Neugestaltung des Haarer Bahnhofs:Unendliche Geschichte

Neugestaltung des Haarer Bahnhofs: Ein Teil des Bahnhofs.

Ein Teil des Bahnhofs.

(Foto: Claus Schunk)

Die lange gewünschte Umgestaltung des Haarer Bahnhofs kann frühestens 2016 beginnen. Die Pläne der Gemeinde, dem Bauwerk eine eigene Handschrift zu verleihen, scheiterten bisher an Vorgaben und Richtlinien. Immerhin ist die Lärmschutzwand bald fertig

Von Bernhard Lohr, Haar

Aufgeben will keiner. Auch wenn einem nach dem jahrelangen Trauerspiel der Gedanke kommen könnte, ob es nicht besser wäre, den Bahnhof einfach Bahnhof sein zu lassen. Bahnhöfe sind auch anderswo in Deutschland nicht unbedingt schmucke Orte. Und der in Haar ist halt ein besonders typischer Fall eines Bahnhofs in diesem Land. Doch die Haarer beschwören auch dieser Tage ihren Durchhaltewillen, selbst wenn sie bei ihrem Vorhaben, den Bahnhof und vor allem die Bahnhofsunterführung attraktiver zu gestalten, wieder Rückschläge verkraften müssen: Dann beginnt der Umbau eben 2016.

Eigentlich könnten sich die Haarer tatsächlich mit gutem Grund zurücklehnen. Denn es ist nicht ihr Bahnhof. Die Deutsche Bahn trägt die Verantwortung. Doch diese hält den Bahnhof in Haar grundsätzlich für in Ordnung. Immerhin gibt es Aufzüge und sind die Züge,, zumindest wenn man von der Südseite kommt, auch mit dem Rollstuhl erreichbar. Doch vor Jahren beschloss der Gemeinderat, dass die Kommune selbst Geld in die Hand nehmen wird, um die Verhältnisse zu ändern. Vor allem soll die Unterführung schöner werden. Von Norden her soll es eine Rampe geben, im Süden einen neuen Treppenzugang. Und die Haarer Malerin Gabriele von Ende hat von hinten zu beleuchtende Glaselemente entworfen, die die Ankunft in Haar für Fahrgäste zu einer Attraktion hätten machen können.

Doch daraus wird nichts. Der für Sommer oder Herbst geplante Baubeginn an der Treppe auf der Südseite scheiterte nach Aussage von Bauamtsleiter Rainer Wöhrl, weil die Bahn keine Bauzeitenfreigabe erteilte. Auf der Nordseite, wo in Richtung Eglfing Pläne für den Bau einer lang gezogenen Rampe vorliegen, kam man ihm zufolge nicht voran, weil bei der bahnrechtlichen Entwidmung von Teilen des Durchgangs Verzögerungen auftraten. Nicht zuletzt hat man im Rathaus mittlerweile von der Idee Abschied genommen, mit Hilfe der Haarer Künstlerin dem Bahnhof eine eigene Handschrift zu verleihen.

Wie immer ist der Hintergrund kompliziert, wie Rathaus-Sprecherin Ute Dechent erläutert: So erhob die Bahn die Forderung, dass die Glaselemente in der Unterführung so angebracht werden, dass sie zu Prüfzwecken abgenommen werden können. Dadurch verteuerte sich das Ganze nicht nur. Die hinter den Kunstwerken liegende Hängekonstruktion würde den Durchgang verschmälern, die geforderte Breite sei nicht mehr gegeben. In der Folge überlegte die Gemeinde, in Teilen des Durchgangs Glaselemente anzubringen und in Teilen mit Metall zu arbeiten. Doch auch die Idee zerschlug sich, wie manch andere auch: kein hochwertiger Boden in der Unterführung, auch die verspiegelte Deckenkonstruktion ist kein Thema mehr. "Wir sind immer am Überlegen, wie wir dort eine Wertigkeit hineinbekommen", sagt Dechent. Doch so wie gewünscht, sei das "nicht umzusetzen".

Neugestaltung des Haarer Bahnhofs: Nächstes Jahr soll aber wirklich mit dem Umbau begonnen werden.

Nächstes Jahr soll aber wirklich mit dem Umbau begonnen werden.

(Foto: Claus Schunk)

Bauamtsleiter Wöhrl spricht den einzelnen Vertretern auf der Bahn-Seite den guten Willen nicht ab. Aber immer wieder kämen Querschüsse, ergäben sich Wendungen. Derzeit würden alternative Entwürfe für die Gestaltung des Bahnsteigzugangs entwickelt. Doch Wöhrl lässt sich die Hoffnung nicht nehmen, dass es nächstes Jahr tatsächlich losgeht. Seiner Ansicht nach könnte es klappen, den Neubau des Bahnsteigzugangs Nord in Angriff zu nehmen. Den Anfang will die Gemeinde nach aktuellem Zeitplan aber im Juni 2016 auf der Südseite machen, wo das Bahnhofsgebäude steht. Dort soll der Treppenaufgang verschwenkt und direkt in Richtung Bahnhofsplatz geführt werden.

In Zusammenhang mit dem Treppenaufgang soll dann auf der Bahnhofsseite auch das letzte Stück der Lärmschutzwand eingesetzt werden, um das Bahnbauwerk nach 15 Jahren fertig zu stellen. Die 2925 Meter lange Schutzwand wurde von Fachleuten mittlerweile abgenommen. Ohne das zusätzliche Engagement der Gemeinde wäre nur ein ein Kilometer langer Abschnitt errichtet worden, und das auch nur in einer Höhe von zwei Metern, statt 2,50 Metern. Das Plus musste die Kommune finanzieren. 3,5 Millionen Euro wurden dort auf Haarer Seite investiert. Durch den Bau der Wände wird es nach Angaben der Gemeinde für die Bewohner von knapp 140 Häusern ruhiger. Außerdem bekamen 54 Wohnungen Zuzahlungen zu passivem Lärmschutz, wie etwa Schallschutzfenster.

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(Foto: Claus Schunk)
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