Verkehrsknoten Haar:Busbahnhof muss ausgebaut werden

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Zu wenige Haltestellen: Am S-Bahnhof in Haar, einem Drehkreuz im Münchner Osten, soll ein richtiger Busbahnhof entstehen. (Foto: Claus Schunk)

Weil in Haar so viele Linien zusammenlaufen, ist die zentrale Haltestelle zu klein geworden. Auch in Ottobrunn, Feldkirchen und Heimstetten wird es eng.

Von Bernhard Lohr, Haar

Die Gemeinde Haar erlebt, dass eine zentrale Lage Fluch und Segen bedeuten kann. Die 20 000-Einwohner-Kommune befindet sich an der Schnittstelle des nördlichen und des südlichen Landkreises. Sie grenzt an der schmalsten Stelle des Landkreises an die Landeshauptstadt München und an den Landkreis Ebersberg an. Sie ist damit prädestiniert für Einrichtungen, die von vielen Menschen gut erreicht werden sollen - zum Beispiel für den geplanten Schulcampus in Gronsdorf mit der Fach- und Berufsoberschule, die Schüler von weither besuchen sollen. Nicht zuletzt ist Haar auch ein Verkehrsknotenpunkt. Das erleben die Haarer nicht nur jeden Tag im Berufsverkehr auf der B 304.

An der zentralen Bushaltestelle am Bahnhof geht es vor allem zu Hauptverkehrszeiten hoch her, seit der Landkreis sich aufgemacht hat, die Busverbindungen auszubauen. Provisorisch wurden bereits zwei Stellplätze an der Ladehofstraße freigemacht, damit Busfahrer dort ihre gesetzlich vorgeschriebene Ruhepause verbringen können, ohne den Betrieb an der Haltestelle zu beeinträchtigen. Ein Planer hat für die Gemeinde zudem geprüft, wie die Haltestelle auf der Nordseite des Bahnhofs ausgebaut werden könnte. Mit dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) steht das Rathaus in Kontakt.

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Engpässe in Ottobrunn, Feldkirchen, Heimstetten

Der MVV sieht mehr und mehr den Bedarf im Landkreis München, die Infrastruktur für den Busverkehr auszubauen. Engpässe gibt es auch an den Bahnhöfen in Ottobrunn, Feldkirchen und Heimstetten. Vor allem aber in Haar reicht die bisherige Haltespur nicht mehr, seit MVV-Busse nicht mehr nur sternförmig nach München fahren, sondern auch Tangentialverbindungen durch den Landkreis schaffen. Die Buslinie 241, die von Taufkirchen kommend über Ottobrunn den Südosten durchquert, endet in Haar; ebenso wie die Buslinie 285, die aus Ismaning kommend über Feldkirchen die Gemeinden im nordöstlichen Landkreis verbindet. Zum Fahrplanwechsel im Dezember sollen diese Linien weiter gestärkt werden. Der 242er aus Gronsdorf und der 243er aus Grasbrunn fahren den Bahnhof in zwei Fahrtrichtungen an. Somit werden laut Rathaus für den Linienbetrieb sechs Halteplätze und für die Pausen der Busfahrer zumindest ein weiterer Halteplatz benötigt. Derzeit gibt es an dieser Haltestelle nur vier Halteplätze auf der Nordseite und einen Halteplatz auf der Südseite ohne Bordstein.

Nach Aussage von Till Happel, Verkehrsplaner beim MVV für den Landkreis München, wird der Betrieb an der Busspur am Haarer Bahnhof noch "irgendwie abgewickelt". Er sieht gerade mit Blick auf die Hauptverkehrszeiten und die weitere Entwicklung Handlungsbedarf. Es würden mehr Busse, sagt er, und man sollte sich darauf einstellen, dass irgendwann auch ein 18 Meter langer Gelenkbus den Bahnhof in Haar anfahren werde. Der bauliche Zustand der Haltestelle, an der sich immer wieder Bordsteine lösten, sei schlecht.

Aus der UN-Behindertenrechtskonvention ergebe sich die Erfordernis, bis 2022 den Verkehr barrierefrei zu organisieren. Niederflurbusse, Busse mit Hebebühnen und Neigetechnik seien im Einsatz. Doch an den Haltepunkten gebe es, wie etwa in Haar, oft Defizite. Bordsteine müssten mit 18 Zentimeter Höhe eingebaut werden, die Wartefläche müsse für Rollstuhlfahrer eine gewisse Breite haben und mit Rillen- oder Noppenplatten versehen sein, um Sehbehinderten Orientierung zu bieten.

Die Gemeinde benötigt Bahngrund

MVV-Planer Happel und die Gemeinde Haar sind sich einig, dass für den Ausbau der Haltestelle zusätzlicher Grund benötigt wird. Eine bisher als Park-and-ride-Platz genutzte Fläche soll dazugenommen werden, um möglichst auch Bussen mit Überlänge genügend Anfahrtsfläche zu bieten. Weil der benötigte Grund der Deutschen Bahn AG gehört, sieht sich die Gemeinde erst einmal zu Verhandlungen gezwungen, um einen so genannten "Gestattungsvertrag" zu schließen. Auch wenn in Haar die Erfahrungen mit der Bahn zuletzt nicht so gut waren, sieht Happel durchaus Chancen, dass man zusammenfindet. Woanders sei das auch gelungen. Etwa in Ismaning, wo vor Jahren ein moderner, neuer Busbahnhof über dem tiefer gelegten S-Bahnhof geschaffen worden sei.

Die Gemeinde muss laut Happel als sogenannter Baulastträger abgesehen von Zuschüssen die Kosten für den Umbau übernehmen. Deshalb ist es eine politische Entscheidung, ob und wie aufwendig der Umbau angegangen wird. In Haar spricht man jedenfalls schon von einem künftigen "Busbahnhof", der an dem zentralen Verkehrsknotenpunkt entstehen solle. Laut Nahverkehrsplan des Landkreises handelt es sich beim Haarer S-Bahnhof um den mit der höchsten Fahrgastfrequenz im Landkreis.

© SZ vom 12.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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