Grünwald:Kleine Bühne, große Wertschätzung

In der Musikschule präsentieren sich 220 Mädchen und Buben beim Regionalentscheid von "Jugend musiziert"

Von Marlene Thiele, Grünwald

Gute Musik stirbt niemals aus. Zumindest in diesen Tagen scheint es so zu sein. 220 Buben und Mädchen kamen am Wochenende beim Regionalwettbewerb von "Jugend musiziert" in der Grünwalder Musikschule zusammen, um Stücke von Bach, Händel oder Vivaldi zu spielen - manche von ihnen allein, andere gruppenweise, je nach Musikinstrument. Das Klavier zum Beispiel wird in diesem Jahr nur im kleinen Ensemble bewertet: Es muss von zwei bis vier Blas- oder Streichinstrumenten begleitet werden.

Grünwald: Bereits zum 53. Mal findet in diesem Jahr der Wettbewerb statt - mit dabei ist diesmal an der Querflöte Paulina Rings.

Bereits zum 53. Mal findet in diesem Jahr der Wettbewerb statt - mit dabei ist diesmal an der Querflöte Paulina Rings.

(Foto: Claus Schunk)

Emma Kreuz hat sich mit Clara und Veronika Goslich zusammengetan. Die drei sind jeweils 15 Jahre alt, spielen Klavier, Violine und Violoncello und haben sich seit Sommer auf den Wettbewerb vorbereitet. "Am Anfang haben wir uns alle zwei Wochen getroffen", erzählt Emma, "später dann natürlich öfter. Außerdem hat jede allein mit dem Instrument geübt." Das macht sich natürlich bezahlt, wenn man dann auf der Bühne steht. Nach der Musik von Joseph Haydn kam ein schnelleres Stück von Jean Francaix, bei dem das Cello auch mal zum Zupfinstrument wird. Zwanzig Minuten haben sie, um sich vor der dreiköpfigen Jury zu beweisen, ehe das nächste Team an der Reihe ist. Emma, Clara und Veronika spielten aber nicht nur selbst, sie hörten auch zu. "Die anderen sind für uns keine Konkurrenten", meint Veronika, "jede Gruppe wird individuell beurteilt, wie in der Schule, wo jeder eine Eins bekommen kann. Es geht uns sowieso nicht nur ums Ergebnis."

Grünwald: Höchste Konzentration: Alicia Rings am Klavier.

Höchste Konzentration: Alicia Rings am Klavier.

(Foto: Claus Schunk)

"Jugend musiziert" ist vor allem eine Motivation, das sagt auch Gundula Kirpal, die als Jurymitglied Punkte vergibt: "Es ist schwer, als Musiker weiterzukommen, wenn man kein Ziel hat und immer wieder nur vor Eltern oder Musiklehrern spielen kann. Hier gibt es noch mal eine andere Bühne und Wertschätzung."

Der deutschlandweite Wettbewerb wird heuer zum 53. Mal ausgetragen. Beim Regionalwettbewerb in Grünwald musizierten die Jugendlichen aus den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach, Starnberg und dem südlichen Landkreis München. Wer sich besonders hervortut, darf beim Landeswettbewerb in Regensburg antreten. Dort können sich die Musiker dann für den Bundeswettbewerb in Kassel qualifizieren. Große Ziele, die der Nachwuchs ernst nimmt. "Alle sind durchweg gut vorbereitet", sagt Gundula Kirpal, "ähnlich wie beim Leistungssport steigt das Niveau ständig, schon alleine, weil die Ausbildung immer besser wird. Natürlich spielen auch die Eltern eine große Rolle." Meistens kommen die Teilnehmer aus einer musiknahen Familie. Bei Veronika und Clara Goslich zum Beispiel war bis zu den Großeltern jeder musikalisch. Naheliegend, dass die Zwillingsschwestern schon mit sechs Jahren ihr erstes Instrument gelernt haben: Veronika Klavier, ihre Schwester Blockflöte. "Mit zehn Jahren habe ich dann entschieden, Violine zu lernen", sagt Veronika, "damit habe ich wirklich mein Instrument gefunden. Seitdem macht es noch mehr Spaß." Dasselbe zu lernen, das kam für die beiden nicht in Frage: "Als Zwillinge sind wir eh immer wie eine. Mit dem eigenen Instrument ist man mehr man selbst."

In insgesamt elf Kategorien treten die 220 Musiker zum Wettbewerb an, bewertet werden sie je nach Altersgruppe: Bis Jahrgang 1989 ist die Teilnahme möglich, die jüngsten sind jünger als sechs Jahre. Die Ergebnisse gibt es kurz nach dem Auftritt: In der Kategorie und Altersstufe von Emma, Clara und Veronika gab es vier Teams, die alle den ersten Platz erreichten. Zwei Gruppen qualifizieren sich für den Landeswettbewerb, die anderen können es im nächsten Jahr noch mal versuchen. "Jugend musiziert" ist schließlich vor allem ein Anreiz, betont auch Piet de Boer, der ebenfalls in der Jury sitzt: "Als ich elf Jahre alt war, meinte meine Musiklehrerin immer, ich sei faul. Sie hat darauf gedrängt, dass ich am Wettbewerb teilnehme, damit ich mich auch mal anstrenge. Ich habe dann ganz passabel gespielt." Er sei nicht weitergekommen, sagt de Boer: " Ein Jury-Mitglied meinte aber zu mir: 'Aus dir wird noch etwas.' Das hat mich unheimlich motiviert. Und heute bin ich Flötist bei den Münchner Symphonikern."

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