Haar:Direkt an der Bahn

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Gabriele Müller hat einige Bauvorhaben vor sich. (Foto: Angelika Bardehle)

Haar lässt in Gronsdorf eine Kita und Mietwohnungen bauen

Von Bernhard Lohr, Haar

Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) als Bauherrin: In dieser Rolle wird sie in der nächsten Zeit öfter zu erleben sein. Denn die Gemeinde Haar hat sich einiges vorgenommen. Sie muss wegen der wachsenden Zahl an Neubürgern bei Schulen und Kindertagesstätten nachlegen und den Wohnungsmarkt entlasten. Aus diesem Grund hat das Rathaus eine Agenda entwickelt und erste Beschlüsse gefasst. Haar wird eine neue Grundschule bauen sowie Gemeindewohnungen und Kindertagesstätten. Am weitesten gediehen ist der Gemeindebau an der Herzogstandstraße in Gronsdorf. Es ist - auch abgesehen von der Bauherrin - ein außergewöhnliches Projekt.

Denn dort direkt an der Bahntrasse galt lange als ausgemacht, dass Wohnen wegen der durchfahrenden Züge gar nicht möglich ist. Gewerbebauten sollten dort entstehen, bis das in Haar geschätzte und regelmäßig beschäftigte Architekturbüro Goergens & Miklautz ein Konzept für eine Wohnbebauung entwickelte, bei dem die Gebäude als Lärmschutzbauten funktionieren und architektonisch doch was hermachen. Die BPD Immobilienentwicklung GmbH wird den Komplex aus neun Häusern errichten, das zehnte Gebäude baut die Gemeinde. In dem viergeschossigen Kubus an der Ostflanke des Baugebiets entstehen neun Wohnungen, die nach dem Haarer Modell zu vergünstigtem Mietzins vergeben werden. In das Erdgeschoss kommt eine zweigruppige Kita. Bezeichnend: Den Garten, in dem die Kinder spielen werden, umgibt eine sechs Meter hohe Lärmschutzwand. Dennoch zeigten sich die Gemeinderäte jüngst im Bauausschuss angetan von dem Bau, für den der Architekt, der Landschaftsplaner und der Technikplaner die Entwürfe vorstellten. Um den Lärmschutzeffekt hinzubekommen, schließt der Bau an die anderen an. Er ist mit größeren Fenstern hin zum vom Lärm geschützten Innenhof orientiert. Es gibt eine eigene Tiefgarage für 16 Fahrzeuge von Bewohnern und Kita-Personal, dazu Parkplätze auch oberirdisch und Fahrradabstellplätze. Beheizt wird das Gebäude nach Empfehlung von Bauingenieur Stephan Bittner mit Hilfe einer elektrisch betriebenen Grundwasserpumpe. Bürgermeisterin Müller strich dann noch heraus, dass alle Ebenen des Gebäudes barrierefrei erreichbar seien.

Letzteres war eine Bedingung, um an staatliche Zuschüsse zu kommen, von denen Bauherrin Müller ebenso profitiert wie von den derzeit niedrigen Zinsen. Kosten wird der Gemeindebau 5,7 Millionen Euro, wovon 3,7 Millionen Euro auf den Wohnanteil entfallen. Eine Zwei-, sechs Drei- und zwei Vierzimmer-Wohnungen wird es dort geben. Zwei Millionen Euro werden in die Tagesstätte für 50 Kinder investiert. Diese kommen aus dem Gemeinde-Kindergarten an der Sofienstraße in Gronsdorf, wie Müller sagte. Die Leiterin des Hauses sei bei der Konzeption des Baus eingebunden gewesen. Und sie hält die Pläne trotz der etwa sechs Meter hohen Wände um den Freibereich für gelungen. Es soll im oberen Bereich Glaselemente geben, an den hohen Wänden sollen Spielgeräte platziert werden, an den Streben Pflanzen ranken. Vom Lärm der Züge bekämen die Kinder, wie es hieß, wenig bis nichts mit. Auch zu sehen werden sie diese kaum bekommen. Wenn dazu Interesse bestehe, sagte Bürgermeisterin Müller, müssten die Erzieher eben das Tor nach draußen öffnen.

Der Bauausschuss billigte den Entwurf einstimmig, 2017 soll der Kita-Bau beginnen und damit wohl früher als bei den übrigen Gebäuden des Blocks, die ein Generalunternehmer für BDP-Immobilien errichten wird.

© SZ vom 25.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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