Grünwald:Viel heiße Luft

Grünwald: Der Betreiber Paranet lässt verlauten, in allen Traglufthallen würden die Mängel behoben.

Der Betreiber Paranet lässt verlauten, in allen Traglufthallen würden die Mängel behoben.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Helferkreis schlägt wegen Zuständen in Wörnbrunner Asylunterkunft Alarm

Von Martin Mühlfenzl, Grünwald

Die Probleme in den Traglufthallen des Landkreises reißen aus Sicht der Helfer nicht ab. Nun hat sich die Sprecherin des Helferkreises Grünwald, Ingrid Reinhart, in einem Brief an Landrat Christoph Göbel (CSU) über die Zustände in der Unterkunft Wörnbrunn beklagt. In dem Schreiben, das der Süddeutschen Zeitung vorliegt, fordert sie den Landrat auf, die "hygienischen und klimatischen Zustände in der Traglufthalle Wörnbrunn auf ein erträgliches Maß anzuheben".

Es ist binnen weniger Tage der zweite Hilferuf, der das Landratsamt aus einer der sieben Traglufthallen erreicht. Vergangene Woche hatte sich ein anerkannter Flüchtling aus Neubiberg an den Landrat, Bürgermeister Günter Heyland und die SZ gewandt und von Zuständen gesprochen, die zu "kritischen und ernsthaften Krankheiten" für die Bewohner führen könnten. Duschen funktionierten kaum, tagelang müssten die Schutzsuchenden auf eine Duschgelegenheit warten, die sanitären Anlagen reichten für die mehr als 200 Bewohner ohnehin nicht aus.

"Fast kein warmes Wasser zum Duschen."

Ähnliches gibt es nun aus Grünwald zu hören. Reinhart, die den Appell an das Landratsamt mit der Gemeindeverwaltung herausgegeben hat, berichtet, dass seit Bezug der Halle in Wörnbrunn im Dezember "fast kein warmes Wasser zum Duschen" verfügbar sei. Auch hier seien die vorhandenen Duschcontainer marode und würden den Anforderungen der großen Personenzahl nicht genügen. In Grünwald sind derzeit noch nahezu 250 Schutzsuchende in der Traglufthalle untergebracht.

Und die, kritisiert Reinhart, könnten nicht einmal die "minimale Körperpflege" vornehmen: "Warmduschen ist aber eine hygienische Grundvoraussetzung, vor allem wenn man zusammen mit 250 Leuten in einer Traglufthalle lebt." Zudem würde die Klimaanlage kaum funktionieren, kritisiert Reinhart: Bei Sonnenschein und Außentemperaturen von nur 22 Grad würde sich die Traglufthalle derart aufheizen, dass sich die Bewohner und ihre Betreuer dort nicht mehr aufhalten könnten.

In den Unterkünften kommt es auch zu Sachbeschädigungen

Verantwortlich für die Ausstattung der Hallen zeichnet die in Berliner Firma Paranet. Deren Chef Jürgen Wowra bestätigt, dass es "vereinzelt in Hallen Probleme" gebe. "Wir haben 35 Hallen in ganz Deutschland. Dort, wo Bereiche nicht laufen, handeln wir auch sofort." Wowra sagt aber auch: "In Unterkünften mit 250 bis 300 Menschen kommt es auch zu Sachbeschädigungen. Und nicht immer kommen wir mit der Bearbeitung so schnell hinterher." Zudem sei Paranet darauf angewiesen, dass die Mitarbeiter in den Hallen Schäden schnellstmöglich melden würden.

Im Falle der Wörnbrunner Halle verspricht Wowra Verbesserungen zumindest bei der Klimatisierung: "Dort wird bis Montag eine neue Anlage eingebaut, die in den Testläufen sehr gute Ergebnisse erzielt hat. Die Halle in Unterföhring bekommt an diesem Mittwoch eine neue Anlage."

Dem Vorwurf, in den Unterkünften würden zu wenig sanitäre Anlagen bereitgestellt, widerspricht Wowra aber; diese entsprächen exakt dem vom Landratsamt erarbeiteten Schlüssel. Und auch die Warmwasserboiler funktionierten, sagt der Paranet-Chef: "Aber wir haben Hallen, in denen die Boiler leer sind, wenn zu lange geduscht wird. Das liegt auch an den Bewohnern."

Auch die Stabsstelle Asyl im Landratsamt hat den Helferkreisen beim letzten Treffen vergangenen Freitag zugesichert, dass in den "nächsten zwei Wochen die nötigen Installationen" erfolgen werden. Ingrid Reinhart glaubt nicht so recht daran und spricht von "Vertröstungen". Deshalb habe sie sich in einem Brief an Landrat Göbel gewandt.

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