Haar will die Kaufkraft binden:Alles auf eine Karte

Ladenstrasse in Haar bei München, 2012

Die Geschäftsleute an der Leibstraße in Haar sollen unterstützt werden.

(Foto: Claus Schunk)

Die Gemeinde Haar will gemeinsam mit örtlichen Geschäftsleuten einen gemeinsamen Einkaufsgutschein im Wert von zehn Euro auflegen. Vorbild ist die Stadt Garching, die auf diese Weise schon länger den Einzelhandel fördert.

Von Bernhard Lohr, Haar/Garching

Der Freund wird 30, die Eltern haben Hochzeitstag und der Chef feiert ein Jubiläum: Und immer wieder stellt sich dieselbe Frage. Was soll man nur schenken? Die Stadt Garching hat vor ziemlich genau einem Jahr eine Idee umgesetzt, die manchem Bürger geholfen hat, dieses Problem zu lösen.

Sie hat einen Einkaufsgutschein eingeführt, der sich gut als Geschenkkarte nutzen lässt. Und weil der Gutschein in 83 Geschäften in Garching eingelöst werden kann, hat man dazu beigetragen, den örtlichen Handel zu beleben. Das Vorbild macht nun Schule. Die Wirtschaftsförderung im Haarer Rathaus hat sich vorgenommen, so etwas in der 20 000-Einwohner Gemeinde auch zu etablieren.

Die Gemeinde Haar hält seit jeher wenig davon, Einkaufsmärkte am Ortsrand zu schaffen. Als Beispiel, wie man es nicht machen sollte, gilt im Rathaus Parsdorf-City im benachbarten Vaterstetten. Freilich hilft es dem örtlichen Handel etwa an der Leibstraße nur bedingt, wenn die eigene Gemeinde unliebsame Konkurrenz fernhält, aber ein paar Kilometer weiter eben diese Märkte entstehen, die den innerörtlichen Geschäften den Garaus machen. Deshalb stellt sich immer wieder die Frage, wie die Händler in der Haarer Einkaufsmeile unterstützt werden könnten.

Gespräche mit dem Gewerbeverein verliefen enttäuschend

Immer wieder kommt die Forderung auf, die Leibstraße attraktiver zu gestalten. Doch das scheitert seit Jahren, weil nicht alle Grundstückseigentümer an einen Tisch zu bekommen sind. Auch eine Werbegemeinschaft wird vermisst. Zuletzt ruhte die Hoffnung im Rathaus auch darauf, dass sich der Gewerbeverband Haar-Trudering im Bund der Selbständigen mit neuer Führung neu aufstellte. Doch Bürgermeisterin Gabriele Müller (SPD) bekannte am Mittwoch im Ferienausschuss des Gemeinderats, dass die Gespräche mit den Gewerbe-Vertretern eher enttäuschend verlaufen seien.

Deshalb hat die Wirtschaftsförderung im Rathaus selbst das Heft in die Hand genommen. Es gab laut Müller eine Befragung der Geschäftsleute, um deren Anliegen zu eruieren. Nun soll noch rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft die "Haarer Einkaufskarte" oder der "Haarer Einkaufsgutschein" eingeführt werden. Der endgültige Name stehe noch nicht fest, sagte Müller. Die Karte im Wert von zehn Euro soll vorerst im Bürgerbüro im Rathaus gegen Bar- oder Kartenzahlung erhältlich und bei teilnehmenden Geschäften einzulösen sein. Partner, die die Karte auch abends und samstags verkaufen, werden gesucht. Ein Online-Kauf ist bisher nicht vorgesehen, wird aber geprüft.

Von September an soll mit dem Prototyp der designten Karte und einem persönlichen Anschreiben der Bürgermeisterin in den Läden für die Teilnahme an dem Projekt geworben werden. Nach zwei Wochen werde telefonisch nachgefasst, um eine große Bandbreite an teilnehmenden Geschäften zu erreichen.

Bäcker Stefan Dümig fragte nach den Garchinger Erfahrungen

Bürgermeisterin Gabriele Müller sagte, mit der Karte solle das Ziel erreicht werden, die Kaufkraft stärker am Ort zu halten. Auf die Frage von Stefan Dümig (CSU), Inhaber der gleichnamigen Bäckerei am Kirchenplatz, welche Erfahrungen es mit solch einer Karte gegeben, verwies Müller auf Garching. Dort werde die Karte als Möglichkeit, ein Geschenk zu machen, gut angenommen. Als nächstes soll laut Müller in Haar für die neue Karte auch öffentlich geworben werden. Müller kündigte an, dieses Angebot über die Homepage der Gemeinde bekannt zu machen. Eine eigene Homepage sei denkbar. Flyer und Plakate würden gedruckt.

In Garching hatte der dortige Gewerbeverband den Anstoß gegeben, die Einkaufsgutscheine zu schaffen. Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) bezeichnet diese als "echte und sehr sinnvolle Bereicherung für so manchen Geschenkkorb". Diese würden auch bei Jubiläumsbesuchen - also wenn der Bürgermeister etwa zu 90. Geburtstagen vorbeischaut - als Mitbringsel eingesetzt. Es sei sicherlich nicht einfach gewesen, alle Geschäftsleute organisatorisch mit ins Boot zu holen, sagt Gruchmann. Aber es sei gelungen.

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