Grünwald:Klein, aber fein

Der Antikmarkt im Forsthaus Wörnbrunn ist bei Sammlern wie Händlern beliebt. Die Antiquitäten, die dort angeboten werden, sind meist kostbar und erzählen Geschichten. Darum wird kaum gefeilscht.

Von Laura Borchardt, Grünwald

Schwarze Lederjacke, dunkles Shirt, graue Jeans mit Nietengürtel, dazu eine silberne Gliederkette um den Hals und spitze Cowboy-Stiefel in Schlangenhautoptik. Klingt ganz nach hartem Rocker-Typ oder Türsteher. Peter Fischer ist nichts dergleichen. Der 47-Jährige ist Antiquitätenhändler. Sein Schwerpunkt: Porzellan. Am liebsten möglichst große Stücke und ganze Figurengruppen. Von Nymphenburg über Thüringen bis Meißen verkauft er an seinem Stand auf dem Antik- und Sammlermarkt in Grünwald altes Porzellan aus den berühmten Manufakturen.

Neben Peter Fischer sind an diesem Wochenende noch 13 weitere Händler im Forsthaus Wörnbrunn. Ein großer, von alten Holzpfeilern durchzogener Raum dient ihnen als Ausstellungsfläche. Keine großen Möbelstücke, sondern vor allem kleinere Antiquitäten wie Schmuck, Porzellan, Silber, Uhren, Grafiken gibt es zu kaufen. Seit etwa 20 Jahren findet der kleine Markt inmitten des Grünwalder Forsts statt. Heuer schon zum zweiten Mal. Insgesamt sechs Termine sind es in einem Jahr: Drei Wochenenden im Frühjahr folgen nach einer Sommerpause noch drei weitere Markttermine im Herbst.

Grünwald: Beim Antikmarkt in Wörnbrunn gibt es viel zu bestaunen, vor allem kleinere Werke: Schmuck, Porzellan.

Beim Antikmarkt in Wörnbrunn gibt es viel zu bestaunen, vor allem kleinere Werke: Schmuck, Porzellan.

(Foto: Claus Schunk)

Bereits am Freitag haben die meisten Aussteller mit dem Standaufbau begonnen. "Ungefähr zehn Stunden braucht man, um eine volle Transporterladung Ware auszupacken und aufzubauen", erzählt Fischer. Vom ersten selbst verdienten Geld kaufte der Gilchinger sich vor 30 Jahren eine antike Pendeluhr. Seitdem ist seine Lust am Sammeln ungebrochen und der gelernte EDV-Kaufmann machte sein Hobby zum Beruf. Aus Privatbesitz, von anderen Händlern oder auch im Internet ersteht Fischer, der früher in Laim einen Antiquitätenladen hatte, seine Stücke.

Während sich einige Händler nur auf Schmuck, Textilien oder Grafiken spezialisieren, hat Fischer von allem etwas im Angebot: neben Taschenuhren, Schmuck und Bildern auch holzgeschnitzte Barockengel und Moriskentänzer-Figuren. Sein ganzer Stolz aber ist eine Meißner Porzellanfigur aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts: ein Schimmel mit Reiter.

Nebenan am Stand von Rita Schreier glänzt und leuchtet es. Die 67-Jährige hat sich auf antike Einrichtungs- und Haushaltsgegenstände spezialisiert - von poliertem Silberbesteck bis zu funkelnden Kristalllampen. "Das brauchen die Leute irgendwie immer und kaufen es deshalb gerne", erzählt Schreier. Sie handelt schon seit 34 Jahren mit Antiquitäten und war vor 15 Jahren das erste Mal in Wörnbrunn. Auf der Suche nach schönen Einzelstücken reist die leidenschaftliche Sammlerin gemeinsam mit ihrem Mann mehrmals im Jahr nach England und Frankreich.

Grünwald: Sechs Mal im Jahr findet der Antikmarkt statt - und erfreut sich großer Beliebtheit.

Sechs Mal im Jahr findet der Antikmarkt statt - und erfreut sich großer Beliebtheit.

(Foto: Claus Schunk)

Der Internethandel habe dem Marktgeschäft in den letzten Jahren sehr geschadet, hat sie festgestellt. Deshalb ist sie froh, dass an diesem Samstag trotzdem Kunden kommen, die "die Ware in die Hand nehmen und das Material selbst prüfen wollen". Die Kundschaft in Grünwald schätzt Schreier besonders. "Ein gutes Pflaster." Die meisten Kunden sind über 50 und gehen als wohlhabend durch. Doch auch Jüngere interessieren sich für Altes. "Viel zu oft ist man heute nur noch in Ikea-Wohnungen unterwegs", sagt Andreas Bräu aus Nymphenburg. Deshalb hat der 28-Jährige seinen Wochenendausflug mit einem Besuch auf dem Antikmarkt verbunden. Bräu mag in seiner Wohnung alte Einzelstücke, "die viel Leben und Charakter haben und eine Geschichte erzählen". Beim ersten Rundgang über den Markt hat der Münchner schon ein paar Holzschnitzereien und Druckgrafiken ins Auge gefasst.

Immer wenn in Wörnbrunn der Antikmarkt stattfindet, ist auch die Grünwalderin Hedi dabei. Obwohl ihre Schränke zu Hause eigentlich schon voll seien, finde sie immer noch ein paar Kleinigkeiten. Ihre Ausbeute heute: ein silbernes Tablett, zwei Rotweingläser und drei Porzellanengel. Gerne nimmt sie die Antiksachen auch als Geschenke für ihre acht Patenkinder.

Beim Preis gibt es auf dem Antikmarkt in Wörnbrunn keinen so großen Spielraum, wie man ihn von Flohmärkten kennt. Verhandelt wird eher selten, weil die Händler wenig Freiheiten haben: Standkosten, die Beschaffung der Ware, steuerliche Abzüge und Anreise - wer das alles miteinrechnen muss, für den bleibt am Ende manchmal gar nicht mehr so viel übrig, sagt Josef Wagner. Neben Silbergeschirr, Porzellan und Schmuck verkauft der Händler Holzengel von Schnitzern aus Oberammergau oder dem Grödnertal in Südtirol. "Wenn man wüsste, was die alle für eine Geschichte haben, könnte man wohl ein Buch darüber schreiben", sagt der 71-Jährige und lächelt dabei.

Grünwald: Könnten die Antiquitäten Geschichten erzählen, es ließen sich Bücher damit füllen.

Könnten die Antiquitäten Geschichten erzählen, es ließen sich Bücher damit füllen.

(Foto: Claus Schunk)

Das ist es, was die meisten Händler und Besucher auf dem Antikmarkt in Grünwald eint: Sie sind fasziniert von den Geschichten, die diese antiken Stücke aus einer anderen Zeit haben - auch wenn man die meisten heute nicht mehr weiß. Aber dafür gibt es schließlich noch die Fantasie.

Der nächste Antik- und Sammlermarkt in Wörnbrunn ist am Samstag und Sonntag, 28. und 29. März, von 10.30 bis 18 Uhr. Eintritt: drei Euro.

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