Wo Unternehmer zusammenkommen:Profitable Kontakte in Grünwald

Grünwald, Reportage Business Club Grünwald,

Wichtige Frauen: Sandra Eversberg, Alexandra Schrödel und Hedieh Rahimi (von links) treffen sich im Business Club Grünwald.

(Foto: Angelika Bardehle)

Im Business Club treffen sich Geschäftsleute und Selbständige zum "Networking". Ein Blick hinter die hohen Mauern der reichen Gemeinde.

Von Claudia Wessel, Grünwald

Eine Wolke Herrenduft schwebt herein, eine tiefblaue Loden-Samtjacke, ein braun gebranntes Gesicht mit einem selbstbewussten Lächeln. Der Träger dieser Attribute gediegener Bodenständigkeit mischt sich unter die bereits Anwesenden. Männer in glänzenden Anzügen und weißen Hemden, jeweils eine Hand in der Hosentasche, auf der Brust ein aufgeklebtes Namensschild, die Schuhe nach neuestem Design und alle mit einer Aura, die keinen Zweifel lässt: Diese Herren sind Entscheider.

Die Gemeinde Grünwald ist wohlhabend. Sie verfügt traditionell über einen Traumhaushalt, den so manche Landkreiskommune sich nur wünschen kann. "So mit den Zahlen zu brillieren, das gibt es in Deutschland nur einmal, und zwar hier", sagte der Zweite Bürgermeister Stephan Weidenbach (CSU) bei der Verabschiedung des Haushalts 2016 im März. Zu verdanken sind die einmaligen Zahlen vor allem den großartigen Gewerbesteuereinnahmen. Im vergangenen Jahr waren es 172 Millionen Euro. Geld, von dem sich die Gemeinde Grünwald einiges leistet: ein Gymnasium, ein Haus der Begegnung, Kindergärten, Horte und vieles mehr. Eine Infrastruktur, die allen Bewohnern zugute kommt, die aber auch wiederum viele Geschäftsleute anzieht.

Wer aber sind eigentlich die Menschen, die Grünwald diesen Reichtum bescheren? Um dem auf die Spur zu kommen, kann man etwa ein Treffen des Grünwalder Business Clubs besuchen. Gegründet wurde er von Carsten Kuchernig, 49, Geschäftsführer einer Consultingfirma. Die Idee zu dem Business Club entstand im Biergarten der Grünwalder Einkehr. Dort saß Kuchernig mit einem Grünwalder Unternehmer zusammen und beide plauderten gemütlich. "Wen kennst du denn hier so alles?", fragte Kuchernig. Sehr wenige, bekannte sein Gegenüber, um nicht zu sagen: fast niemanden. "Grünwald hat ja eine Eigenart", sagt Kuchernig. "Hohe Mauern. Die Leute kennen sich nicht." Unter anderem auch deshalb, weil viele der Unternehmer und Geschäftsleute oft unterwegs sind. "Man müsste sich mal zusammensetzen", fand Kuchernig und leitete die Sache gleich in die Wege.

Im Untergeschoss eines Bürohauses an der Nördlichen Münchner Straße treffen sich nun monatlich Menschen, die in Grünwald leben oder arbeiten. Das ist die erste Bedingung. Die zweite lautet: Erwünscht sind nur Geschäftsführer, Inhaber, Vorstände von Firmen oder Selbständige. Also Leute, die das Sagen haben.

Weil Grünwald mit seinem niedrigen Gewerbesteuer-Hebesatz ein kleines Paradies für Unternehmer ist - rund 7000 Firmen sind in der Gemeinde angemeldet - ist es zweifellos der richtige Ort für einen Business Club. Beim 41. Treffen sind inzwischen auch ein paar Frauen eingetroffen, die ebenfalls alle an entscheidender Position sitzen. Da ist etwa die Kanzleileiterin Hedieh Rahimi von der Firma "Telis Finanz", Sandra Eversberg, die sich "Hypno-Coach und Business Strategin" nennt, sowie Alexandra Schrödel, Geschäftsführerin einer Firma, die Unternehmen in Sachen Öffentlichkeitsarbeit berät.

