Grünwald:Schmuckstück im Wald

Nach zwölf Monaten Bauzeit wird der neue Kindergarten in Wörnbrunn von Bürgermeister Jan Neusiedl feierlich eröffnet. Mehr als vier Millionen Euro hat die Gemeinde Grünwald dafür bezahlt

Von Ulrike Schuster, Grünwald

Lila Erika und gelbe Astern stecken in jedem der Gummistiefel, die, einer neben dem anderen, am Gartenzaun hängen. Sie sind der Grüß-Gott-Gruß von 25 Kindern, den ersten Bewohnern des noch nach frischer Farbe riechenden Wörnbrunner Kindergartens. Vor zwei Wochen sind sie eingezogen und kennen sich deshalb in ihrem neuen Domizil besser aus als die meisten Erwachsenen, die am Donnerstag zu einer kleinen Eröffnungsfeier vorbeischauten.

Allen voran Grünwalds Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU), der das Bemühen seiner Gemeinde, der Nachfrage nach Kinderbetreuungseinrichtungen gerecht zu werden, in dem Satz zum Ausdruck brachte: "Wir sind niemals am Ziel, aber immer auf dem Weg". Das sei der Grünwalder Leitsatz, wenn es um die Kinder gehe. Was man tun könne, müsse man tun, damit sich die Kinder bestmöglich entfalten könnten, sagte Neusiedl. Was die Gemeinde im aktuellen Fall tat, lässt sich in Zahlen ausdrücken: 4,7 Millionen Euro. So viel Geld hatte die Gemeinde in den Haushalt eingestellt.

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Blumenstiefel als bunter Willkommensgruß am Zaun des neuen Kindergartens in Grünwald.

(Foto: Angelika Bardehle)

Wobei laut Bürgermeister Neusiedl der volle Betrag gar nicht abgerufen werden musste für den Bau und die Möblierung des neuen Kindergartens, der sich über drei Etagen ausbreitet und 650 Quadratmeter Nutzfläche hat - umgeben von Wald und Wiesen. "Es ist traumhaft, nicht länger Fahrgemeinschaften organisieren zu müssen, um mit den Kindern im Wald Pilze sammeln zu können", sagte Diana Burger, die Leiterin des Kindergartens, eines "Schmuckstücks", wie sie frohlockt. Die Grünwalder Architekten Tom Stroh und Jens Peter Oldenbourg sprachen schon früh von einer großen Herausforderung, den Kindergarten in dem ehemaligen Wirtschaftsgebäude des Forsthauses Wörnbrunn unterzubringen. Der geometrische Grundbaukörper sollte mit Rücksicht auf das unter Denkmalschutz stehende Forsthaus genau in derselben Größe bleiben, obwohl das alte Gemäuer abgerissen wurde. In jedem der Gruppenräume gibt es nun eine Galerie, auf die die Kinder über eine Treppe gelangen. Sie sind dann auch gleich auf der Ebene des Dachgeschosses, in dem sich die Schlaf- und Sinnesräume, also beispielsweise Musikzimmer und Ruheecken, befinden.

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Schlüsselszene: Pfarrer Christian Stalter (li.), Diana Burger (Erzieherin, 3. v. l.), Bürgermeister Jan Neusiedl (3. v. r.) bei der Eröffnungsfeier.

(Foto: Angelika Bardehle)

Einen besonderen pädagogischen Überbau gibt es nicht für den Wörnbrunner Kindergarten, der noch keinen Namen hat. Dafür steht bereits der tägliche Auftrag an der Wand geschrieben, eine Konfuzius-Weisheit: "Erkläre es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde mich erinnern. Lass es mich selber tun, und ich werde es verstehen." Zwölf Monate dauerte der Neubau. Architekt Oldenbourg sagte, die Schönheit des Kindergartens sei in den klaren, einfachen Formen und dem großzügigen Lichteinfall zu sehen. "Wer von klein auf mit der Schönheit von Kunst und Natur vertraut gemacht wird, ist ein glücklicherer Mensch." Den geistlichen Segen spendeten der katholische Pater Anton Lötscher und Pfarrer Christian Stalter von der evangelischen Kirche.

Stalter sprach von den Kindern, "die das Salz der Erde sind" und in Wörnbrunn Entwicklungsphasen wie der junge Mogli aus dem Dschungelbuch durchleben würden. "Wir haben mit unseren Konfessionen keine Probleme, das wünsche ich auch den Kindern", sagte Pater Lötscher und bat den zweiten Bürgermeister Stephan Weidenbach um das Weihwasser, "damit sie sehen, wie gut Staat und Kirche zusammen passen." Einige Spritzer Weihwasser landeten auf der Nase von Architekt Stroh - "schaden tut's nicht", sagte Lötscher. Nach den ersten beiden Wochen hätten sich die Kinder schon gut in ihrem neuen Refugium eingelebt, sagte Diana Burger. Für weitere 25 Kinder ist noch Platz, die Gebühren betragen je nach Betreuungsdauer zwischen 90 und 150 Euro im Monat.

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