Wie bringt man Kinder und Jugendlich wieder zum Lesen - in Zeiten von Facebook und Instagram? Vier Buchhandlungen im Landkreis München haben sich darum besonders gekümmert. Sie haben Lesenächte, Ausstellungen und Führungen veranstaltet, alles um die jungen Leute wieder an das gedruckte Wort heranzuführen. Und ihre Bemühungen werden nicht nur von den Kleinen wahrgenommen: Am Dienstag haben ihnen das Bayerische Bildungsministerium und der Börsenverein des Bayerischen Buchhandels das Gütesiegel "Leseforum Bayern - Partner der Schule" verliehen.
Insgesamt haben 148 Buchhandlungen in Bayern das Siegel bekommen, darunter auch vier Läden in Ottobrunn, Grünwald, Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Deisenhofen. Sie alle können jetzt einen Aufkleber an ihre Tür kleben und eine Urkunde in ihr Geschäft hängen, auf der steht, dass sie sich für die Leseförderung bei Kindern einsetzen. "Die Kunden merken so gleich am Eingang, dass es sich um eine besonders gute Buchhandlung handelt", sagt Barbara Voit vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels.
Schon seit neun Jahren kümmert sich Claudia Sperling um die Kinder- und Jugendabteilung in der Buchhandlung an der Schlossstraße in Grünwald. Sie hat einen Teenie-Leseclub gegründet, der sich regelmäßig trifft und über die neusten Bücher austauscht. Besonders beliebt: die jährliche Lesenacht. Um die 30 Jugendlichen übernachten dann mit Isomatte und Schlafsack in der Buchhandlung. "Zum Schlafen komme ich in der Nacht nicht", sagt Claudia Sperling. Semmeln hole sie am nächsten Morgen für die Teilnehmer aber trotzdem.
Auch sonst tut Sperling viel, um das Lesen zu fördern. Mit der Gemeindebibliothek Grünwald hat sie die Aktion "Schock deine Eltern, lies ein Buch" ins Leben gerufen. Die Teilnehmer bekommen ein Kärtchen, auf das sie jedes Buch, das sie während der Sommerferien gelesen haben, eintragen. Schaffen sie mehr als drei, werden sie nach den Ferien auf ein Fest eingeladen. Dieses Jahr hat es das Motto "Wiesn" und findet am Freitag, 25. September, von 15.30 Uhr an in der Gemeindebibliothek statt.
"Besonders die Jungs spornt das an", sagt Sperling. "Die sind nämlich sonst eher lesefaul." Das kann auch Lutz Nagler bestätigen. Er leitet die Buchhandlungen Kempter in Ottobrunn, Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Deisenhofen, die ebenfalls alle jetzt das Gütesiegel bekommen. Nagler gibt sich Mühe, auch für Buben spannendende Bücher im Laden zu haben. "Viele Jungs haben einfach weniger Lust als die Mädchen."
Um Kinder und Jugendliche zu Lesern zu machen, haben die Buchhandlungen Kempter viel versucht. Sie veranstalten Führungen durch den Laden und das Lager und sie organisieren Lesungen an den Schulen. Aber bringt das auch etwas? "Wenn die Schüler da sind, hören alle immer ganz gespannt zu", sagt der Inhaber. Zuhause sehe es dann wohl wieder etwas anders aus: "Kinder werden immer unaufmerksamer und können an einem Buch nicht mehr so lange dran bleiben." Das, sagt Nagler, erzählten ihm zumindest Eltern und Lehrer.