Grünwald:Nur fast alles in schönster Ordnung

Grünwald: Ernst Holthaus (rechts) schenkte Bürgermeister Jan Neusiedl ein Bild, das er selbst gemalt hat. Als Dank für 80 Jahre Leben in Grünwald.

Ernst Holthaus (rechts) schenkte Bürgermeister Jan Neusiedl ein Bild, das er selbst gemalt hat. Als Dank für 80 Jahre Leben in Grünwald.

(Foto: Claus Schunk)

Die Bürgerversammlung könnte so friedlich sein - gäbe es da nicht den Streit unter Tennisspielern

Von Claudia Wessel, Grünwald

Zum Schluss gab's dann doch noch ein bisschen Aufregung in der Bürgerversammlung mit rund 70 Besuchern am Dienstagabend im Bürgerhaus Römerschanz, und das zu einem Thema, das viele offenbar gar nicht interessierte. Denn als Christian Geigle, der Vorsitzende des neu gegründeten Vereins Tennisfreunde Grünwald, zu reden begann, verließen die Zuhörer reihenweise den Saal. Ein im Saal Gebliebener unterbrach ihn mit dem Zwischenruf: "Ich frag' mich, ob eine Bürgerversammlung dafür da ist, sich mit den Interessen Einzelner zu befassen?"

Darauf hatte Geigle allerdings gleich eine Antwort. "Hinter den Tennisfreunden stecken 378 Grünwalder Bürger und ihre Kinder", erklärte er. Es handele sich somit nicht um "Einzelne". Die Tennisfreunde jedenfalls hatten den Antrag gestellt, dass sich der Gemeinderat mit ihrem Anliegen befasst. Konkret geht es darum, dass die Vereinsmitglieder einen Platz zum Spielen in Grünwald suchen. Sie haben auch schon einen im Auge: die fünf Tennisplätze im Freizeitpark, die derzeit von der Firma "Eltersports" genutzt werden. Dessen Inhaber hat überdies im Freizeitpark eine Halle gepachtet.

Das Thema ist in Grünwald allerdings nicht neu. Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) hat sich im Sommer schon mehrmals damit befasst ebenso wie der Verwaltungsausschuss. Bevor man im neuen Jahr endgültig entscheiden könne, ob auch die Tennisfreunde im Freizeitpark unterkommen, erklärte Neusiedl der Versammlung, müssten erst Rechtsfragen geklärt werden. Damit gab sich der Antragsteller nach einigem Hin und Her zufrieden.

Vier weitere Anträge von Bürgern lagen vor. Ein Architekt beantragte die Neugestaltung der Ortsmitte über einen städtebaulichen Wettbewerb. Neusiedl antwortete, es seien noch Studien in Auftrag, die man dazu erst abwarten wolle. Um ein verwildertes Grundstück in der Peter-Ostermayr-Straße ging es einem weiteren Antragsteller. Er wünschte sich, dass die Gemeinde etwas gegen das unschöne Aussehen des Grundstücks unternimmt. Neusiedl musste jedoch mitteilen, dass dies seit 1994 nicht mehr möglich sei. Damals sei das Bayerische Naturschutzgesetz in Kraft getreten, das es unmöglich mache, gegen Verwilderung vorzugehen, denn viele Tier- und Pflanzenarten profitierten davon. Vor 1994 gab es in Grünwald eine Satzung gegen Verwilderung, teilte Neusiedl mit. Seinerzeit konnte man in ähnlichen Fällen Geldbußen verhängen. In diesem Fall könne die Gemeinde lediglich mit dem Besitzer Kontakt aufnehmen und ihn bitten, für Ordnung zu sorgen.

Eine Tempo-30-Zone in der gesamten Dr.-Max-Straße strebte ein weiterer Bürger an. Eine solche sei jedoch nicht möglich, so Neusiedl. Es gebe dort keine Gefahrenlage, auch habe man mit baulichen Maßnahmen die Situation bereits verbessert. Eine letzte Anfrage drehte sich um das Bunkergrundstück: Was die Gemeinde damit vorhabe? Neusiedl teilte mit, dass es sich um ein Privatgrundstück handele. "Man kann niemanden zwingen zu bauen." In allen vier Fällen akzeptierten die Anwesenden die Meinung der Gemeinde.

Zuvor hatte Neusiedl über Wichtiges aus der Gemeinde berichtet. "Es wird viel gebaut, von der Gemeinde und privat", sagte er. 107 private Baugenehmigungen habe man im vergangenen Jahr erteilt, um die hundert sei der Durchschnitt pro Jahr. Im Frühjahr werde man mit dem Erweiterungsbau des Gymnasiums beginnen. Die Zahl der Kinder in Grünwald steige, freute sich das Gemeindeoberhaupt. In der Grundschule habe man sieben erste Klassen. Das Haus der Begegnung werde im Herbst fertig. Schon jetzt könnten sich Interessenten für die 56 Wohnungen bei der Gemeinde auf eine Vormerkliste eintragen lassen. Über die Vergabe entscheide im Frühjahr der Gemeinderat. 2017 soll auch der Ausbau des Geothermie-Netzes abgeschlossen werden, ein Blockheizkraftwerk gehe in Betrieb. Noch in diesem Jahr werde die Traglufthalle für Asylbewerber in Wörnbrunn abgebaut. Der Mietvertrag endet am 19. November.

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