70 Jahre Parkresidenz in Grünwald:Nie mehr in Sack und Asche

Grünwald, Historische Modenschau mit alten Schwesterntrachten in der Parkresidenz Helmine Held, aus Anlass 70 Jahre Bestehen

Bei einer Modenschau präsentierten Mitarbeiterinnen die Uniformen, die Rotkreuzschwestern einst tragen mussten - bis in die Fünfzigerjahre sogar in ihrer Freizeit.

(Foto: Angelika Bardehle)

Die Parkresidenz Hermine Held war einst Altersruhesitz für Rotkreuz-Schwestern. Heute ist das Haus in Grünwald ein modernes Alten- und Pflegeheim.

Von Claudia Wessel, Grünwald

Hütchen, Schürze und darunter ein blau-weiß gestreiftes Kleid mit weißem Kragen, in dessen Mitte die Brosche mit dem Roten Kreuz prangte - so kam die Rotkreuz-Schwester einst zu ihren Patienten, doch nicht nur dahin.

Als Zeichen schwesterlicher Verbundenheit trugen sie die Tracht auch privat. Anfangs waren die Kleider noch knöchellang, etwa bis 1944. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie etwas kürzer, bedeckten aber immer noch das Knie. In der Hand trug die Schwester oft noch ein Köfferchen mit dem Roten Kreuz. Dieses Erkennungszeichen war sowieso an allen möglichen Stellen befestigt, sodass nie ein Zweifel daran bestehen konnte, wer einen gerade behandelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen die Schwestern dagegen zu protestieren, dass sie auch privat in "Sack und Asche" herumlaufen sollten. 1956 wurde daher die Pflicht abgeschafft, die Uniform auch in der Freizeit zu tragen.

Einst ein Ruhesitz für Rotkreuz-Schwestern

Einen Einblick in den Wandel der Rotkreuz-Schwestern-Tracht bekamen die Besucher am Samstag im Zuge einer Modenschau beim Tag der offenen Tür aus Anlass des 70-jährigen Bestehens der Parkresidenz Helmine Held in Grünwald. Das Heim wurde einst als Altersruhesitz für Rotkreuz-Schwestern geschaffen, heute ist es ein modernisiertes Alten- und Pflegeheim für jedermann.

Beim Tag der offenen Tür wurde auch das neue Besucher-Café im Erdgeschoss des Mittelbaus eröffnet. "Siebzig Jahre nach der Übernahme durch Oberin Samaritana Heid, zahlreichen Umbauten und einer zunehmenden Spezialisierung auf den Schwerpunkt Demenz ist die Parkresidenz ein modernes, für alle Senioren offenes Haus", sagt Parkresidenz-Leiterin Heidi Sogawe.

Für Edith Dürr, Generaloberin und Vorstandsvorsitzende der Schwesternschaft, war die Modenschau ein schönes Symbol für die Entwicklung der gemeinnützigen Organisation seit ihrer Gründung im Jahre 1872: "Unsere berufsethischen Grundsätze, die sich an den Rotkreuz-Grundsätzen orientieren, sind seither gleich geblieben. Am Wandel der Tracht ist jedoch der Wandel der Profession ablesbar. Heute sind Rotkreuz-Schwestern hoch qualifizierte Spezialistinnen, die auf der Basis aktuellster pflegewissenschaftlicher Erkenntnisse in den unterschiedlichsten Bereichen den Pflegeberuf ausüben. Das gilt in den Kliniken der Schwesternschaft genauso wie in unserer Senioreneinrichtung."

Ein geschichtsträchtiges Haus

Die Parkresidenz Helmine Held ist ein geschichtsträchtiges Haus. Das ehemalige "Baumeisterhaus", ein Anwesen des bayerischen Herzog Albrecht VI. aus dem 17. Jahrhundert, war während des nationalsozialistischen Regimes Wohnsitz des Reichsschatzmeisters Franz Xaver Schwarz. Nach dem Einmarsch der Alliierten übernahmen amerikanische Ingenieur-Offiziere das Grünwalder Anwesen, das nach deren Abzug 1947 von der Schwesternschaft München des Bayerischen Roten Kreuzes erworben wurde.

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