Haar:Bloß keine Baracken

Nach Kritik an ersten Plänen für Flüchtlingsunterkünfte kommt in Haar ein anderer Bauträger zum Zug. Der Ferienausschuss billigt den Bau von drei Gebäuden an der Ecke Vocke-/Brunnerstraße

Von Bernhard Lohr, Haar

Die bisherigen Pläne für eine Flüchtlingsunterkunft an der Ecke Vocke-/Brunnerstraße in Haar sind obsolet. Der Bauwerber, die Gebr. Rossius GmbH, hat sich zurückgezogen. Damit ist nach Kritik der Plan vom Tisch, auf dem bislang als Bolzplatz genutzten Grundstück zwei lang gezogene eingeschossige Gebäude in Holzständerbauweise zu errichten. Als Alternative zu diesen als "Baracken" kritisierten Gebäuden sollen möglichst schnell drei quaderförmige Baukörper errichtet werden. In diesen will ein anderer Bauträger statt der bisher vorgesehen 48 Flüchtlinge sogar 96 Flüchtlinge unterbringen.

Der jetzt präsentierte Vorschlag kam am Mittwochnachmittag im Ferienausschuss des Gemeinderats bestens an. Es lag bereits ein Bauantrag für die drei Gebäude vor, dazu gab es auch gleich eine fertige Nutzungsvereinbarung, über die im nicht öffentlichen Teil der Sitzung beraten und auch gleich beschlossen werden sollte. Der Eindruck war, dass es auch dabei keine Probleme geben dürfte. Die CSU freute sich sogar ausdrücklich darüber, dass diese Formalie gleich in einem Zug abgehandelt werden sollte. Schließlich hatten einige CSU-Gemeinderäte Ende Juni noch die mehrheitlich befürwortete Bauvoranfrage für die barackenähnlichen Bauten aus dem Grund abgelehnt, dass die Pachtbedingungen für das Grundstück nicht geklärt seien. Vor allem aber überzeugte am Mittwoch die Gestaltung der Unterkünfte, die jetzt zweigeschossig und jeweils mit einem flachgeneigten Satteldach versehen werden sollen. Ein Spielplatz ist vorgesehen. Innen sollen nicht mehr 24 Personen in einem Gebäudeabschnitt untergebracht werden, sondern kleinere Einheiten entstehen.

Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) sagte, dass sich die drei, würfelartigen Baukörper gut in die umgebende Bebauung einfügten. Mit dem zweiten Geschoss werde man den hohen Bodenpreisen in Haar eher gerecht. Und optisch sei das Ganze im Vergleich zu den anderen Plänen ein Gewinn. "Ich finde es einen deutlichen Fortschritt", sagte sie. Alexander Zill (SPD) zeigte sich erleichtert und sagte, mit diesem Entwurf werde die Gemeinde den an sie gerichteten Erwartungen gerecht. Die Flüchtlingszahlen stiegen, und man habe zu "liefern". Thomas Reichel (CSU) strich heraus, dass für die Bewohner der Gebäude mit den vorgesehen Achtergruppen Lebensqualität geschaffen werde.

Die drei baugleichen Gebäude bestehen jeweils aus zwei getrennten Modulen. In diesen werden auf den beiden Ebenen jeweils zwei gegenüberliegende Wohnbereiche für vier Personen geschaffen. Diese erhalten getrennte, eigene Bäder. In der Mitte ist eine Gemeinschaftsfläche für die acht Personen vorgesehen, mit wiederum zwei getrennten Kochstellen. Die Obergeschosse sollen von außen durch Treppen erreichbar sein. Die Erschließung der drei Gebäude ist von der Brunnerstraße aus geplant. Die Gebäude könnten in Holzständerbauweise bei günstiger Witterung nach Müllers Einschätzung Ende des Jahres bezogen werden. Mit zügiger Genehmigung des vom Ferienausschuss einstimmig gebilligten Bauantrags durch die Regierung und das Landratsamt wird gerechnet.

Als großer Pluspunkt der Flüchtlingsunterkunft an dieser Stelle gilt mittlerweile die Nachbarschaft zum Jugendzentrum Route 66. Dort hat sich schon ein enger Kontakt zu den Flüchtlingen entwickelt, die in der Turnhalle der Volkshochschule untergebracht sind. Müller sagte, vom Route 66 sei schon signalisiert worden, dass man sich besonders der Kinder in der geplanten Unterkunft annehmen wolle.

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