anlieger zu spät über das sensible Vorhaben informiert habe. Bettina Endriß-Herz (CSU) wollte keinen Beschluss vor der am 9. Juli terminierten Anliegerversammlung, ihre Fraktionskollegin Gabriele Stießberger pochte darauf, erst die Konditionen des Pachtvertrags abzuklopfen, bevor über das Bauvorhaben Entscheidungen getroffen werden. Vor allem aber erhoben in der Sitzung auch Bürger das Wort, die die Standortwahl kritisierten.

Tanja Motz hatte sich schon im Vorfeld der Sitzung an das Rathaus gewandt und sich ein Rederecht erbeten. Der Gemeinderat räumte ihr das ausnahmsweise auch ein. Und Motz machte zunächst einmal klar, dass sie die Verantwortung der "Solidargemeinschaft" anerkenne, für Flüchtlinge Unterkünfte in Haar zu schaffen. Aber in diesem konkreten Fall, sagte Motz, die nach eigener Aussage nicht im Umfeld der geplanten Unterkunft wohnt, sei die Standortwahl ungünstig. Viele Kinder und Jugendliche verschiedenster Nationen nutzten die Wiese, auf der die beiden 35 Meter langen und zehn Meter breiten Gebäude stehen sollen, für Sport und Spiel. Es finde dort "gelebte Integration" statt. Gerade für Kinder aus Familien mit geringem Einkommen habe die Freifläche eine wichtige Funktion.

Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) erläuterte freilich, dass für Kinder und Jugendliche auf dem benachbarten Sportplatz und den alten Tennisplätzen Ausgleich geschaffen werde. Der TSV Haar habe Entgegenkommen signalisiert. Mit dem Team aus dem Route 66, das auch auf Freiflächen verzichten muss, stehe sie in Kontakt, sagte Müller. Sie habe dem Landratsamt viele Flächen angeboten, man sei im Grunde jedes freie Grundstück durchgegangen. Auch Flächen in Gewerbebauten und insbesondere in Haar II, wo in aufgelassenen ehemaligen Klinikgebäuden viele Quadratmeter leer stehen, habe sie angeboten. Alles habe sich zerschlagen. Das jetzt besprochene Grundstück aber halte das Landratsamt für gut geeignet.

So richtig glücklich war aber im Gemeinderat keiner. Vor allem die Gebäude, die in ihrer Schlichtheit Baracken ähneln, wurde bekrittelt. Müller sagte, dass der sonst in Haar übliche Standard nicht erreicht werde. Antonius van Lier (Freie Wählergemeinschaft) sprach von einem "traurigen" Ergebnis. Eine "menschlichere Lösung" wäre wünschenswert gewesen, sagte er auch mit Blick auf die 66 Flüchtlinge, die seit kurzem in einer Turnhalle der Volkshochschule an der Friedrich-Ebert-Straße leben. Traudl Vater (SPD) sprach mit Blick auf die Halle gar von einer Schande für die Gemeinde. Mike Seckinger (Grüne) sagte, er wünsche sich nachhaltigere Konzepte für die Zukunft.

Zwist gab es im Gemeinderat vor allem, weil die CSU die Informationspolitik der Bürgermeisterin als zu defensiv kritisierte. Fraktionschef Dietrich Keymer bezeichnete es als Unding, dass die Anlieger über den Investor von dem Vorhaben erfahren hätten. Es wäre "besondere Sensibilität" von Seiten der Bürgermeisterin erforderlich gewesen. Lieber einmal zu oft informiert, als einmal zu wenig. Müller freilich verteidigte sich damit, dass sie die Bürger in dem Moment unterrichtet habe, in dem das Projekt spruchreif gewesen sei. Es seien schon viele Standorte in der Vergangenheit im Gespräch gewesen, und vieles habe sich zerschlagen.

Die Pläne für die Unterkünfte an der Vockestraße stellt Bürgermeisterin Gabriele Müller im Beisein von Landrat Christoph Göbel am Donnerstag, 9. Juli, 19 Uhr, im Vortragssaal des Poststadels vor.

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