Haar:Feste Gemeinschaft

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Beim zweiten Arbeitskreis-Treffen zur Vorbereitung des Zamma-Festivals diskutieren die Teilnehmer im Bürgerhaus, wie sie ihre Ideen umsetzen können. (Foto: Angelika Bardehle)

Die Gemeinde ist im nächsten Jahr Schauplatz von "Zamma", dem Kulturfestival des Bezirks Oberbayern. Die Vorbereitungen laufen schon jetzt an - und alle möglichen Gruppen und Vereine arbeiten begeistert mit

Von Bernhard Lohr, Haar

Ein Apostolos Kotsis braucht nicht lange zum Warmlaufen. Eigentlich ist es kaum zu glauben. Aber irgendwie ist an dem Vorsitzenden der griechischen Gemeinde in Haar bisher vorbeigegangen, dass in Haar Großes ansteht: Zamma - das Kulturfestival des Bezirks Oberbayern. Acht Tage lang wird es vom 1. bis 8. Juli 2017 in der 20 000-Einwohnergemeinde rundgehen. Am Donnerstagabend sitzen knapp 70 Haarer beisammen und beraten im Saal des Bürgerhauses, was sie alles machen wollen. Es ist die dritte Runde dieser Art. Kotsis ist erstmals dabei - und sprüht vor Ideen: ein Sirtaki-Tanzwettbewerb mit Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde. Warum nicht?

Die Vorstellung, dass 20 000 Haarer in einer Schlange tanzend durch die Gemeinde ziehen, würde zum Zamma-Gedanken passen. Der Bezirk will mit der Gemeinde, dem Kreisjugendring München-Land und dem Bezirksjugendring ein inklusives Fest ausrichten, das Menschen zusammenbringen soll. "Das große Ziel ist, Kultur für alle und von allen umzusetzen", sagt Petra Kellermann, die vom Bezirk bestellte Festivalleiterin.

Da lässt sich Kotsis nicht lange bitten. Er steuert auf den Tisch zu, an dem Caro Eberl vom Bezirksjugendring sitzt, und an dem das Schild mit der Aufschrift "Jugend-Projekte" klebt. "Können wir in der Jugendarbeit was machen?", fragt er. Und schwärmt von Partnerschaften zwischen den griechischen und anderen Schulen in München. Ach ja, und zum Festival komme ganz sicher die Tanzgruppe der Griechen in originaler Tracht, schiebt er nach. Mit den Tanzgruppen der Volkshochschule könnte das ein Projekt ergeben. Kotsis denkt an Griechisches Essen, ein Fest auf der Wiese am Wieselweg und erzählt vom großen Spaß, den ein Sirtaki-Wettbewerb machen könnte. Auf Youtube gebe es dazu ein lustiges Video.

Das sind noch Ideen, aber Kotsis ist dafür bekannt, Nägel mit Köpfen zu machen. Viele Projekte, über die die Haarer am Donnerstag reden, sind weit gediehen. Mit der Künstlerin Gabriele Ende-Pichler sitzt eine Gruppe beisammen, die das Rathaus in der Art des Aktionskünstlers Christo verhüllen will. Die Leute vom Verein D'Salmdorfer sind an ihren blauen T-Shirts zu erkennen. Vorsitzender Martin Metzger sitzt neben seiner Tochter Nadine, die mit den "Wuidn Goaßn" in Haar die erste Madlschaft gegründet hat. Beide verraten, dass es einen Aktionstag unter dem Motto "Brauchtum und Moderne" geben werde, an dem sich die Bürgervereinigung Ottendichl und die Trachtler D'Ammertaler beteiligten. Es soll zwei Modenschauen geben. Passionierte Handarbeiterinnen wollen Bäume mit Häkelkunst verzieren. Das Route 66 wird Jugendkultur bieten, heißt es und Claudia Erl, die mit Ute Dechent, auf Seiten des Rathauses Ideen entwickelt und Menschen zusammenbringt, die diese umsetzen könnten, freut sich schon auf ein Zeitzeugen-Projekt: Haarer sollen aus dem Alltagsleben von früher erzählen. Im Internet könnten diese Text- oder Bildsequenzen mit einer Karte verknüpft zu einem historischen Rundgang durch Haar einladen. Anekdoten kann Erl schon jetzt erzählen: vom Totengräber aus Haar und vom Limo-Macher, dem Springerlimo.

Als zwei Haarer Originale der Jetztzeit können der Bäcker Stefan Dümig und der Chef vom Eiscafé Firenze, Rolando Nardo, gelten. Beide machen mit bei Zamma 2017. Nardo verteilt im Bürgersaal schon mal Becher mit Zamma-Eis, einer passend zu den Haarer Farben gelb und grün kreierten Mischung mit Pistazie und Butterkeks. Eine Mitarbeiterin der Bäckerei Dümig gibt Zamma-Brot aus.

Der Abend zeigt, dass sich die Haarer außer auf kulinarische Entdeckungen auf Veranstaltungen gefasst machen dürfen, die das Bild von Haar vertiefen oder erneuern könnten. Claudia Lippert, Schülerin am Ernst-Mach-Gymnasium, erzählt vom Theaterstück "Spurensuche", das aufgeführt werden solle. Darin haben Schüler ihre Auseinandersetzung mit der teils bedrückenden Haarer Zeitgeschichte verarbeitet. Die Schüler hatten unter anderem die frühere Tötungsanstalt Hartheim besucht, in der in der NS-Diktatur Psychiatrie-Patienten ermordete. Pfarrerin Dagmar Häfner-Becker von der evangelischen Jesuskirche will Brücken bauen: eine Brücke der Toleranz, eine Brücke der Barmherzigkeit. Mit dabei sind bei dieser Aktion die katholische Kirche und, in Haar mittlerweile unverzichtbar, die Griechisch-Orthodoxen.

Nähere Informationen zu Aktionen und dazu, wie man noch mitmachen kann unter www.zamma-festival.de

© SZ vom 24.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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