"Das schönste Marktgebiet ist hier."

Unter den Teilnehmern, die sich an diesem Abend den Vortrag über die Basketballer des FC Bayern München anhören möchten, der auf dem Programm steht, ist auch ein Banker: Filialdirektor Harald Seidl von der Niederlassung der Deutschen Bank in Grünwald. Er schwärmt: "Das schönste Marktgebiet ist hier." Weitere Besucher: Rechtsanwalt Oliver Schwend, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Malte Thalemann, Andreas Hess von einer gleichnamigen Medien- und Produktionsberatung, der bei der Vorstellungsrunde verrät: "Wir haben schon einer Reihe von TV-Sendern zum Start verholfen."

Grünwald, Reportage Business Club Grünwald,

Wichtige Männer: Jörn Verleger, Oiver Schwend, Carsten Kuchernig und Robin Gollbach (von links).

(Foto: Angelika Bardehle)

Dann noch Robert Sedlmaier, Geschäftsführer einer Firma, die Luxus-Gebrauchtwaren vertreibt. Hess ist bereits zum zweiten Mal da, auch wenn er für Filmproduktionen, Events und Projekte meist unterwegs ist, auch im Ausland, wie er wissen lässt. Dennoch brauche man eine "lokale Anbindung", sagt Hess. Diese hat er in Grünwald gesucht und gefunden. "Es gibt hier einen sehr guten Hebesatz - wie war der noch mal? Er ist auf jeden Fall deutschlandweit einmalig und wenn man ein profitables Geschäft macht, ist das sehr wichtig."

Im Business Club sei er zum Zwecke des "Networkings". Wirtschaftsprüfer Thalemann etwa hat er gerade kennengelernt. "Ein neues Gesicht, obwohl ich aus seiner Kanzlei durch die exzellenten Weihnachtsfeiern bereits viele Leute kenne", sagt Hess im Tonfall des Insiders. Die Idee des Business Clubs findet auch er gut, weil "viele nicht wissen, was es in Grünwald alles für Unternehmungen gibt".

Auch Thalemann ist begeistert. "Ich bin von Anfang an dabei, weil ich neugierig war, was außerhalb der Mauern in Grünwald passiert." Anwesend ist an diesem Abend auch Jörn Verleger, Geschäftsführer des Freizeitparks. Klar, das Thema FC Bayern Baskets, das geboten ist, interessiert ihn als Betreiber von Sportstätten.

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Suppe serviert Jennifer Korger.

(Foto: Angelika Bardehle)

Nach dem Vortrag gibt es noch Gulaschsuppe und belegte Brote und Kuchernig schwärmt im kleinen Kreis weiter vom FC Bayern und dessen Basketballern. "Wo sonst ist man vier Stunden lang am Kunden dran?", sagt er über den Besuch eines Basketballspiels im Audi-Dome in München. Und das VIP-Ticket für Spiel, Essen und Trinken in der Lounge und vielfältiges Rahmenprogramm habe nur 200 Euro gekostet. Er hat auch noch einen ganz privaten Tipp auf Lager: Früher hatte er vier VIP-Tickets, doch die hat er auf drei reduziert. "Denn bei vier Personen sprechen immer zwei miteinander und ich kriege nichts mit." Bei dreien dagegen sitzt er in der Mitte und bleibt die ganze Zeit "nah dran".

Dass er seine Business Kollegen mit der Idee des Basketballspiels schon so gut wie überzeugt hat, sieht man den begeisterten Mienen an. Medienberater Hess im blauen Samtloden freut sich: "Man hat keinen Compliance-Stress." "Null Restrisiko", bestätigt jemand. Robin Gollbach vom Marketing des FC Bayern Basketball, der den Vortrag gehalten hat, sieht very happy aus. Er ist jetzt eindeutig auch ein Fan des Grünwalder Business Clubs.

Das nächste Treffen des Business Clubs findet an diesem Donnerstag, 28. April, 19 Uhr, an der Nördlichen Münchner Straße 14a statt, zum Thema "Starke Marken schlagen DAX und DOW - Investieren in Qualitätsaktien". Drei Monate lang darf jeder Interessent unverbindlich kommen.

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